Industrial Ecology in Policy Making: What is Achievable and what is not?
ZEW Discussion Paper Nr. 10-067 // 2010Industrial Ecology ist ein relativ junges, interdisziplinäres Forschungsfeld, das die Interaktion zwischen industrieller Aktivität und der Natur untersucht. In diesem Feld sind verschiedene Instrumente entwickelt worden, zwei der wichtigsten sind die Ökobilanz (Life Cycle Assessment, LCA) und die Stoffstromanalyse (Material Flow Analysis, MFA). Mit einer Ökobilanz werden die Umweltwirkungen eines Produktes über den ganzen Lebenszyklus hinweg erfasst, von der Wiege bis zur Bahre. Die Stoffstromanalyse misst Materialinput und –output einer Volkswirtschaft in Tonnen. Insbesondere die Ökobilanz hat in der europäischen Umweltpolitik an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob auf Basis von Ökobilanz und Stoffstromanalyse Politikmaßnamen entwickelt und bewertet werden können. Damit dies der Fall ist, müssten die Instrumente die komplexen Konsequenzen von Regulierungsmaßnahmen erfassen können. Umweltpolitische Eingriffe lösen eine Vielzahl von Effekten aus. Dazu gehören Nutzen und Kosten der Maßnahmen. Es ist zu beachten, dass die Kosten über die monetären Kosten der betroffenen Unternehmen hinausgehen. Auch Opportunitätskosten, sowie die Kosten indirekt betroffener Akteure müssen in die Betrachtung mit einbezogen werden. Weiterhin ist der ökologisch bedeutsame Rebound-Effekt zu berücksichtigen. Auch Umverteilungswirkungen, die durch Eingriffe in die Märkte ausgelöst werden, sind von Bedeutung. Sowohl Ökobilanz als auch Stoffstromanalyse können diese Effekte als eigenständiges Werkzeug nicht ausreichend erfassen. Die Ökobilanz kann die Wirkungen von Umweltregulierung zum Teil mit einbeziehen. Das gilt vor allem für Wirkungen, die einem Produkt direkt zurechenbar sind. Wirkungen, die erst auf gesamtwirtschaftlicher Ebene sichtbar werden, können jedoch nur unzureichend berücksichtigt werden. Die Stoffstromanalyse misst alle Materialbewegungen in Tonnen. Der Zusammenhang zwischen Gewicht und ökologischen Wirkungen erscheint allerdings unklar. Konkrete politische Maßnahmen können auf Grundlage von Stoffstromanalysen nicht entwickelt werden. Die Ökobilanz ist als Werkzeug zur Beurteilung von Regulierungsmaßnahmen nicht ausreichend. Gleichzeitig erscheint der Ansatz vielversprechend, durch Produkte verursachte Umweltprobleme über den ganzen Lebenszyklus hinweg zu untersuchen. Daher wird in dieser Arbeit ein lebenszyklusbasiertes berechenbares allgemeines Gleichgewichtsmodell (Life Cycle Based Computable General Equilibrium Model, LCB-CGE) vorgeschlagen. Das Modell soll die gesamte Volkswirtschaft auf sektoraler Ebene abbilden und gleichzeitig die Vorteile des Lebenszyklus-Gedankens besitzen. Mit dem Modell wäre es möglich, politische Maßnahmen ex ante zu beurteilen.
Pothen, Frank (2010), Industrial Ecology in Policy Making: What is Achievable and what is not?, ZEW Discussion Paper Nr. 10-067, Mannheim.