ZEW-Ökonom Paul Berbée zur Fluchtmigration aus der Ukraine
KommentarEngagement verbessert die Lebenssituation von Geflüchteten
Mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine befinden sich derzeit auf der Flucht gen Westen. Um sie mit dem Nötigsten zu versorgen, organisieren zahlreiche Ehrenamtliche in Osteuropa und Deutschland kurzfristig Hilfslieferungen und Unterkünfte. Zur Rolle der Zivilgesellschaft bei der Unterstützung von Geflüchteten erklärt Paul Berbée, Wissenschaftler in der Nachwuchsforschungsgruppe „Integration von Migranten/-innen und Einstellungen zum Sozialstaat“ am ZEW Mannheim:
„Neben staatlichen Stellen wirken auch viele Ehrenamtsgruppen mit, um die flüchtenden Menschen aus der Ukraine zu unterstützen. Diese Menschen mussten ihre Heimat überstürzt verlassen und es ist ungewiss, wann sie dorthin zurückkehren können. Nach einem so einschneidenden Erlebnis und einer schwierigen Situation spielt es eine große Rolle, auf welche Weise man willkommen geheißen wird und dass sozialpolitische Unterstützung auch bei den Notleidenden ankommt.
Die Zivilgesellschaft spielt bei Fluchtmigration für eine erfolgreiche Integration eine sehr wichtige Rolle. Das wissen wir aus unserer Forschung zu den Jahren 2015 und Folgende. Insbesondere der Umgang mit Behörden und der Zugang zu den Sozialsystemen stellen Geflüchtete häufig vor Herausforderungen. Ehrenamtliche können hier vermitteln und erleichtern durch ihre Unterstützung das Ankommen in Deutschland. Das gilt auch längerfristig wie zum Beispiel beim Spracherwerb.
Falls es der Zivilgesellschaft erneut gelingt, ihre Kräfte zu mobilisieren, dürfte das spürbare positive Auswirkung auf die Lebenssituation von geflüchteten Ukrainer/innen in Europa haben. Die Integrationsleistung von Ehrenamtsgruppen sollte daher nicht unterschätzt werden. Sie sind eine wichtige Ergänzung von öffentlichen Hilfsangeboten. Dies sollte auch bei Ausgestaltung der humanitären Hilfe berücksichtigt werden.“