Innovation, Competition and Incentives for R&D
ZEW Discussion Paper Nr. 10-039 // 2010Die Analyse der Verbindung zwischen der Innovationstätigkeit von Unternehmen und der Form des Wettbewerbs, dem sich die Unternehmen gegenübersehen, ist unverzichtbar für das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Wettbewerbs- und Innovationspolitik. Dies gilt ganz besonders für Länder, deren Wettbewerbsvorteil auf einer hohen Innovationsfähigkeit beruht, wie z.B. Deutschland und die Schweiz. In diesem Aufsatz werden für diese beiden Länder drei Forschungsfragen empirisch untersucht: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Innovationsergebnissen von Unternehmen aus früheren Perioden und der aktuellen Wettbewerbsform? Üben Produkt- und Prozessinnovationen unterschiedliche Effekte auf die Wettbewerbsform aus? Hat die Wettbewerbsform einen Einfluss auf künftige Investitionen in Innovationsaktivitäten? Aufbauend auf den theoretischen Analysen von Vives (2008), der festgestellt hat, dass das Ausmaß der Substituierbarkeit von Produkten und die Höhe der Fixkosten - die beide wesentliche Merkmale des Wettbewerbs im Absatzmarkt sind - jeweils positiv mit Prozessinnovationen, jedoch negativ mit Produktinnovationen korreliert, wird der Zusammenhang zwischen früheren und künftigen Innovationsanstrengungen und diesen beiden Aspekten des Wettbewerbs untersucht. Die empirischen Analysen beruhen auf Unternehmenspaneldaten aus Deutschland und der Schweiz. Die Wettbewerbsform wird über die direkte Einschätzung der Unternehmen zum Grad der Substituierbarkeit ihrer Produkte durch Konkurrenzprodukte sowie zur Schnelligkeit des Alterns der eigenen Produkte (die negativ mit dem Ausmaß von Fixkosten korreliert sein sollte) gemessen. Für beide Länder zeigt sich, dass der Produktinnovationserfolg in der Vorperiode, gemessen über den Umsatzanteil neuer Produkte, positiv auf einen durch rasches Altern der Produkte geprägten Wettbewerb, jedoch negativ auf einen Substitutionswettbewerb in der aktuellen Periode wirkt. Dieses Ergebnis deutet an, dass Produktinnovationen den Technologiewettbewerb anheizen, während zu geringe Produktinnovationsaktivitäten die Unternehmen in einen Substitutionswettbewerb drängen. Für den Einfluss von vorangegangenen Prozessinnovationsaktivitäten zeigen sich dagegen je nach Land unterschiedliche Resultate. Die Einführung von kostensenkenden Prozessinnovationen geht in Deutschland mit einem verschärften Technologiewettbewerb (d.h. einem rascheren Altern der Produkte) und einem geringeren Substitutionswettbewerb einher, was auf die Rolle von Kostenreduktionen als eine Strategie zur Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit sowohl in Märkten mit raschen technologischen Wandel als auch zur Vermeidung von Substitutionswettbewerb hindeutet. Für die Schweiz zeigt sich dagegen ein negativer Effekt kostensenkender Prozessinnovationen auf einen durch rasches Altern von Produkten gekennzeichneten Wettbewerb, d.h. Kosteneinsparungen werden vor allem in reiferen Märkten mit geringerer technologischer Dynamik verfolgt. Der Einfluss des Wettbewerbs auf die künftigen Innovationsaktivitäten - gemessen als FuEAufwendungen, die tendenziell auf Produktinnovationen abzielen - unterscheidet sich je nach Wettbewerbsform. Märkte mit raschem Altern der Produkte bieten positive Anreize für eine Ausweitung der FuE-Ausgaben, während von einem intensiven Substitutionswettbewerb negative Anreize ausgehen. Folglich zeigt sich ein sich selbst verstärkender Prozess zwischen Innovation und Wettbewerb. Die geringen Preisspielräume bei intensivem Substitutionswettbewerb schränken die Möglichkeiten künftiger FuE-Aktivitäten und damit von Produktinnovationen ein, was wiederum den Substitutionswettbewerb weiter verstärkt. Umgekehrt sind Unternehmen, die in Märkten mit raschem Altern der Produkte tätig sind, eher in der Lage, höhere FuE-Aufwendungen zu realisieren, was künftige Produktinnovationserfolge und somit die Festigung dieser Wettbewerbsform befördern kann. Dies bedeutet, dass es für Unternehmen schwierig ist, einen einmal eingeschlagenen Pfad der Innovationsausrichtung und der Wettbewerbsform zu verlassen.
Wörter, Martin, Christian Rammer und Spyros Arvanitis (2010), Innovation, Competition and Incentives for R&D, ZEW Discussion Paper Nr. 10-039, Mannheim.