Industry Funding of University Research and Scientific Productivity
ZEW Discussion Paper Nr. 10-105 // 2010Wissenschaftliche Forschung im Auftrag von und in Zusammenarbeit mit der privaten Wirtschaft stellt einen der wesentlichen Kanäle von Technologietransfer dar. Aufrund des beträchtlichen Wertes wissenschaftlicher Forschung für Unternehmen, ist es nicht verwunderlich, dass Unternehmend zunehmend Zugang zu universitärem Wissen suchen. Insbesondere die Bereitstellung finanzieller Mittel der Privatwirtschaft für Universitäten, so genannte industrielle Drittmittel, stieg in den vergangenen Jahren stetig. Diese zunehmende Bedeutung der Industrie als Finanzierungsquelle, weckt aber auch Bedenken im Hinblick auf potentielle Langzeiteffekte auf Quantität, Qualität und Ausrichtung wissenschaftlicher Forschung. Während auf der einen Seite argumentiert wird, dass das Potential von Universitäten zur Unterstützung industrieller Innovationen noch nicht ausgeschöpft sei, wird andererseits auf eine potentielle Ablenkung der Wissenschaftler vom eigentlichen Forschungsauftrag verwiesen. Vorteile für die Wissenschaft bestehen in der Generierung neuer Ideen und der Nutzung der akquirierten finanziellen Mittel für die Einstellung von zusätzlichen Mitarbeitern oder der Anschaffung (technischer) Ausstattung. Andererseits können Anreize wissenschaftlicher Arbeit, die traditionell durch freien Austausch von Wissen und unverzügliche Veröffentlichung von Forschungsergebnissen gekennzeichnet sind, beeinflusst werden. Darüber hinaus können kommerzielle Interessen Wissenschaftler dazu verleiten, Forschungsinhalte nicht allein aufgrund ihres wissenschaftlichen Wertes, sondern aufgrund des erwarteten Wertes für die Industrie auszuwählen. Die bisherige Forschung lieferte kaum Schlussfolgerungen im Hinblick auf die wissenschaftlichen Auswirkungen industrieller Forschungsfinanzierung. Das Ziel dieser Studie war es daher, die Effekte von durch die Privatwirtschaft finanzierter Forschung auf wissenschaftliche Publikationen und Patentanmeldungen von Professoren zu analysieren. Die Datenbasis umfasst Informationen über 678 Forschungseinheiten in Natur- und Ingenieurwissenschaften an 46 verschiedenen deutschen Hochschulen, deren Finanzierungsstruktur, sowie die Publiaktions- und Patentaktivitäten des leitenden Professors. Die Ergebnisse zeigen, dass ein höherer Anteil industrieller Drittmittel am Budget der Forschungseinheit, die Publikationsanzahl in den Folgejahren sowohl in quanitiativer als auch in qualitativer Hinsicht reduziert. Im Gegensatz dazu wirkt sich der Anteil industrieller Forschungsfinanzierung positiv auf angewandte Forschung aus, wenn der Erfolg oder Einfluss dieser Forschung anhand von Patentzitationen in den Folgejahren gemessen wird. Diese Ergebnisse haben Konsequenzen für Politikbewertung und Hochschulfinanzierung. Ein zunehmender Verlass auf industrielle Drittmittel zur Forschungsfinanzung kann in Anbetracht stagnierender Grundmittel auf Dauer die Entwicklung der Wissenschaft durch einen Verlust an Veröffentlichungen beeinträchtigen. Auf der anderen Seite, kann die Finanzierung durch die Industrie wertvoll für eher angewandte Forschung sein und den Erfolg von Patentaktivitäten erhöhen.
Hottenrott, Hanna und Susanne Thorwarth (2010), Industry Funding of University Research and Scientific Productivity, ZEW Discussion Paper Nr. 10-105, Mannheim, erschienen in: Kyklos.