ZEW-Umfrage: Risiken von Kryptowährungen

Forschung

Finanzmarktprofis für Kontrolle von Stablecoin-Anbietern

Mehrheit für eine allgemeine Regulierung der Emittenten von Stablecoins.

Das Vertrauen von Anlegern in Kryptowährungen wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Die Ausverkäufe an den Märkten sind enorm. Inmitten dieser Turbulenzen kollabierte Mitte Mai dieses Jahres das rein digitale Anlageobjekt TerraUSD. Der Absturz sorgte für Aufsehen, weil er theoretisch nicht vorkommen sollte. Denn das Produkt war ein Stablecoin. Das heißt jede Einheit dieser von Staaten, Banken oder Firmen unabhängigen digitalen Währung sollte immer genau einen US-Dollar wert sein. Das Abreißen von der Dollar-Bindung war kein Einzelfall. Selbst der Marktführer unter den Stablecoins, Tether, notierte zeitweise unter dem Zielpreis von einem US-Dollar.

Die vor diesem Hintergrund vom ZEW Mannheim im Juni befragten Finanzmarktexperten/-innen sprachen sich mit großer Mehrheit für eine allgemeine Regulierung der Emittenten von Stablecoins aus. Gleichzeitig sehen aber die meisten Befragten dennoch ein nur geringes Risiko von großen Asset Backed Stablecoins – also Kryptowerte, die mit Finanzwerten aus dem traditionellen Finanzsystem abgesichert sind - für das traditionelle Finanzsystem. „Insgesamt sprechen sich die Befragten mehrheitlich für mehr Kontrolle über die Anbieter von Stablecoins aus. Dabei deutet aber die Diskrepanz zwischen den Einschätzungen eines systemischen Risikos von Stablecoins und der Notwendigkeit die Emittenten dieser Produkte zu regulieren, darauf hin, dass die Finanzmarktexperten/-innen die Emittenten von Stablecoins auch als Konkurrenten wahrnehmen, die Wettbewerbsvorteile genießen, weil sie nicht reguliert werden“, sagt Dr. Frank Brückbauer, Advanced Researcher am ZEW-Forschungsbereich "Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte".
 
Stablecoins vollständig verbieten würden aber nur wenige Befragte. Rund 42 Prozent beurteilen ein Verbot negativ. Etwa 36 Prozent erwarten keinen Effekt auf das systemische Risiko von Stablecoins und rund 22 Prozent der Teilnehmenden sieht ein Verbot insgesamt positiv. „Die Zurückhaltung der Finanzmarktexperten/-innen beim Vorschlag Stablecoins vollständig zu verbieten, dürfte hauptsächlich darauf zurückzuführen sein, dass es offen ist, ob ein Verbot von Stablecoins überhaupt umsetzbar wäre. Dagegen spricht etwa, dass es sich bei Stablecoins um rein digitale Finanzwerte handelt, die in dezentralen Netzwerken gehandelt werden. Auf diese hat der Staat eventuell kein Zugriff“, sagt Frank Brückbauer.

Der Vorschlag einer Finanzaufsicht erhält die größte Zustimmung

Im Einzelnen sprechen sich etwa 85 Prozent der Teilnehmenden generell für eine allgemeine Regulierung der Emittenten von Stablecoins aus. So stimmen rund 37 bzw. 48 Prozent der Aussage „Emittenten von Stablecoins sollten generell reguliert werden.“ voll oder teilweise zu. Während gut neun Prozent unsicher sind, lehnen die verbleibenden rund sieben Prozent dies ab.
 
Von den Ideen für eine Regulierung fand die Einführung einer Finanzaufsicht über Stablecoin-Emittenten die größte Zustimmung. Überwiegend positiv bewertet wurden zudem die Vorschläge der Einschränkungen bei den Finanzwerten, welche die Emittenten von Stablecoins zur Unterlegung des Stablecoins halten dürfen sowie Minimum-Eigenkapitalvorgaben für die Emittenten von Stablecoins.
 
Insgesamt geht zwar eine Mehrheit der befragten Finanzmarktexperten/-innen davon aus, dass grundsätzlich schon eine Gefahr von großen Asset Backed Stablecoins für das traditionelle Finanzsystem ausgeht. Allerdings schätzen mit einem Anteil von 68 Prozent die meisten der Befragten den direkten, negativen Effekt für das traditionelle Finanzsystem als sehr gering oder gering ein, sollte ein großer Asset Backed Stablecoin zusammenbrechen. Gut jeder Vierte (rund 27 Prozent) geht von einem mittleren bis großem negativem Effekt aus. Die verbleibenden rund fünf Prozent sehen keine Konsequenzen für das traditionelle Finanzsystem, sollte ein großer Asset Backed Stablecoin kollabieren.

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