ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE - Positive Konjunkturprognosen für Mittel- und Osteuropa festigen sich
Konjunkturindikator CEEDer Konjunkturoptimismus für den mittel- und osteuropäischen Raum (CEE) festigt sich. Der Konjunkturindikator CEE steigt im Juni um 14,4 Punkte und liegt nun bei 20,4 Punkten. Der CEE-Indikator wird vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Ersten Group Bank, Wien, monatlich erhoben.
Die Konjunkturerwartungen für Österreich haben sich in der Juni-Umfrage zwar leicht verschlechtert, bleiben jedoch mit 10,0 Punkten klar positiv. Der Konjunkturindikator für die Eurozone steigt um 3,6 Punkte und liegt nun bei 16,7 Punkten.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird allerdings weiterhin eher vorsichtig von den Finanzexperten beurteilt. Der entsprechende Indikator für die CEE-Region sinkt geringfügig um 0,9 Punkte auf minus 61,3 Punkte im Juni. Die entsprechenden Salden für Österreich und die Eurozone verbessern sich deutlich um 22,6 Punkte beziehungsweise um 10,8 Punkte. Sie bleiben jedoch mit minus 26,3 Punkten und minus 55,2 Punkten im negativen Bereich.
Neben der konjunkturellen Erholung erwarten die befragten Experten zunehmende Inflationsrisiken in der CEE-Region. Zwar gehen die Umfrageteilnehmer auch im Juni mehrheitlich von einer sinkenden Inflationsrate in der CEE-Region aus. Der entsprechende Indikator steigt allerdings um 30,7 Punkte und liegt nun bei minus 13,3 Punkten. Ähnliche Entwicklungen sind für die Inflationserwartungen für Österreich sowie für die Eurozone zu beobachten. Die entsprechenden Salden steigen deutlich, bleiben aber noch leicht negativ.
Die befragten Finanzmarktexperten haben ihre Erwartungen für die kurzfristigen Zinsen in der Eurozone im Juni deutlich verändert. Der entsprechende Indikator legt um 36,4 Punkte zu und liegt nun bei minus 10,6 Punkten. 63,8 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Ansicht, dass der EZB-Leitzins in den kommenden sechs Monaten auf konstantem Niveau verbleiben wird.
Die Aktienmarkterwartungen der Analysten auf Sicht von sechs Monaten verbessern sich in der aktuellen Umfrage. Die Salden für den Aktienindex NTX der CEE-Region, für den österreichischen ATX und für den Eurostoxx 50 klettern auf über 30 Punkte.
Obwohl sich die Konjunkturerwartungen für die CEE-Region insgesamt im Juni aufhellen, verschlechtern sich die Prognosen für die einzelnen CEE-Länder. Die Konjunkturindikatoren bleiben dennoch in den meisten Ländern positiv.
Kroatien
47,6 Prozent der befragten Analysten gehen von einer unveränderten wirtschaftlichen Entwicklung in Kroatien für das nächste halbe Jahr aus. Der Konjunkturindikator verschlechtert sich zwar um 7,7 Punkte, bleibt aber weiterhin positiv bei 4,8 Punkten. Die aktuelle konjunkturelle Lage wird ebenfalls kritischer beurteilt. Dieser Saldo geht um 13,6 Punkte auf minus 56,4 Punkte zurück.
Im Gegensatz zu den eher verhaltenen Prognosen vom Vormonat, verbessert sich in der aktuellen Umfrage die Einschätzung der Finanzmarktexperten hinsichtlich der Entwicklung des kroatischen Aktienmarkts am deutlichsten. Der entsprechende Indikator steigt um 21,3 Punkte auf 33,4 Punkte, die stärkste Aufwärtsbewegung in diesem Monat.
Die Erwartungen der Analysten hinsichtlich der Wechselkursentwicklung zwischen dem Euro und der Kroatischen Kuna deuten auf eine Abwertung der Kroatischen Kuna in den nächsten sechs Monaten hin. Kroatien ist das einzige Land, für dessen Währung die Experten eine Abschwächung erwarten.
Polen
Die Konjunkturerwartungen für Polen verschlechtern sich im Juni um 9,2 Punkte und liegen nun bei 10,8 Punkten. Analog zu den restlichen CEE-Ländern verschieben sich die Prognosen in Richtung konstanter wirtschaftlicher Entwicklung bis Ende des Jahres. Die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage verbessert sich um 9,9 Punkte auf minus 38,1 Punkte.
Die Wechselkurserwartungen für den polnischen Zloty gegenüber dem Euro bleiben positiv. 59,1 Prozent der Finanzmarktexperten gehen von einer Aufwertung des Zlotys im nächsten halben Jahr aus.
Rumänien
Die positive Entwicklung des Konjunkturindikators für Rumänien im Vormonat hat sich im Juni nicht fortgesetzt. Der Indikator sinkt um 13,9 Punkte und wechselt wieder in den negativen Bereich. Er liegt im Juni bei minus 2,2 Punkten. Mit 43,8 Prozent geht die Mehrheit der Umfrageteilnehmer von einer unveränderten wirtschaftlichen Entwicklung in Rumänien aus. Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird weiterhin kritisch beurteilt. Der entsprechende Indikator steigt geringfügig um 1,1 Punkte und liegt nun bei 68,1 Punkten.
Für die Wechselkursentwicklung ergibt sich in der Juni-Umfrage kein einheitliches Bild.
Slowakei
Die Konjunkturerwartungen für die Slowakei bleiben im Juni beinahe unverändert. Der Indikator sinkt leicht um 1,2 Punkte auf 10,6 Punkte. Allerdings verbessert sich die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Der entsprechende Saldo klettert um 7,2 Punkte und erreicht nun minus 50,0 Punkte. Die Entwicklung des slowakischen Aktienmarktindex SAX wird von den Finanzmarktexperten weiterhin überwiegend positiv beurteilt – wenngleich etwas schwächer als in allen anderen CEE-Ländern.
Tschechische Republik
Ungeachtet des leichten Rückgangs von 5,0 Punkten auf 19,1 Punkte verteidigt der Tschechische Konjunkturindikator im Juni seine führende Position im Ländervergleich. Die Tschechische Republik ist das einzige Land, in dem die positiven Konjunkturerwartungen die neutralen Antworten überwiegen. Der Saldo, der die aktuelle wirtschaftliche Lageeinschätzung widerspiegelt, steigt im Juni um 8,3 Punkte auf minus 44,5 Punkte.
Der Tschechischen Währung sprechen die Experten das höchste Aufwertungspotential gegenüber dem Euro zu. Der entsprechende Saldo nimmt um 11,4 Punkte zu und erreicht mit 36,9 Punkten den höchsten Wert unter den analysierten Währungskurserwartungen.
Ungarn
In der aktuellen Umfrage sinkt der Konjunkturindikator für Ungarn um 19,7 Punkte – nachdem er im Mai noch deutlich zugelegt hatte. Mit aktuell minus 4,4 Punkten wird die wirtschaftliche Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten in Ungarn im Ländervergleich am kritischsten beurteilt. Nichtsdestotrotz geht die Mehrheit der Finanzmarktexperten von einer unveränderten Konjunktursituation auf Sicht von sechs Monaten aus. Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Ungarn wird wie im Vormonat überwiegend negativ eingeschätzt. Der entsprechende Indikator sinkt um 6,1 Punkte und liegt nun bei minus 77,8 Punkten, erneut der niedrigste Wert in dieser Kategorie unter den analysierten Ländern.
Anders als die Konjunkturerwartungen verbessern sich die Prognosen der Analysten für die Entwicklung am Ungarischen Aktienmarkt. Der Saldo für den Aktienmarktindex BUX steigt um 9,8 Punkte auf 31,8 Punkte.
Sonderfrage
Die Sonderfrage im Juni beschäftigt sich mit der erst kürzlich zugesagten finanziellen Unterstützung für in Schwierigkeiten befindliche kleinere und mittlere Unternehmen in der CEE-Region durch die Weltbank, die Europäische Investitionsbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
75 Prozent der Finanzmarktexperten befürworten die aktuellen Bemühungen der größten internationalen Finanzinstitutionen, 23 Prozent äußern sich neutral dazu und nur 2 Prozent lehnen die finanzielle Hilfe ab.
Als besonders wichtig wird die Verlängerung von Kreditlinien und die Gewährung von neuen Krediten eingeschätzt. Dagegen halten die Experten die Stärkung des Eigenkapitals der Unternehmen für weniger relevant. Darüber hinaus erwarten 69 Prozent der Umfrageteilnehmer Probleme bei der Identifizierung von wirklich bedürftigen Unternehmen.
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.
Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.
Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.
Ansprechpartner
Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de