ZEW-Wissenschaftler sprechen sich für die Einführung einer City-Maut aus

Energy Transition and Climate Change

Lösungen für die Verkehrspolitik

Eine City-Maut könnte verkehrsbedingte Belastungen in Städten effizient lösen.

Im Kontext der aktuellen verkehrspolitischen Debatte betonen Wissenschaftler des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, dass sich das Problem verkehrsbedingter Belastungen in Innenstädten wie verschmutzter Luft und Staus durch eine City-Maut effizient lösen lässt. Damit unterstützen sie eine Initiative des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), der marktorientierte Lösungsansätze in der Verkehrspolitik befürwortet.

Bereits im Frühjahr 2018 hatte ein Forscher-Team des ZEW, des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden, und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK), Leipzig, darauf hingewiesen, dass eine City-Maut aus ökonomischer Sicht solchen Maßnahmen wie Diesel-Fahrverboten klar überlegen ist. So sollte eine City-Maut streng nach dem Schadstoffausstoß – unabhängig von eingesetzter Kraftstoffart und Technologie – gestaffelt sein und die negativen Auswirkungen des Autofahrens sichtbar und zielgenau dem eigentlichen Verursacher in Rechnung stellen. Fahrzeuge mit niedrigeren Schadstoffklassen zahlen demnach höhere Mauttarife.
 
„Das bedeutet, je voller die Straßen und je belasteter die Luft, desto höher die Maut. Der entscheidende Punkt aber ist: Mit der City-Maut haben die betroffenen Menschen eine Wahl. Sie können selbst entscheiden, ob ihnen die Fahrt ins Stadtzentrum mit dem eigenen Pkw so viel wert ist oder ob sie nach Alternativen suchen“, sagt Prof. Dr. Martin Kesternich, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Umwelt und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“.
 
Durch eine City-Maut werden Anreize für Autofahrer geschaffen, das eigene Mobilitätsverhalten zu verändern, und wird die Verbesserung der Luftqualität zu geringeren gesellschaftlichen Kosten erreicht, als es durch Diesel-Fahrverbote möglich wäre, argumentieren die Wissenschaftler. „Bei Einführung einer City-Maut kann über den variablen Preis signalisiert werden, wann Fahrten in der Innenstadt besonders schädlich für Mensch und Umwelt sind“, erklärt Kesternich.
 
Die Debatte um klimaneutrale Verkehrskonzepte sollte nach Ansicht der Wissenschaftler auf Basis empirischer Studien mit einer klaren Identifikation kausaler Effekte geführt werden. Dazu benötigt die Forschung allerdings Daten in besserer Qualität und Quantität, als sie derzeit vorliegen, wie die Forscher/innen in einem aktuellen ZEW policy brief festhalten.

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