Hohe Mitnahmeeffekte beim Betreuungsgeld

Forschung

Das geplante staatliche Betreuungsgeld für Mütter, die ihre Kleinkinder zu Hause erziehen, verursacht vor allem Mitnahmeeffekte. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. In ihr wurden im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen die Kosten des Betreuungsgeldes und dessen Auswirkungen auf die Einkommenssituation und das Arbeitsangebot der Eltern untersucht.

Die Bundesregierung muss bis zum Jahr 2013 für jedes dritte Kleinkind einen Krippenplatz anbieten. Um Eltern zu kompensieren, die keinen Krippenplatz in Anspruch nehmen, diskutiert die Bundesregierung derzeit die Einführung eines Betreuungsgeldes. Eltern, die ihr ein- bis dreijähriges Kind vollständig zu Hause erziehen, sollen dafür 150 Euro monatlich erhalten.

Die Studie zeigt, dass sich die meisten Mütter mit Betreuungsgeld genauso verhalten wie ohne. Mütter in Deutschland haben eine relativ starke Neigung, ihre Kleinkinder zu Hause zu betreuen. Auch nach dem geplanten Ausbau der Betreuungseinrichtungen werden daher nur relativ wenige Mütter eine Arbeit beginnen. Da die Betreuung durch die Mutter die Norm ist, sind vom Betreuungsgeld vor allem Mitnahmeeffekte zu erwarten.

Die Studie prognostiziert, dass die Einführung eines Betreuungsgeldes den Staat zwischen 1,4 und 1,9 Milliarden Euro im Jahr kostet. Ein Gutteil des Geldes fließt an Migrantenfamilien, Familien mit niedrigen Einkommen und Eltern mit niedriger Qualifikation. Für diese Gruppen schafft das Betreuungsgeld Anreize, auf die neu geschaffenen institutionellen Betreuungsmöglichkeiten zu verzichten. Es blieben dann gerade die Kinder Betreuungseinrichtungen fern, die von Kinderkrippen und ähnlichen Einrichtungen am stärksten profitieren könnten. Die Einführung eines Betreuungsgeldes könnte demnach die für richtig erkannte, frühe institutionelle Förderung für Kinder aus bildungsfernen Familien gefährden.

Negativ wirkt sich das Betreuungsgeld auf die Arbeitsmarktpartizipation der Frauen aus. Annähernd jede zweite Frau, die in Teilzeit beschäftigt ist, wäre bereit, ihren Beruf aufzugeben, um sich ausschließlich der Kindererziehung zu widmen. Für hochqualifizierte Mütter gehen vom Betreuungsgeld dagegen kaum Anreize aus, zu Hause zu bleiben, da die Einkommenseinbußen bei eigener Kinderbetreuung deutlich höher ausfallen als 150 Euro im Monat.

Endbericht der Studie zum Betreuungsgeld (als PDF Datei, 632 KB)

Summary der Studie zum Betreuungsgeld in englischer Sprache (als PDF Datei, 407 KB)

Kurzfassung der Studie zum Betreuungsgeld (als PDF Datei, 416 KB)

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Prof. Dr. Holger Bonin, Telefon: 0621/1235-151, E-Mail: bonin@zew.de