Short-term Borrowing for Long-term Projects: Are Family Businesses More Susceptible to Irrational Financing Choices?
ZEW Discussion Paper Nr. 11-006 // 2011Ein Vergleich von 1.417 Familienunternehmen mit 1.195 Nicht-Familienunternehmen zeigt, dass Familienunternehmen in höherem Maße als andere Unternehmen kurzfristige Kredite zur Finanzierung von langfristigen Investitionen und Innovationen einsetzen. Wir untersuchen die Gründe dafür, dass die Familienunternehmen diese im Durchschnitt teureren Mittel nutzen und fragen, ob sich darin Finanzierungsrestriktionen äußern oder ob dieses Verhalten möglicherweise auf einen besonders starken Wunsch nach Unabhängigkeit von Kreditgebern zurückzuführen ist. Wir beantworten diese Frage mithilfe simultaner Schätzungen der Finanzierungsformwahl und der Kreditwürdigkeit. Für beide Aspekte vergleichen wir Familienunternehmen mit weitgehend ähnlichen Nicht-Familienunternehmen. Unsere ökonometrischen Ergebnisse zeigen, dass Familienunternehmen im Durchschnitt kreditwürdiger als Nicht-Familienunternehmen sind. Dies gilt insbesondere für große Familienunternehmen, die am häufigsten auf kurzfristige Kredite zurückgreifen. Dies spricht dagegen, die höhere Präferenz der Familienunternehmen für kurzfristige Finanzierungen mit Kreditrestriktionen zu begründen. Wir diskutieren zwei mögliche andere Gründe für das beobachtbare Finanzierungsverhalten. Ein möglicher Grund könnte darin bestehen, dass Familienunternehmen wegen ihrer höheren Kreditwürdigkeit bessere Kreditkonditionen erhalten als Nicht-Familienunternehmen. Wir können dies wegen fehlender Daten zu den Kreditkonditionen nicht direkt untersuchen, halten es aber für unwahrscheinlich, dass die beobachtbaren Effekte ausschließlich mit Zinsunterschieden erklärt werden können. Insbesondere führt die höhere Kreditwürdigkeit zu Zinsvorteilen bei allen Laufzeiten und reduziert nicht notwendigerweise die relativen Kosten kurzfristiger Kredite. Ein anderer Grund für die Präferenz kurzfristiger, flexibel einsetzbarer Kredite könnte der Wunsch nach größerer Unabhängigkeit von externen Kapitalgebern sein. Für dieses Argument findet sich zusätzliche Evidenz im Datensatz, da insbesondere die größeren Familienunternehmen angeben, sich bei größerer Abhängigkeit von einem Kreditgeber gegen weitere Kreditaufnahme zu entscheiden. Insgesamt bestätigen unsere Ergebnisse damit die in der Literatur häufig geäußerte Vermutung, dass Flexibilität und Unabhängigkeit von externen Kapitalgebern für Familienunternehmen große Bedeutung hat und die Unternehmen dafür auch höhere Kreditkosten in Kauf nehmen. Interessanterweise trifft dies vor allem auf größere und tendenziell kreditwürdigere Familienunternehmen zu.
Peters, Bettina und Peter Westerheide (2011), Short-term Borrowing for Long-term Projects: Are Family Businesses More Susceptible to Irrational Financing Choices?, ZEW Discussion Paper Nr. 11-006, Mannheim.