Internationales Wissen macht Unternehmen innovativer
ForschungZEW-Studie zu Innovationen durch Wissensimporte
Der Wert von importierten Wissensdienstleistungen nach Deutschland, beispielsweise im Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) oder durch Patente, hat sich im letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Er wuchs von rund 16,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2010 auf über 46 Milliarden im Jahr 2022, wie das ZEW auf Basis von Zahlen der Welthandelsorganisation WTO berechnet hat. Damit ist Deutschland einer der größten Importeure von Wissen weltweit. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) könnten noch weiter davon profitieren, nutzen das Potenzial aber noch nicht aus. Das ergibt eine aktuelle Auswertung des ZEW Mannheim.
„Vor dem Hintergrund zunehmenden Protektionismus und des Strebens nach technologischer Souveränität ist es ratsam, sich für den Wissensimport auf verlässliche Partnerländer – beispielsweise aus der EU – zu fokussieren. Ziel der deutschen Wirtschaftspolitik sollte es daher sein, noch bestehende Handelsbarrieren für den Import von Wissen im Binnenmarkt abzubauen“, empfiehlt Studienautor Dr. Bastian Krieger, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe „Co-Creation“ im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.
Importierende Unternehmen sind doppelt so innovativ
Der Zugang zu internationalem Wissen, beispielsweise durch Patente, Lizenzen oder FuE, steigert den Erfolg von Innovationen in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen neue oder deutlich verbesserte Produkte, Services oder interne Prozesse etablieren, liegt bei 68 Prozent, wenn sie Wissen importieren. Das ist mehr als doppelt so hoch wie bei nicht-importierenden Unternehmen (33 Prozent).
EU-Länder wichtigste Importpartner
Der Anteil von EU-Mitgliedstaaten, aus denen Wissen nach Deutschland importiert wird, wächst. 2010 kamen rund 35 Prozent der Wissensimporte aus der EU, 2019 waren es 44 Prozent.
Dieser Trend deckt sich mit einer Empfehlung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) von 2021, sich in der internationalen Zusammenarbeit zur Entwicklung von Schlüsseltechnologien auf ausgewählte Staaten zu fokussieren. Dadurch soll die technologische Souveränität und Resilienz gegenüber globalen Herausforderungen gestärkt werden.
„Die EU nimmt einen immer größeren Stellenwert im Wissensimport deutscher Unternehmen ein. Unsere Untersuchung zeigt, dass die Strategie des BMBF sich mit dem deckt, was sich in der Vergangenheit gezeigt hat. Der Import von Wissen sollte nicht eingestellt, jedoch die Quellenländer der Importe sorgfältig ausgewählt werden. Die EU bietet vergleichsweise verlässliche Partner“, so Krieger.
KMU haben kaum Anteil am Wissensimport
Die Untersuchung zeigt allerdings auch, dass vor allem große Unternehmen internationalen Wissensimport betreiben, dagegen beziehen KMU nur selten Wissen und Technologien aus dem Ausland.
„Wir sehen, dass sich KMU kaum am internationalen Wissensimport beteiligen. Die genauen Gründe dafür müssen noch weiter untersucht werden, um ihre Möglichkeiten zu verbessern. Wenn KMU stärker Wissen und Technologien importieren würden, wären ihre Innovationen voraussichtlich erfolgreicher. Sprich: es gäbe mehr Kostensenkungen durch bessere Prozesse sowie höhere Umsätze durch innovativere Produkte und Dienstleistungen. Dadurch könnten deutliche Innovationsgewinne für die deutsche Wirtschaft eingefahren werden. Dieses Potenzial wird aktuell jedoch noch nicht genutzt“, schätzt Krieger.
Was sind Wissensimporte?
Es gibt verschiedene Arten von Wissensimporten. Sie reichen von Dienstleistungen für FuE über Patente bis hin zu Lizenzen aus dem Ausland.
Der ZEW Policy Brief von Bastian Krieger wertet auf Basis verschiedener Studien und Statistiken den Einfluss von Wissensimporten auf die Innovativität deutscher Unternehmen aus und zieht daraus politische Implikationen.