Econometric Evaluation of EU Cohesion Policy – A Survey
ZEW Discussion Paper Nr. 09-052 // 2009Mehr als ein Drittel des EU-Haushalts wird für die Kohäsionspolitik verwendet,deren Mittel über die so genannten Strukturfonds verausgabt werden. Das zentrale Ziel dieser Politik besteht in der Verringerung von Disparitäten zwischen den europäischen Regionen und der Förderung von Wirtschaftswachstum und Konvergenz. Somit ist der Konvergenz-Prozess der Regionen von hohem politischem Interesse. Die verfügbaren empirischen Studien deuten auf einen geringen Konvergenzeffekt aller (zum Teil nur einiger) europäischer Regionen hin. Welche Rolle dabei allerdings die Kohäsionspolitik spielt, ist unklar, da entsprechende ökonometrische Evaluationsstudien keine eindeutige Evidenz liefern. Abgesehen von Studien, die positive Effekteauf das regionale Wachstum herausfinden, existieren auch solche, die zu keinen oder sogar negativen Effekten gelangen.Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieser Studie, einen gründlichen Überblick über die ökonometrischen Studien zu geben und mögliche Gründe für die divergierenden Ergebnisse zu durchleuchten. Es wird aufgezeigt, dass die ökonometrische Evaluation der Wachstums- und Konvergenzeffekte der Kohäsionspolitik mit einer Reihe von methodischen Schwierigkeiten verbunden ist. Hierauf aufbauend werden potentielle Lösungen aufgezeigt und die existierende Literatur diskutiert.Es wird deutlich, dass aus ökonometrischen Studien, die auf EU-Länder-Daten basieren, höchstens auf einen bedingt positiven Effekt der EU Kohäsionspolitik geschlossen werden kann. Es zeigen sich nur dann positive Effekte,wenn bestimmte institutionelle Gegebenheiten vorliegen, wie beispielsweise eine dezentralisierte Regierungsstruktur oder eine hohe Qualität öffentlicher Institutionen. Ökonometrische Studien basierend auf Regionaldaten sind aus zwei Gründen vorzuziehen. Zum einen zielt die Kohäsionspolitik gerade auf Regionen ab. Zum anderen werden die Ergebnisse durch die größere Anzahl an Untersuchungseinheiten stabiler. Die Mehrzahl der Studien findet leicht positive Wachstumseffekte der Kohäsionspolitik auf regionaler Ebene. Abschließend werden weitere mögliche Gründe für die insgesamt geringe Wirksamkeit der Kohäsionspolitik genannt. Eine mögliche Erklärung besteht darin, dass die empirischen Studien meist auf Annahmen der neoklassischen Wachstumstheorie basieren und (implizit) unterstellen, dass die Kohäsionspolitik die Investitionen erhöht und somit zu einer höheren Wachstumsrate beiträgt. Allerdings ist dieser investitionserhöhende Effekt der Kohäsionspolitik nicht eindeutig nachgewiesen. Darüber hinaus ist wenig über die Arbeitsmarkteffekte der Kohäsionspolitik bekannt. Dies zeigt, dass die Untersuchung der Wirkungskanäle der Kohäsionspolitik von besonderem Interesse ist. Ein weiterer möglicher Erklärungsansatz für eine ineffektive Kohäsionspolitik besteht darin, dass sich die regionale Verteilung der Mittel der Kohäsionspolitik teilweise durch politökonomische Faktoren erklären lässt, wohingegen die ökonomische Notwendigkeit in diesen Fällen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Da Kohäsionspolitik zu einem gewissen Grad als das Ergebnis von Ausgleichszahlungen im Rahmen politischer Verhandlungsprozesse zwischen den Mitgliedstaaten zu interpretieren ist, erscheint es denkbar, dass die Mittel nicht immer effizient verwendet werden.
Hagen, Tobias und Philipp Mohl (2009), Econometric Evaluation of EU Cohesion Policy – A Survey, ZEW Discussion Paper Nr. 09-052, Mannheim.