Implications of Inequality Aversion for International Climate Policy
ZEW Discussion Paper Nr. 11-050 // 2011Eine Lösung des Kooperationsproblems in der globalen Klimapolitik erfordert neben einer deutlichen Senkung der Treibhausgasemissionen eine von den Beteiligten als "fair" empfundene Aufteilung der mit der Emissionsreduktion verbundenen Lasten. Ein wichtiges Konzept zur Abbildung von Fairnesspräferenzen ist Ungleichheitsaversion, d.h. der Nutzenverlust, der dadurch entsteht, dass man eine höhere oder niedrigere Auszahlung als andere Akteure hat. In diesem Papier untersuchen wir die Auswirkungen von Ungleichheitsaversion auf die internationale Klimapolitik. Hierzu erweitern wir das Ungleichheitsaversion-Modell von Fehr und Schmidt (1999) auf den Fall vollständiger Heterogenität. Akteure in dem untersuchten Öffentliches-Gut-Spiel unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Anfangsausstattung, dem Ausmaß an Ungleichheitsaversion und den Nutzen und Kosten des Beitrags zum öffentlichen Gut. Damit bildet das untersuchte Modell alle Aspekte der realen Klimapolitik ab. Auch hier haben heterogene Akteure (Länder) die Möglichkeit, Beiträge zur Erstellung eines öffentlichen Guts (Klimaschutz) zu leisten. Im Papier wird zunächst theoretisch gezeigt, welche kritische Bedingung erfüllt sein muss, damit heterogene Akteure bereit sind, zum öffentlichen Gut Klimaschutz beizutragen. Im Anschluss wird überprüft, ob die hergeleitete kritische Bedingung für wichtige Akteure in der realen Klimapolitik, z.B. China, EU, Russland und USA, erfüllt ist. Als kritische Bedingung kann hergeleitet werden, dass der Nutzen aus dem Beitrag zum Klimaschutz für ein Land einen kritischen Wert übersteigen muss. Dieser kritische Wert ist abhängig von der Ungleichheitsaversion des Landes, seiner Position in der Rangordnung der Pro-Kopf-Einkommen, seinen Kosten des Beitrags und dem Nutzen aller anderen Länder. Diese kritische Bedingung wird dann einem empirischen Test unterzogen. Hierzu nutzen wir Daten des regionalisierten Klima-Ökonomie-Modells RICE von William Nordhaus. RICE liefert regionalisierte Nutzen und Kosten für unterschiedliche Klimaschutzszenarien. Der Dateninput für Ungleichheitsaversion stammt aus der experimentellen Wirtschaftsforschung. Wir können als zentrales Resultat zeigen, dass für wichtige Verhandlungsparteien in der internationalen Klimapolitik wie China, USA und Russland die kritische Bedingung für den Beitrag zum öffentlichen Gut Klimaschutz nicht erfüllt ist – zumindest bis 2055. Das bedeutet: Obwohl Ungleichheitsaversion theoretisch die Kooperationschancen bei der Bereitstellung öffentlicher Güter erhöht, ist in der realen Klimapolitik nicht damit zu rechnen, dass sich die Aussichten auf Kooperation durch die Berücksichtigung von Ungleichheitsaversion deutlich verbessern.
Vogt, Carsten und Bodo Sturm (2011), Implications of Inequality Aversion for International Climate Policy, ZEW Discussion Paper Nr. 11-050, Mannheim.