Jedes fünfte Unternehmen in Deutschland nutzt Web 2.0

Forschung

Web 2.0-Anwendungen wie Facebook und Twitter haben sich als Informations- und Kommunikationsmedien im privaten Bereich schon längst etabliert. Jetzt erobern sie unter dem Label "Enterprise 2.0" zunehmend die Geschäftswelt. Bereits jedes fünfte Unternehmen in Deutschland nutzt derzeit Wikis, Blogs, soziale Online-Netzwerke oder Kollaborationsplattformen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle repräsentative Befragung, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bei Unternehmen mit mindestens fünf Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe und in ausgewählten Dienstleistungsbranchen durchgeführt hat. Insgesamt wurden 4.400 Unternehmen befragt.

"Vor allem in Dienstleistungsbranchen, in denen Information und Kommunikation und die Nähe zum Kunden eine große Rolle spielen, findet Web 2.0 zahlreiche Anwender", sagt Dr. Irene Bertschek, Forschungsgruppenleiterin am ZEW. So zeigt die aktuelle Studie, dass der Branche IT-Dienste und Telekommunikation mit einer Nutzungsrate von 62 Prozent sowie den Mediendienstleistern mit 39 Prozent eine Vorreiterrolle beim Einsatz von Web 2.0-Anwendungen zukommt. Das Schlusslicht bildet der Einzelhandel mit einer Nutzungsrate von knapp zwölf Prozent.

75 Prozent der Unternehmen, die Web 2.0-Anwendungen einsetzen, tun dies vorranging im Wissensmanagement. Häufig kommen Web 2.0-Anwendungen aber auch bei der Kommunikation mit Kunden oder mit externen Partnern und Lieferanten zum Einsatz. Innerhalb des Unternehmens dient Web 2.0 der Kommunikation und der gemeinsamen Projektbearbeitung. Seltener wird Web 2.0 bisher noch für die Bearbeitung von Projekten mit Externen genutzt (46 Prozent der Web 2.0-Nutzer).

In Sicherheitsrisiken und einem zu hohen Aufwand, verbunden mit schwer überschaubaren Folgekosten, sehen die Unternehmen die Haupthemmnisfaktoren für eine Nutzung oder weitere Verbreitung von Web 2.0. Diese Hemmnisse werden von 64 beziehungsweise 62 Prozent der Unternehmen genannt. Über die Hälfte der Unternehmen hält die Kontrolle über die Inhalte für unzureichend, und 48 Prozent befürchten, dass die Beschäftigten zu stark von ihren eigentlichen Aufgaben abgelenkt werden. Nur ein Drittel der Unternehmen geht dagegen von einer fehlenden Bereitschaft der Mitarbeiter aus, Web 2.0-Anwendungen aktiv zu nutzen.

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass sich ein nicht unbedeutender Anteil der Unternehmen in Deutschland auf dem Weg zu Enterprise 2.0 befindet. Ob sich Wikis, Blogs & Co. auf Dauer bewähren und letztlich zur Steigerung des Unternehmenserfolgs in Form höherer Umsätze, einer höheren Produktivität oder einer besseren Innovationsfähigkeit beitragen, wird noch zu prüfen sein.

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Irene Bertschek, Telefon: 0621/1235-178, E-Mail: bertschek@zew.de

 

Informationen zur ZEW IKT-Umfrage

Die ZEW IKT-Umfrage ist eine repräsentative Unternehmensbefragung zur Verbreitung und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Die telefonische Befragung wurde in Zusammenarbeit mit dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH, Bonn, in der Zeit von Februar bis Mai 2010 durchgeführt. Befragt wurden insgesamt rund 4.400 Unternehmen in Deutschland.

Befragte Branchen: Die Untersuchung umfasst das verarbeitende Gewerbe und ausgewählte Dienstleistungssektoren. Die Abgrenzung basiert in der aktuellen Erhebung erstmalig auf der neuen Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 des Statistischen Bundesamtes.

Die Sektoren des verarbeitenden Gewerbes sind:

Verbrauchsgüter, Chemie-, Pharmaindustrie, Grundstoffe, Metallindustrie, Elektroindustrie, Maschinenbau, Fahrzeugbau.

Von den Dienstleistungssektoren wurden berücksichtigt:

Einzelhandel, Großhandel, Transportdienstleistungen, Mediendienstleistungen, IT-Dienste/Telekommunikation, Finanzdienstleistungen, Immobilien-/Vermietungsdienst-leistungen, Unternehmensberatung/Werbung, Technische Dienstleistungen, Unternehmensdienstleistungen.

Grundgesamtheit und Gewichtung

Die Ergebnisse der Befragung sind geschichtet hochgerechnet auf die Grundgesamtheit aller Unternehmen der betrachteten Branchen mit mindestens fünf Beschäftigten in Deutschland. Als Schichtungsmerkmale dienen die Branche und die Unternehmensgröße (Beschäftigte). Die Daten der Grundgesamtheit beruhen auf einer Sonderauswertung des Unternehmensregisters des Statistischen Bundesamtes, der Statistik der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und auf eigenen Schätzungen des ZEW. Alle Anteile, die sich auf die Anzahl der Unternehmen beziehen, werden von kleinen und mittleren Unternehmen auf Grund ihrer relativ großen Anzahl dominiert. Große Unternehmen hingegen dominieren auf Grund der großen Volumina alle Anteile, die sich auf die Anzahl der Beschäftigten beziehen.