ZEW-Ökonomin Irene Bertschek zur Datenstrategie der Bundesregierung

Kommentar

Regeln für die Nutzung von Daten in der Forschung sollten überarbeitet werden

Prof. Dr. Irene Bertschek leitet am ZEW den Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“ und ist Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung.

Die Bundesregierung beabsichtigt eine Datenstrategie zu entwickeln, mit der die Bereitstellung und Nutzung von Daten in Deutschland deutlich gesteigert werden soll. Dazu hat die Bundesregierung im November 2019 Eckpunkte einer Datenstrategie vorgelegt. Anlässlich der heutigen ersten Anhörung zur Datenstrategie im Bundeskanzleramt nimmt Prof.  Dr.  Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ am ZEW Mannheim sowie eine der zur Anhörung geladenen Expertinnen, Stellung.

„Bei der Nutzung von großen Datenmengen und datengetriebenen Geschäftsmodellen in der Wirtschaft hat Deutschland im europäischen Vergleich gute Fortschritte gemacht. So ist laut Zahlen von Eurostat der Anteil der deutschen Unternehmen gestiegen, die Big Data analysieren – und zwar von knapp sieben Prozent im Jahr 2016 auf 15 Prozent im Jahr 2018. Damit liegt Deutschland gleichauf mit Frankreich.

Eine Studie, die am ZEW durchgeführt wurde, zeigt zudem, dass Unternehmen, die Big Data-Analysen durchführen, im Durchschnitt eine um 6,7 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, Produktinnovationen hervorzubringen. Dabei profitieren insbesondere Unternehmen, die die digitalen Kenntnisse ihrer Beschäftigten durch spezifische Weiterbildung fördern. Diese Innovationspotenziale durch die Nutzung von Daten gilt es zu heben.

In der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschung bestehen immer noch bürokratische Hürden beim Zugang zu Individualdaten von Unternehmen oder Personen, so zum Beispiel bei der Verknüpfung von verschiedenen Datensätzen aus unterschiedlichen Behörden. Zudem ist die Verpflichtung, von öffentlich-rechtlichen Institutionen überlassene Daten bei Beendigung eines Forschungsprojekts zu löschen, nicht auf der Höhe der Zeit. Dasselbe gilt für Datensätze, die durch Webscraping erhoben oder mit Text- und Data-Mining gewonnen werden. Die Regeln für die Nutzung von Daten in der Forschung sollten daher so umgesetzt oder angepasst werden, dass sie im Einklang mit den Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis stehen, denen sich Forschende verpflichten.“