ZEW-Ökonomin Valentina Melentyeva zu 70 Jahre betriebliche Mitbestimmung
KommentarVor genau 70 Jahren startete das deutsche Modell der paritätischen Mitbestimmung. Am 7. Juni 1951 trat das Gesetz zur Montan-Mitbestimmung in Kraft und sicherte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Mitsprache in Aufsichtsräten bei wesentlichen Unternehmensentscheidungen. Frauen waren in den Gremien lange Zeit kaum vertreten. Mit Festlegung einer fixen Geschlechterquote 2015 stieg deren Anteil in den vom Gesetz erfassten Unternehmen auf mehr als ein Drittel.
„Die Erfahrungen mit Frauen in Führungspositionen zeigen deutlich, dass sie die Unternehmensentwicklung positiv beeinflussen. Die Entscheidungen von vielfältiger zusammengesetzten Vorständen sind in wichtigen Fragen wie etwa Fusionen weniger auf Empire Building ausgerichtet und orientieren sich stärker an den Aktionärsinteressen. Die Erkenntnisse zu Gleichstellungsquoten für Vorstände lassen erwarten, dass die Ausweitung der Aufsichtsratsquote wirtschaftlich gesehen ebenso vorteilhaft wäre“, sagt Valentina Melentyeva, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Soziale Sicherung und Verteilung“.
In einer unlängst veröffentlichten ZEW-Studie zu Frauen in der Unternehmensführung, analysierten die Autorinnen die Effekte einer Frauenquote in Vorständen auf Basis von Daten aus Norwegen, Italien, Spanien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich, wo rechtlich bindende Quoten zwischen 33 und 40 Prozent gelten, sowie Großbritannien, wo eine 25-Prozent-Quote empfohlen wird.
Danach wirkt sich ein höherer Frauenanteil im Vorstand positiv auf den Unternehmenswert aus. Sie sind eher bereit, sich von ineffizienten Anlagen zu trennen und neigen seltener zu sogenanntem Empire Building. Beim Empire Building rückt das Interesse von Führungspersonen am externen Unternehmenswachstum in den Vordergrund, zum Beispiel durch die Bildung eines Konzerns, der Erhöhung von Vermögenswerten oder einer Fusion. Empire Building kann sich negativ auf das Unternehmen auswirken, wenn es lediglich auf die Kontrolle der Ressourcen und des Einflusses abzielt, anstatt vor allem eine optimale Ressourcenverteilung, Gewinnmaximierung und das Handeln im Sinne der Aktionärsinteressen anstrebt. In der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung wird es bislang eher männlichen Führungskräften zugeschrieben.