Supply and Demand for Telecommunication Infrastructure
ZEW Discussion Paper Nr. 10-087 // 2010Die Verfügbarkeit von Telekommunikationsinfrastruktur adäquater Qualität hat seit Ende der 1990er Jahre zu einer erheblichen Veränderung von Verhaltensmustern in der Kommunikation beigetragen. Die physische Infrastruktur und ihre Qualität gelten als zentrale Voraussetzung für die Qualität von aufgesetzten Infrastrukturen (Internet) oder Dienstleistungen (SMS, Sprachtelefonie). Aus diesem Grund hat die Untersuchung der Telekommunikationsinfrastruktur, die Anreizsetzung für Investitionen und insbesondere auch der Einfluss von Dienste-Wettbewerb für Investitionen im wissenschaftlichen Umfeld besondere Bedeutung erlangt. Obwohl neue Technologien eine immer stärkere Einbindung von Nachfragern als aktive Nutzer der Infrastruktur begründen, die Inhalte bereitstellen und Dienste und Informationen aktiv anbieten (Stichwort Web 2.0), werden Investitionskosten und -risiken nur von einigen wenigen Infrastrukturanbietern getragen. Für die wenigen Infrastrukturanbieter wird es kontinuierlich schwieriger, den durch die Infrastruktur geschaffenen Mehrwert zu internalisieren. Dieses Papier untersucht, ob und in welchem Umfang die Nachfrage nach Infrastruktur einen Einfluss auf deren Bereitstellung hat. Bislang wird in der empirischen Forschung davon ausgegangen, dass Investitionen (nur) durch anbieterseitige Faktoren bestimmt werden. Daher wird Wettbewerb auf der Diensteebene als direkter Einflussfaktor für das Infrastrukturangebot unterstellt. Dienstewettbewerb führt allerdings zu einer Steigerung der Informationsbereitstellung, was wiederum die Verfügbarkeit einer hinreichenden Infrastrukturqualität voraussetzt. Daher sollte Wettbewerb auf der Diensteebene auch die Nachfrage nach Infrastruktur bedingen und daher einen indirekten Effekt auf Investitionen haben. In einem 2-Gleichungssystem unterscheide ich die Bedeutung von Dienstewettbewerb als Einflussfaktor für das Infrastrukturangebot und die Infrastrukturnachfrage. Ich vergleiche die Schätzergebnisse eines strukturellen Schätzansatzes, der die Nachfrage in der Investitionsgleichung endogenisiert, mit den Ergebnissen von unabhängigen Schätzungen. Die Ergebnisse zeigen eine Unterschätzung der Bedeutung von Dienstewettbewerb auf Investitionen, wenn man die Nachfragerseite vernachlässigt. In einem weiteren Schritt wird die Beziehung zwischen Festnetz- und Mobilfunkinfrastruktur untersucht. Während die Nachfrage nach Festnetzinfrastruktur unabhängig von der Nachfrage nach Mobilfunkinfrastruktur ist, hängt die Nachfrage nach Mobilfunkinfrastruktur von der Nachfrage nach Festnetzzugang ab. Ähnliches ist bei Mobilfunkinvestitionen bezüglich Festnetzinvestitionen zu beobachten. Während Festnetzinfrastruktur zu einem Zeitpunkt installiert wird, zu dem noch keine vergleichbare Mobilfunk-Übertragungstechnologie zur Verfügung steht, hängen Mobilfunk-Nachfrage und -Angebot von der Festnetzsituation ab. Diese Ergebnisse bestätigen eine asymmetrische Substituierbarkeit zwischen Festnetz- und Mobilfunkinfrastruktur in europäischen Telekommunikationsmärkten.
Veith, Tobias (2010), Supply and Demand for Telecommunication Infrastructure, ZEW Discussion Paper Nr. 10-087, Mannheim.