Lebensmittelspenden über digitale Plattform einfacher verteilen

Forschung

Marktdesign in der Praxis

Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens (2. v.l.) überreicht den Förderbescheid für das Projekt „Tafel macht Zukunft – gemeinsam digital“ an Evelin Schulz von der Tafel Akademie, ZEW-Ökonom Prof. Dr. Thilo Klein (2. v.r.) und Jochen Brühl von Tafel Deutschland.

Die Verschwendung von Lebensmitteln in Deutschland weiter zu reduzieren, indem Lebensmittelspenden schnell und bedarfsorientiert auf die Tafeln verteilt werden, ist das Ziel eines Projekts der Forschungsgruppe „Marktdesign“ am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Dazu beteiligt sich die ZEW-Forschungsgruppe am Aufbau einer digitalen Plattform zur besseren Vernetzung von Tafeln, Handel und Lebensmittelherstellern.

Das Projekt „Tafel macht Zukunft – gemeinsam digital“ wird vom ZEW, der Tafel Deutschland e.V sowie der Bildungsakademie des Bundesverbandes Deutsche Tafel gGmbH umgesetzt und vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit insgesamt 1,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert.

Mit ausgewählten Tafeln und Supermärkten im gesamten Bundesgebiet wird die Plattform als Schnittstelle der Lebensmittelabgabe von den Spendern an die Tafeln getestet. Das Ziel soll durch einen verbesserten Abgleich von Lebensmittelangebot und -nachfrage und eine optimierte Routenplanung erreicht werden, die durch die digitale Plattform ermöglicht werden. Die ZEW-Forschungsgruppe „Marktdesign“ begleitet das Projekt wissenschaftlich.

Prof.  Dr.  Thilo Klein, Wissenschaftler in der ZEW-Forschungsgruppe und Projektleiter am ZEW, fasst die Rolle des Marktdesigns in dem Digitalisierungsprojekt wie folgt zusammen: „Lebensmittelproduzenten und Großhändler leisten durch ihre Spenden einen wertvollen Beitrag zur Lebensmittelrettung. Solche Großspenden machen allerdings nur einen Teil der Spenden aus, und werden verteilt, ohne die lokalen Spenden von Bäckern und Supermärkten zu kennen. Dadurch können die wahren Bedürfnisse der Ausgabestellen nur unzureichend berücksichtigt werden. Die von uns angestrebte, neu organisierte Verteilung von Spenden gibt den Ausgabestellen ein einfaches Instrument an die Hand, mit dem sie ihre Bedürfnisse besser ausdrücken und dadurch mehr Lebensmittel vor der Entsorgung bewahren können. Sie ist ein Beispiel dafür, wie digitale Plattformen es ermöglichen, dass Märkte immer besser und individueller gestaltet werden können – und somit für innovatives Marktdesign.“

Jochen Brühl, Vorsitzender von Tafel Deutschland e.V., erläutert: „Gemeinsam mit Partnern ist es unser Ziel, die Abgabe von Lebensmitteln in Zukunft zu optimieren und durch digitale Prozesse die Menge der geretteten Lebensmittel durch die Tafeln zu erhöhen. Dafür möchten wir neben den bestehenden Kooperationen auch neue Lebensmittelspender gewinnen. Wir sehen es als große Chance, den technischen Fortschritt für uns zu nutzen, um Abläufe zu vereinfachen.“

Arbeit von Spendern und Empfängern besser vernetzen

Fast alle Supermärkte, Discounter und Großmärkte in Deutschland spenden Lebensmittel an die Tafeln. Das Projekt „Tafel macht Zukunft – gemeinsam digital“ unterstützen als Partner die Unternehmen Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, LIDL, Mercedes-Benz, Metro, Netto Marken-Discount, Penny und Rewe.

Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft sagt: „Hilfe, die direkt bei den Menschen ankommt, die sie benötigen – dafür stehen die Tafeln. Mit ihren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern haben sie sich deutschlandweit große Verdienste bei der Rettung und Verteilung wertvoller Lebensmittel erworben. Was beispielsweise Frankreich gesetzlich für Supermärkte ab einer bestimmten Größe verordnet hat, ist bei uns – ohne Gesetz – längst gang und gäbe. Und das deutlich erfolgreicher. Grundlage dafür ist die gute Zusammenarbeit zwischen dem Handel und den Tafeln, die durch die Digitalisierung des Abgabesystems nun noch weiter optimiert werden soll. Ziel ist es, eine digitale Plattform zur Weitergabe von Lebensmitteln an die Empfangsstationen zu schaffen und so die Arbeit von Spendern und Empfängern besser zu vernetzen. Im Rahmen meiner Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung fördern wir als Ministerium dieses Projekt mit 1,5 Millionen Euro. Es ist ein entscheidender Schritt, um auf diese Weise zukünftig noch mehr Lebensmittel zu retten, sie vor allem aber auch bedarfsgerecht und zielgenau an die Einrichtungen zu verteilen.“

Die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung des BMEL sieht vor, über Maßnahmen entlang der gesamten Lebensmittelkette bis zum Jahr 2030 die Lebensmittelabfälle in Deutschland zu halbieren. Bereits jetzt geben die 60.000 Helferinnen und Helfer der Tafeln jährlich 264.000 Tonnen gespendete Lebensmittel an 1,5 Millionen Bedürftige weiter. Durch das gemeinsame Projekt von ZEW, Tafel Deutschland und der Tafel-Akademie können in Zukunft noch mehr einwandfreie Lebensmittel über die Tafeln vor dem Müll bewahrt und bedarfsgerecht verteilt werden.