ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE: Konjunkturerholung in Mittel- und Osteuropa verlangsamt sich

Konjunkturindikator CEE

Die Konjunkturerwartungen für Mittel- und Osteuropa (CEE) gehen im September um 3,2 Punkte zurück. Der Konjunkturindikator CEE, der die Einschätzung der Finanzmarktexperten hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in der CEE-Region auf Sicht von sechs Monaten widerspiegelt, steht nun bei 17,3 Punkten. Nahezu die Hälfte der Umfrageteilnehmer geht von einer unveränderten wirtschaftlichen Entwicklung im kommenden halben Jahr in der Region aus. Diese "neutralen" Antworten fließen jedoch nicht in die Berechnung des Indikators ein. Die Konjunkturerwartungen für Mittel- und Osteuropa werden vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Group Bank, Wien, monatlich gemeinsam mit anderen Finanzmarktdaten erhoben.

Die Konjunkturerwartungen für Österreich sinken im September um 16,2 Punkte auf 13,3 Punkte. Dagegen verbessern sich die Konjunkturerwartungen für die Eurozone um 2,0 Punkte auf 17,7 Punkte.

Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der CEE-Region, Österreich und in der Eurozone fällt in der aktuellen Umfrage etwas vorsichtiger aus als im Vormonat. Der entsprechende Indikator für die CEE-Region fällt um 5,7 Punkte auf minus 5,7 Punkte. Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage in Österreich geht um 6,7 Punkte auf 11,1 Punkte zurück. Für die Eurozone fällt der entsrpechende Indikator um 1,9 Punkte auf minus 5,8 Punkte.

Die Umfrageteilnehmer gehen im September davon aus, dass die Inflationsgefahr für die CEE-Region auf Sicht von sechs Monaten etwas gesunken ist. Der entsprechende Indikator fällt um 7,0 Punkte auf 38,8 Punkte. Dagegen prognostizieren die befragten Experten ein höheres Inflationsrisiko in der Eurozone. Der entsprechende Saldo klettert um 7,0 Punkte auf 44,0 Punkte. Für Österreich bleibt der Inflationsindikator nahezu unverändert bei 45,5 Punkten.

Mehr als die Hälfte der Finanzmarktexperten erwartet, dass sich die Aktienmarktindizes für die CEE-Region (NTX), Österreich (ATX) und den Eurostoxx 50 auf Sicht von sechs Monaten positiv entwickeln werden. Die Salden, die die erwartete Entwicklung darstellen, sinken zwar leicht, bleiben aber klar positiv. Für den NTX steht der Indikator nun bei 36,3 Punkten.

Kroatien

Der Konjunkturindikator für Kroatien sinkt im September um 6,3 Punkte auf 18,1 Punkte. Die Einschätzung der aktuellen Wirtschaftlichen Lage geht um 2,3 Punkte zurück und erreicht minus 27,9 Punkte. Der starke Optimismus von den vergangenen Monaten hinsichtlich der Entwicklung des kroatischen Aktienindizes CROBEX im kommenden halben Jahr hat im September nachgelassen. Der entsprechende Indikator verzeichnet einen Rückgang von 25,6 Punkten. Mit einem aktuellen Stand von 24,4 Punkten verliert der Indikator seine führende Position unter den analysierten CEE-Ländern. Kroatien bleibt auch in diesem Monat das einzige Land, für das die Analysten eine Abwertung der Landeswährung prognostizieren. Dies ist an dem einzigen negativen Saldo in dieser Kategorie in Höhe von minus 22,3 Punkten abzulesen.

Polen

Der Konjunkturindikator für Polen sinkt im September um 4,5 Punkte, erreicht aber dennoch mit 22,0 Punkten den besten Wert im Ländervergleich. Auch die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation besetzt den ersten Platz unter den untersuchten CEE-Volkswirtschaften. Der entsprechende Saldo nimmt 10,4 Punkte zu und steht nun bei 34,0 Punkten. Im Einklang mit den erwarteten höheren Inflationsrisiken erreicht der Indikator, der die Prognosen der Experten hinsichtlich künftiger Zinsänderungen widerspiegelt, den höchsten Wert im Ländervergleich von 41,4 Punkten. Demnach erwarten die Umfrageteilnehmer eine Erhöhung der Zinssätze durch die polnische Nationalbank in den nächsten sechs Monaten. Über 60,0 Prozent der Experten erwarten eine Aufwertung der polnischen Währung gegenüber dem Euro in den nächsten sechs Monaten.

Rumänien

Die Konjunkturerwartungen für Rumänien sinken um 4,8 Punkte im September. Der Indikator weist mit 21,3 Punkten den zweitbesten Wert im Ländervergleich auf. Nach einer Verbesserung von 9,8 Punkten auf minus 43,4 Punkten verlässt der Saldo, der die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Rumänien darstellt, die letzte Position in dieser Kategorie. Dennoch bewerten mehr als die Hälfte der Analysten die aktuelle Situation im Lande negativ.

Slowakei

Die Konjunkturerwartungen für die Slowakei sinken im September um 2,6 Punkte auf 14,9 Punkte. Dagegen beurteilen die Umfrageteilnehmer die aktuelle wirtschaftliche Lage im Lande deutlich besser als im Vormonat. Der entsprechende Indikator verzeichnet den höchsten Anstieg im Ländervergleich von 10,8 Punkten auf 12,8 Punkte. Zwei Drittel der Experten und somit deutlich mehr Experten als im Vormonat prognostizieren ein steigendes Inflationsrisiko in der Slowakei auf Sicht von sechs Monaten. Der entsprechende Indikator nimmt erneut stark zu und erreicht weiterhin den höchsten Wert in dieser Kategorie von 63,9 Punkten. Dem slowakischen Aktienmarktindex SAX wird im Vergleich zu den anderen analysierten CEE-Ländern ein geringeres Wachstumspotential zugesprochen. Der Indikator für die Entwicklung des SAX im nächsten halben Jahr sinkt im September und erreicht den niedrigsten Wert im Ländervergleich.

Tschechische Rebublik

Der Konjunkturindikator für die Tschechische Republik sinkt im September stärker als die Konjunkturerwartungen für die meisten anderen CEE-Länder. Damit verliert er seine führende Position in dieser Kategorie. Mit einem Rückgang von 15,3 Punkten erreichen die Konjunkturerwartungen einen Stand von 16,7 Punkten. Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der Tschechischen Republik nimmt um 6,6 Punkte auf 20,4 Punkte zu. Dies ist der zweitbeste Wert unter den betrachteten CEE-Ländern in dieser Kategorie. Der Indikator, der die erwarteten Inflationsrisiken abbildet, nimmt in der aktuellen Umfrage weiter zu und erreicht 58,3 Punkte. Mehr als 60 Prozent der Finanzmarktexperten erwarten höhere Inflationsrisiken in der Tschechischen Republik auf Sicht von sechs Monaten.

Ungarn

Die Konjunkturerwartungen für Ungarn sinken im September um 10,4 Punkte auf 13,1 Punkte. Auch die aktuelle wirtschaftliche Situation wird kritischer beurteilt als noch im Vormonat. Der Indikator, der die Inflationserwartungen der Finanzmarktexperten widerspiegelt, steigt zum zweiten Mal in Folge deutlich. Der entsprechende Indikator legt um 17,0 Punkte auf 23,1 Punkte zu.

Sonderfrage

Die Sonderfrage im September befasst sich mit der wirtschaftlichen Bedeutung und den Erfolgsaussichten von Einkaufszentren in der CEE-Region. 39 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass "shopping malls" den Konsum signifikant ankurbeln können. Dagegen vertritt mit 51 Prozent die Mehrheit der Experten die Ansicht, dass die Einkaufszentren keinen positiven Einfluss auf den Konsum haben. Planungs- und Konzeptionsmangel haben zu chaotischen Entwicklungen und zu einem Überangebot an "shopping malls" in der CEE-Region geführt. Demzufolge gehen 58 Prozent der befragten Analysten davon aus, dass viele Einkaufszentren in der Rezession nicht bestehen werden. Wenn jedoch zusätzlich zu den Einkaufsmöglichkeiten noch Vergnügungs- und Fitnessangebote hinzu kommen, haben die "shopping malls" gute Chancen im Wettbewerb zu bestehen. Davon zeigen sich nahezu 70 Prozent der Experten überzeugt. 59 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass die Einkaufszentren in der CEE-Region erfolgreicher sein werden als in der Eurozone.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei und Slowenien. Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittelund Osteuropa und den Euroraum sowie die Tschechische Republik, Polen, Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich. Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de