Innovationserhebung für Deutschland 2009: Nach Rekordniveau in 2008 brechen die Innovationsausgaben ein – Investitionen in FuE bleiben indessen weitgehend verschont

Forschung

Die Unternehmen in Deutschland treten aufgrund der Wirtschaftskrise bei den Innovationsausgaben heftig auf die Bremse. Nach einem Anstieg auf ein Top-Niveau von 128,1 Milliarden Euro im Jahr 2008, ist im Jahr 2009 ein Rückgang der Innovationsaufwendungen um rund zehn Prozent und fürs laufende Jahr eine Stagnation auf diesem deutlich niedrigeren Niveau zu erwarten. Erfreulich ist indessen, dass die Unternehmen die für ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit besonders wichtigen Investitionen in Forschung und Entwicklung weitgehend verschont haben. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Innovationserhebung 2009 für Deutschland. Sie wird vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung sowie infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführt.

Für das Jahr 2009 planen die Unternehmen, nur noch 114,5 Milliarden Euro für Innovationsprojekte auszugeben. Das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Jahr 2008 um elf Prozent. Die Innovationsaufwendungen fallen damit noch unter das Niveau des Jahres 2006. Grund hierfür ist die schwere Wirtschaftskrise, die 2009 bei den Unternehmen in Form von Nachfrage- und Umsatzeinbrüchen voll durchschlägt. So zeigte sich zum Erhebungszeitpunkt im Sommer 2009 vor allem in der exportorientierten Industrie – und hier insbesondere im Maschinenbau, der Holz- und Papierindustrie, der Gummi- und Kunststoffverarbeitung und der Metallindustrie – eine rückläufige Innovationsbereitschaft der Unternehmen. 2010 wird es voraussichtlich noch keine Trendwende geben. Wahrscheinlicher ist, dass die Innovationsbudgets auf dem reduzierten Niveau von 2009 stagnieren werden.

Indessen fiel der Einschnitt bei den Innovationsbudgets im Jahr 2009 schwächer aus als der Umsatzrückgang. In der Industrie sanken die Erlöse gegenüber 2008 um 18 Prozent, die Innovationsaufwendungen dagegen nur um zehn Prozent. Vor allem die für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit besonders wichtigen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen dürften 2009 in etwa konstant gehalten werden. Starke Rückgänge sind dagegen bei den Investitionen in neue oder verbesserte Produktionsanlagen zu erwarten. Aufgrund der stark gesunkenen Kapazitätsauslastung strichen die meisten Unternehmen ihre Investitionsausgaben in diesem Bereich erheblich zusammen. Ebenfalls abnehmen dürften die Innovationsaufwendungen im Zusammenhang mit der Vermarktung neuer Produkte. Insgesamt ist der Einbruch bei den Innovationsaufwendungen im Jahr 2009 konjunkturell getrieben. Eine allgemeine Schwäche der deutschen Wirtschaft, Zukunftsinvestitionen zu tätigen, kann daraus nicht abgeleitet werden.

KMU besonders vom Einschnitt der Innovationsbudgets betroffen

Besonders kräftig fällt der Rückgang der Innovationsbudgets in der Gruppe der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit weniger als 500 Beschäftigten aus. Die KMU wollen ihre Innovationsaufwendungen von 33,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf nur noch 26,5 Milliarden Euro im Jahr 2010 verringern (minus 21 Prozent). Damit fallen sie auf ein Niveau zurück, das zuletzt 1997 unterschritten wurde. Die Großunternehmen planen für 2009 zwar ebenfalls geringere Innovationsausgaben (86,8 Milliarden Euro gegenüber 94,7 Milliarden in 2008), 2010 wollen sie aber bereits wieder auf dann 88,2 Milliarden zulegen. Die stärkeren Einschnitte bei den KMU ergeben sich durch die besonders starke Abhängigkeit der Innovationsaktivitäten von den verfügbaren internen finanziellen Mitteln. Der Einbruch der Gewinne führt in vielen Unternehmen zu einer Rücknahme der für Innovationsprojekte bereitgestellten Mittel. Ein Ersatz der internen Mittel durch Bankkredite ist kurzfristig – auch wegen der zurückhaltenden Neukreditvergabe der Banken für risikoträchtigere Projekte – nur schwer möglich. Hinzu kommt, dass wegen der stark zurückgegangenen Kapazitätsauslastung die Anschaffung neuer Produktionstechnologien, die einen wichtigen Ausgabeposten innerhalb der Innovationsbudgets von KMU darstellen, bei vielen KMU erst einmal auf Eis gelegt wurde.

Innovationsausgaben 2008 auf Rekordniveau

Im Jahr 2008 haben die Innovationsaktivitäten in den Unternehmen von den bis zur Jahresmitte noch guten konjunkturellen Rahmenbedingungen profitiert. Die robuste Nachfrage nach verbesserten Produkten, aber auch der verschärfte Wettbewerbsdruck haben zu einer kräftigen Ausweitung der Innovationsbudgets beigetragen. Verantwortlich für das Wachstum war allerdings ausschließlich die forschungsintensive Industrie, insbesondere der Fahrzeugbau, der Maschinenbau und die Elektroindustrie. Die innovationsbezogenen Aufwendungen der forschungsintensiven Industrie insgesamt nahmen um 6,5 Milliarden Euro zu. Das entspricht einem Plus von neun Prozent. Die sonstigen Industrieunternehmen konnten ihre Innovationsausgaben dagegen nur geringfügig um 0,4 Prozent steigern. Im Dienstleistungssektor, insbesondere bei den Finanzdienstleistungen, im Großhandel und im Transportgewerbe, sanken die Innovationsaufwendungen deutlich. So verbuchte der Wirtschaftszweig der sonstigen Dienstleistungen einen Rückgang der Innovationsausgaben um 14 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Die Innovationsbudgets im Wirtschaftszweig der wissensintensiven Dienstleistungen lagen 2008 bei 21,6 Milliarden Euro und damit 1,1 Milliarden unter dem Vorjahreswert. Dies ist ein Minus von über fünf Prozent.

Mehr Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen erfolgreich

Der Anstieg der Innovationsaufwendungen spiegeln sich im Jahr 2008 auch in einer steigenden Anzahl an Unternehmen wider, die erfolgreich Produkt- oder Prozessinnovationen am Markt durchsetzen konnten. Über alle Wirtschaftssektoren hinweg stieg die so genannte Innovatorenquote im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf 47 Prozent. In der forschungsintensiven Industrie gelang es sogar 78 Prozent der Unternehmen, erfolgreich neue Produkte oder Prozesse einzuführen. Dies geht vor allem auf die Innovationsstärke der Chemie- und Pharmaindustrie, sowie der Elektroindustrie und dem Maschinenbau zurück

Fahrzeugbau investiert höchsten Umsatzanteil in Innovationen

Die Innovationsintensität, das ist der Anteil der Innovationsaufwendungen am Gesamtumsatz aller Unternehmen, sank im Jahr 2008 leicht von 2,7 Prozent im Vorjahr auf 2,6 Prozent. Auf Branchenebene zeigen sich für diese Maßzahl jedoch deutliche Unterschiede. So sind 2008 etwa im Fahrzeugbau 8,5 Prozent des Branchenumsatzes in Innovationsprojekte geflossen, in der Elektroindustrie waren es 7,2 Prozent. Hohe Werte zeigen sich auch in der EDV- und Telekommunikationsbranche sowie in der Chemie- und Pharmaindustrie. Dagegen investierten Finanzdienstleister und Unternehmen der Energieversorgung weniger als ein Prozent ihres Branchenumsatzes in Innovationen.

16,8 Prozent des Umsatzes aller Unternehmen in Deutschland wurden 2008 mit neu am Markt eingeführten Produkten erwirtschaftet. 2007 lag dieser Anteil bei 16,3 Prozent. Bei der forschungsintensiven Industrie entfielen 38 Prozent des Umsatzes auf neue Angebote (2007: 39 Prozent). Die sonstigen Industrieunternehmen meldeten im Jahr 2008 mit elf Prozent einen stabilen Umsatzanteil mit Produktinnovationen. Auch in den wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen lag diese Maßzahl unverändert bei 13 Prozent, während sie bei den sonstigen Dienstleistungen auf sieben Prozent stieg (2007: fünf Prozent).

Im Jahr 2008 konnte die deutsche Wirtschaft mit Hilfe von Prozessinnovationen Kosten von etwa 3,9 Prozent je Stück beziehungsweise je Vorgang einsparen. Die forschungsintensive Industrie realisierte sogar Einsparungen von 5,2 Prozent. Bei den wissensintensiven Dienstleistungen lag diese Maßzahl bei 5,0 Prozent. Geringere Kostensenkungserfolge zeigten sich mit 3,4 Prozent in der sonstigen Industrie. Auch die sonstigen Dienstleistungen lagen mit 2,1 Prozent unter dem gesamtwirtschaftlichen Niveau.

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