Brexit belastet M&A-Geschäft zwischen Deutschland und Großbritannien
ForschungDer langwierige Prozess um den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union verursacht nach wie vor große Unsicherheit mit Blick auf die künftigen Handelsbeziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU. Das hat auch Folgen für das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) zwischen britischen und deutschen Unternehmen. So waren im Jahr 2019 einschließlich August bisher lediglich 46 Transaktionen zu verbuchen. Während die Anzahl der Transaktionen im Jahr des Brexit-Votums 2016 sowie im Folgejahr mit um die 95 Transaktionen zunächst noch stabil blieb, ging sie im Jahr 2018 auf 76 registrierte Transaktionen zurück (siehe Grafik). Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Berechnungen des ZEW Mannheim auf Basis der Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk.
In den ersten beiden Jahren nach dem Brexit-Votum war die aggregierte Anzahl der Transaktionen zwar noch stabil, allerdings brach das Transaktionsvolumen fast unmittelbar im Anschluss an das Votum ein. Das aggregierte Transaktionsvolumen der M&A-Aktivitäten zwischen Großbritannien und Deutschland lag im Jahr 2011 bei knapp unter zwei Milliarden Euro und stieg dann auf knapp vier Milliarden Euro im Jahr 2016 an. Eine Ausnahme stellt das Jahr 2014 mit etwa 16 Milliarden Euro dar.
Die Volumina deutscher Firmenkäufe in Großbritannien und britischer Übernahmen in Deutschland im Einzelnen betrachtet, zeigen, dass sich beide Ströme in etwa die Waage halten. Das hohe Transaktionsvolumen im Jahr 2019 begründet sich maßgeblich auf einen einzigen besonders großen Deal: Vodafones Übernahme der europäischen Kabelnetze von Liberty Global für 18,4 Milliarden Euro, worunter auch der Kabelnetzbetreiber Unitymedia fällt. Der Blick auf die Anzahl der Transaktionen zeigt ein etwas anderes Bild als die Entwicklung des Transaktionsvolumens.
Lag die Anzahl britischer Zukäufe deutscher Unternehmen vor dem Brexit-Votum noch etwas höher im Vergleich zu den deutschen Übernahmen in Großbritannien, so drehte sich diese Situation nach der Brexit-Abstimmung: Es wurden nun mehr britische Firmen von deutschen Investoren übernommen, als umgekehrt. „Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass die Unsicherheit in Großbritannien noch größer ist als auf dem Kontinent“, sagt Dr. Niklas Dürr, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ und Projektleiter für den M&A-Report.