ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE - Rückläufige Konjunkturerwartungen aber verbesserte aktuelle Lage in der CEE-Region
Konjunkturindikator CEEDer CEE-Indikator, der die Konjunkturerwartungen für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE-Region) auf Sicht von sechs Monaten widerspiegelt, sinkt im Dezember um 9,6 Punkte auf minus 64,1 Punkte. Dagegen beurteilen die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit Unterstützung der Erste Group Bank AG befragten Finanzmarktexperten die aktuelle Wirtschaftslage in der CEE-Region deutlich besser als noch im November. Der entsprechende Saldo steigt in diesem Monat um 13,5 Punkte auf minus 9,5 Punkte.
Im Rahmen der Umfrage werden die Analysten nach ihrer Einschätzung sowohl für die CEE-Region insgesamt als auch pro Land befragt. Obwohl der Konjunkturindikator für die gesamte CEE-Region im Dezember zurückgeht, verbessern sich die Erwartungen für die einzelnen Länder der Region mit Ausnahme von Österreich und Polen. Der Indikator für Österreich verliert 11,7 Punkte auf nun minus 50,1 Punkte.
Bei der Beurteilung der CEE-Region insgesamt fällt somit die deutliche Verschlechterung der Konjunkturerwartungen für Österreich stärker ins Gewicht als die Einschätzung für die übrigen analysierten Länder. Für alle Länder der CEE-Region schätzen die Experten die aktuelle wirtschaftliche Lage besser ein als im Vormonat. Dank der überwiegend guten Beurteilung drehen die Salden für die Slowakei, Polen und die Tschechische Republik sogar in den positiven Bereich.
Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone legen wie schon im Vormonat leicht zu. Der entsprechende Indikator klettert um 3,9 Punkte auf minus 49,2 Punkte. Demgegenüber sinkt der Saldo für die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung um 9,1 Punkte auf minus 49,2 Punkte.
Für die CEE-Region insgesamt, für die einzelnen Länder der CEE-Region sowie für Österreich und die Eurozone prognostizieren rund 90 Prozent der Finanzmarktexperten einen weiteren Rückgang der Inflation. Der entsprechende Indikator für die CEE-Region sinkt um 15,9 Punkte auf minus 86,3 Punkte im Dezember. Die rückläufigen Preise für Kraftstoffe und auch Nahrungsmittel dürften die Experten von der Verlangsamung der Inflation überzeugt haben.
Trotz der jüngsten Zinssenkungen der EZB – der letzte Zinsschritt war mit 75 Basispunkten der größte seit Gründung der EZB – und obwohl einige Nationalbanken im CEE-Raum ihre Referenzzinsen ebenfalls gesenkt haben, rechnet eine wachsende Mehrheit der befragten Finanzmarktexperten mit weiter sinkenden Zinsen in der Eurozone sowie in allen untersuchten CEE-Ländern. Eine Zinssenkung in Ungarn halten die Analysten für am wahrscheinlichsten. Zwei Zinsschritte wurden bereits Ende November und Anfang Dezember durch die Ungarische Nationalbank unternommen.
Die Erwartungen der Umfrageteilnehmer hinsichtlich der Entwicklung der Aktienindizes in den untersuchten CEE-Ländern haben sich mit Ausnahme von Kroatien und Österreich im Dezember um zweistellige Punktezahlen verbessert. Der Saldo für den kroatischen Crobex steigt zwar nur um 2,2 Punkte und der Saldo für den österreichischen Aktienindex ATX klettert um 8,1 punkte, der Crobex und der ATX erzielen aber mit 42,2 Punkten und 45,6 Punkten die besten Beurteilungen unter den analysierten Indizes. Der Saldo für den CEE-Index NTX nimmt in der aktuellen Umfrage um 11,7 Punkte auf 40,9 Punkte zu. Den größten Anstieg des Saldos erreicht der rumänische Aktienindex BET, indem er sich um 24,9 Punkte auf 33,3 Punkte verbessert.
Die Erwartungen bezüglich des Wechselkurses der einzelnen Währungen in den CEE-Ländern zum Euro sind weiterhin sehr heterogen. Über 40 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnet etwa mit einer Abwertung des rumänischen Leu und 60 Prozent gehen von einem unveränderten Wechselkursszenario für die kroatische Kuna aus. Die größte Veränderung gegenüber dem Vormonat erzielt die Prognose für die tschechische Krone. Der Saldo steigt um 32,0 Punkte und wird mit 2,0 Punkten leicht positiv. Dies deutet auf eine Aufwertungsprognose hin.
Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarkt¬experten im Dezember gefragt, wie sich wohl die Währungen der CEE-Länder gegenüber dem Euro im Jahr 2009 entwickeln werden. Es zeigte sich, dass die Umfrageteilnehmer von einer leichten Aufwertung der jeweiligen Landeswährungen im Laufe des kommenden Jahres ausgehen. Am wahrscheinlichsten erscheint den Analysten eine Verteuerung der polnischen und der tschechischen Währungen zum Jahresende 2009. Dagegen gehen die meisten Experten von einem unveränderten Wechselkurs des bulgarischen Lev gegenüber dem Euro aus, der durch den Currency Board in 1997 zunächst zur Deutschen Mark und in 2001 zum Euro fixiert wurde. Den stärksten Einfluss auf das Wechselkursverhältnis messen die Analysten der Investorenstimmung bei, gefolgt von dem Einfluss des BIP-Wachstums. Dass Produktionsstandorte in den einzelnen CEE-Ländern infolge der Entwicklung der Wechselkurse verlegt werden, wird für 2009 als eher unwahrscheinlich eingeschätzt.
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.
Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.
Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.
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