ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE - Konjunkturerwartungen für die CEE-Region gehen leicht zurück
Konjunkturindikator CEEDie Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexperten für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) gehen im November leicht um 3,4 Punkte auf minus 54,5 Punkte zurück. Zwar sind die meisten CEE-Länder deutlich schwächer von der Finanzmarktkrise betroffen und auch die konjunkturelle Abkühlung verläuft in den meisten CEE-Volkswirtschaften deutlich weniger spürbar als im Euroraum. Die Mehrheit der Analysten (65,9 Prozent)ist dennoch nicht überzeugt, dass die Wettbewerbsvorteile der bisher wachstumsstarken CEE-Länder die Übertragung der Konjunkturschwäche aus dem Euroraum in die CEE-Region verhindern werden und erwarten daher einen Rückgang der Konjunktur in Mittel- und Osteuropa.
Immerhin erwarten im November 11,4 Prozent der Experten, die monatlich vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit Unterstützung der Erste Group Bank AG befragt werden, eine Verbesserung der Konjunktur in der Region innerhalb der nächsten sechs Monate. 22,7 Prozent gehen von einer unveränderten Entwicklung der Wirtschaft aus.
Die Prognosen der Umfrageteilnehmer für die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone verbessern sich leicht um 3,7 Punkte auf minus 53,1 Punkte im November. Die nationalen Rettungspakete für den Bankensektor, die Konjunkturprogramme mancher Volkswirtschaften sowie die Zinssenkungen vieler Zentralbanken scheinen das Vertrauen der Finanzmarktexperten für den Euroraum im Vergleich zum Vormonat etwas gestärkt zu haben.
Auch der österreichische Konjunkturindikator verzeichnet einen marginalen Anstieg um 3,6 Punkte auf minus 38,4 Punkte. Rumänien dagegen verzeichnet in diesem Monat den stärksten Rückgang der Konjunkturerwartungen. Der entsprechende Indikator fällt um 35,2 Punkte auf minus 62,0 Punkte. Der Indikator der Konjunkturerwartungen für Ungarn sinkt um 24,4 Punkte auf minus 50,0 Punkte. Die befragten Experten scheinen folglich nicht von der Wirksamkeit der Finanzhilfe von 20 Milliarden Euro überzeugt, die IWF, EU und Weltbank Ungarn gewährt haben.
Alle Salden, die die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in der CEE-Region wider spiegeln, haben sich im November verschlechtert. Auch der Saldo für die CEE-Region insgesamt verliert 32,2 Punkte und weist nun einen Wert von minus 23,0 Punkten auf. Der Saldo für Ungarn sinkt um 40,2 Punkte am stärksten und erreicht minus 65,9 Punkte. Am wenigsten kritisch bewerten die Analysten die aktuelle Situation in der Tschechischen Republik mit einem Saldo von minus 4,7 Punkten.
Im Oktober und noch einmal im November senkte die EZB den Leitzins im Euroraum auf nun 3,25 Prozentpunkte. 80,0 Prozent der befragten Finanzmarktexperten erwarten für den Euroraum einen weiteren Zinsschritt nach unten. Auf Grund des nachlassenden Inflationsrisikos und auf Grund der konjunkturellen Abschwächung im Euroraum, war eine Lockerung der Geldpolitik durch die EZB möglich und dringend erforderlich. Auch die Erwartungen für die Inflationsraten in den nächsten sechs Monaten deuten auf geringere Preisrisiken hin. Dies gilt sowohl für die Eurozone als auch für die CEE-Länder und die CEE-Region insgesamt. Rund 80 Prozent der Analysten erwarten sinkende Inflationsraten in den untersuchten Wirtschaftsräumen.
Eine deutliche Mehrheit von über 65,0 Prozent der Befragten geht davon aus, dass die kurzfristigen Zinsen in der Tschechischen Republik und in Polen in den kommenden sechs Monaten sinken. Nach der Anhebung des Basiszinssatzes in Ungarn um 3 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent Ende Oktober rechnen etwas weniger Experten als im Vormonat mit einer Zinssenkung. Dies sind jedoch immerhin noch 60,0 Prozent der Befragten (im Vormonat waren es 76,9 Prozent).
Die Erwartungen der Umfrageteilnehmer hinsichtlich der Entwicklung der Aktienindizes in den CEE-Ländern bleiben auch in diesem Monat positiv. Im Einklang mit der leichten Verbesserung der konjunkturellen Erwartungen für die Eurozone sind die Einschätzungen für den Euro Stoxx 50 durch verhaltenen Optimismus gekennzeichnet. Die Prognosen für den kroatischen Aktienindex CROBEX und den österreichischen ATX weisen die geringsten Veränderungen zum Vormonat auf. Immer weniger Experten glauben dagegen an das Erfolgspotential des slowakischen Aktienindex SAX und des rumänischen Aktienindex BET. Der Saldo für den Aktienindex SAX sinkt um 27,0 Punkte auf 14,2 Punkte. Der Saldo für den BET sinkt um 25,0 Punkte und erreicht 8,4 Punkte.
Die Wechselkurserwartungen der Finanzmarktexperten
sind auch in diesem Monat unterschiedlich. Die größte Veränderung gegenüber dem Vormonat erzielen die Prognosen für den rumänischen Leu. Im November dominieren die Erwartungen für eine Abwertung der rumänischen Währung gegenüber dem Euro. Die Wechselkurserwartungen in Ungarn haben sich nach der Anhebung des Basiszinssatzes leicht zugunsten einer Aufwertung des Forints entwickelt. Der entsprechende Saldo liegt nun bei 4,7 Punkten nach minus 2,6 Punkten im Vormonat.
Die Sonderfrage im November untersucht die Einschätzungen der Finanzmarktexperten hinsichtlich der Entwicklung der Exporttätigkeit der CEE-Länder im Jahr 2009. 73 Prozent der Befragten gehen von einem Rückgang der Exporte nach Westeuropa aus. Am stärksten betroffen wird nach Meinung der Experten die Automobilbranche sein, gefolgt von der Maschinenbau- und Metallverarbeitungsindustrie.
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.
Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.
Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.
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Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de