Bruttowertschöpfung und Beschäftigung erreichen neue Höchstwerte
ForschungKultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland entwickelt sich positiv
Die wirtschaftlichen Kennzahlen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland haben sich im Jahr 2018 überwiegend positiv entwickelt. Sowohl der Umsatz, die Beschäftigung als auch die Bruttowertschöpfung erreichen nach einem wiederholten Anstieg neue Spitzenwerte. Insgesamt waren im Jahr 2018 in Deutschland 1.195.035 Selbstständige und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Die Bruttowertschöpfung erreichte im gleichen Jahr schätzungsweise 100,5 Milliarden Euro. Diese und weitere Ergebnisse sind im aktuellen Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2019 zu finden, der jährlich von ZEW Mannheim und Fraunhofer ISI im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellt wird.
Die Zahl der Kernerwerbstätigen in der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft, also die Summe aus Selbstständigen und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg ist vor allem auf die Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse zurückzuführen. „Während die Zahl der Selbstständigen nahezu konstant geblieben ist, sind im Jahr 2018 etwa 35.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr in der Kultur- und Kreativwirtschaft aktiv als noch im Vorjahr“, erklärt Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Kultur- und Kreativwirtschaft ist mit 3,9 Prozent sogar deutlich stärker gestiegen als in der Gesamtwirtschaft (2,2 Prozent). Mit insgesamt 938.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird ein neuer Höchstwert erreicht.
Mehr Breitbandversorgung im ländlichen Raum erwünscht
Die Bruttowertschöpfung in der Kultur- und Kreativwirtschaft ist im Vergleich zum Jahr 2017 um rund 2,9 Prozent gestiegen und erreicht mit aktuell 100,5 Milliarden Euro ebenfalls einen neuen Spitzenwert. Im langfristigen Vergleich ist die Bruttowertschöpfung damit kontinuierlich angestiegen. Ausgehend von einem Niveau von 71,8 Milliarden Euro im Jahr 2009 beträgt die Zunahme 40 Prozent und liegt damit knapp über dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland im gleichen Zeitraum (36,7 Prozent). Der Anteil der Bruttowertschöpfung der Kultur- und Kreativwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland liegt aktuell bei rund 3,0 Prozent. Mehr als 29 Prozent der Wertschöpfung der Kultur- und Kreativwirtschaft wurden in der Software- und Games-Industrie generiert. In absoluten Zahlen ausgedrückt liegt die Wertschöpfung der Software- und Games-Industrie bei 32,7 Milliarden Euro. Weitere wichtige Teilmärkte sind der Presse- und Werbemarkt sowie die Designwirtschaft, welche alle eine Bruttowertschöpfung von mehr als zehn Milliarden Euro verzeichneten.
Der Umsatz in der Kultur- und Kreativwirtschaft für das Jahr 2018 liegt bei schätzungsweise 168,3 Milliarden Euro und damit rund 1,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Seit dem Jahr 2009 ist der Umsatz um insgesamt 34 Milliarden Euro gestiegen, was einer Zunahme von mehr als 25 Prozent entspricht. Im Jahr 2018 kamen rund 2,6 Prozent des Gesamtumsatzes deutscher Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft. Im Gegensatz zu der positiven Umsatzentwicklung ist im Jahr 2018 der Unternehmensbestand in der Kultur- und Kreativwirtschaft mit schätzungsweise 256.600 Unternehmen auf dem Niveau des Vorjahres geblieben. Insgesamt kamen damit im Jahr 2018 rund 7,8 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Der diesjährige Monitoringbericht beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft im ländlichen Raum. Dazu hat das ZEW Selbstständige und Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft im ländlichen Raum zu verschiedenen lokalen Standortfaktoren befragt. Mit Blick auf das Infrastrukturangebot im ländlichen Raum zeigen sich die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft nur mäßig zufrieden. Den höchsten Bedarf an Infrastrukturausbau sehen die Kultur- und Kreativschaffenden im ländlichen Raum bei der Versorgung mit Breitbandinternet. Insgesamt 58 Prozent der Unternehmen schätzen den Bedarf für Breitband-Ausbau als hoch ein.