Investment Impact of Tax Loss Treatment – Empirical Insights from a Panel of Multinationals
ZEW Discussion Paper Nr. 10-097 // 2010Gewinne von Unternehmen werden im Jahr ihrer Realisierung besteuert. Verluste dagegen können steuerlich nur im Rahmen von Verlustverrechnungsregeln genutzt werden. Diese Regeln variieren von Land zu Land und über die Zeit. Nur einige wenige Länder gewähren einen Verlustrücktrag, ein Verlustvortrag hingegen ist überall möglich. In manchen Ländern ist der Verlustvortrag jedoch zeitlich beschränkt. Neben diesen intertemporalen Regeln zur Verlustverrechnung, bieten manche Länder ein Gruppenbesteuerungssystem, welches die Verrechnung von Gewinnen und Verlusten zwischen verbundenen Unternehmen ermöglicht. Dieses Papier untersucht, inwieweit Unternehmen die unterschiedlich ausgestalteten Verlustverrechnungsregeln bei ihrem Investitionsverhalten berücksichtigen. Dabei betrachten wir zwei grundsätzliche Effekte der steuerlichen Verlustverrechnung. Erstens untersuchen wir, wie die unterschiedlichen Typen der Verlustverrechnung das Investitionsverhalten von Firmen beeinflussen, die potenziell mit zukünftigen Verlusten rechnen. Zweitens betrachten wir Tochtergesellschaften, die bereits Verluste erlitten haben und analysieren, ob sie ihr Investitionsverhalten angesichts der vorliegenden Verlustvorträge ändern. Als Datengrundlage der empirischen Analyse dient die Direktinvestitionsdatenbank der Deutschen Bundesbank. Sie erlaubt den Vergleich des Investitionsverhaltens von multinationalen Tochterkapitalgesellschaften in 41 Ländern im Zeitraum 1996-2007. Unsere empirischen Ergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere die Verfügbarkeit einer Gruppenbesteuerung das Investitionsverhalten positiv beeinflusst. Bei Firmen mit einem relativ hohen Verlustrisiko ist dieser Effekt besonders stark ausgeprägt. Hinsichtlich der Investitionsstruktur führt ein Gruppenbesteuerungssystem dazu, dass Investitionen über mehr Tochtergesellschaften gestreut werden. Im Hinblick auf die intertemporale Verlustverrechnung zeigt sich, dass insbesondere solche Firmen deutlich auf die Regelungsausgestaltung reagieren, die in Branchen mit hohem Verlustrisiko operieren. Eine zeitliche Begrenzung des Verlustvortrags scheint keinen negativen Einfluss auf Investitionen auszuüben, sofern der Vortragszeitraum hinreichend lang ist. Im zweiten Teil unserer Analyse betrachten wir dann die Effekte existierender Verlustvorträge auf das Investitionsverhalten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Steuersatzelastizität der Investitionen signifikant sinkt, wenn ein Unternehmen seine Gewinne mit Verlustvorträgen aus vergangenen Jahren verrechnen kann.
Dreßler, Daniel und Michael Overesch (2010), Investment Impact of Tax Loss Treatment – Empirical Insights from a Panel of Multinationals, ZEW Discussion Paper Nr. 10-097, Mannheim.