„Wie Vergabekriterien Innovationen bremsen“

Kommentar

ZEW-Ökonom Bastian Krieger zur Reform des Vergaberechts

Das öffentliche Beschaffungswesen ist eine zentrale Säule der deutschen Wirtschaft und umfasst mit rund 500 Milliarden Euro jährlich etwa 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Sie bietet zugleich enormes Potenzial zur Förderung von Innovationen. Dr. Bastian Krieger, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe Co-Creation am ZEW Mannheim, erläutert, dass öffentliche Ausschreibungen durch gezielt eingesetzte Vergabekriterien Unternehmen dazu anregen können, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und anzubieten.

Die Gestaltung der Vergabekriterien ist entscheidend. Zusätzliche Anforderungen können Innovationen fördern, indem sie kreative und neuartige Lösungen belohnen. Allerdings kehrt sich dieser Effekt um, wenn die Kriterien zu zahlreich oder zu detailliert werden. Während eine moderate Anzahl von Vorgaben Unternehmen auf Innovationskurs bringt, führt eine zu lange Liste an Anforderungen zu einer Reduktion des Innovationserfolgs.

Unsere Analyse zeigt, dass rund ein Viertel der untersuchten Unternehmen, die öffentliche Aufträge mit zusätzlichen Anforderungen gewinnen, durch einen übermäßigen Kriterienkatalog in ihrer Innovationsfähigkeit eingeschränkt werden. Diese Ergebnisse sind insbesondere vor dem Hintergrund der laufenden Vergabereform in Deutschland von Bedeutung. Der aktuelle Reformentwurf adressiert bereits die Notwendigkeit, Vergabeprozesse effizienter und weniger komplex zu gestalten. Unsere Ergebnisse bestätigen diesen Ansatz und unterstreichen, wie wichtig es ist, eine Balance zwischen klaren Vorgaben und übertriebener Komplexität zu finden.

Wenn öffentliche Ausschreibungen so gestaltet werden, dass sie Innovationen fördern, anstatt sie zu bremsen, leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Die laufende Reform bietet eine einmalige Gelegenheit, dieses Potenzial auszuschöpfen.

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