Patterns and Effects of Entry in U.S. Airline Markets
ZEW Discussion Paper Nr. 11-059 // 2011Die herausragende Bedeutung von Marktzutritt für Wettbewerb und Innovation gilt als unumstritten im Bereich der Industrieökonomik. Folgt man der vielfach zitierten Methodologie von Paul Geroski (1991, 1995), so gründet sich diese Bedeutung insbesondere auf zwei zentrale Funktionen von Marktzutritt: als eine gleichgewichtsschaffende Kraft in dem Sinne, dass Marktzutritt bestehende Gewinne wegkonkurriert (sog. imitativer Marktzutritt) und als gleichgewichtszerstörende Kraft indem durch Markteintritt neue Innovationen eingeführt werden (sog. innovationsgetriebener Marktzutritt). Die U.S.-amerikanische Luftverkehrsindustrie kann als ein Paradebeispiel der Bedeutung beider Funktionen von Marktzutritt angesehen werden. Auf der einen Seite sorgte imitativer Marktzutritt seit der Deregulierung des US-Luftverkehrs im Jahre 1978 dafür, dass der Wettbewerbsdruck auf vielen Streckenmärkten anstieg und somit die traditionellen Fluggesellschaften gezwungen wurden, ihre produktive Effizienz zu verbessern und auf diese Weise für niedrigere Flugpreise und besseren Service zu sorgen. Auf der anderen Seite erlaubte die Deregulierung die Gründung und das Wachstum von Billigfluggesellschaften, die die traditionellen Fluggesellschaften mit verschiedenen Formen des innovationsgetriebenen Marktzutritts herausfordern. Vor diesem Hintergrund verwenden wir Verkehrs- und Preisdaten des US-amerikanischen Verkehrsministeriums für eine Identifikation der Muster und Effekte von Marktzutritten traditioneller Fluggesellschaften sowie von Billigfluggesellschaften in inländische USDirektflugverbindungen. Für die Untersuchungsperiode von 1996 bis 2009 stellen wir eine signifikante Eintrittsaktivität für beide Typen von Fluggesellschaften fest. Während allerdings die traditionellen Fluggesellschaften zwischen 1996 und 2000 eine verstärkte Eintrittsaktivität aufweisen, sinkt deren Anzahl an Marktzutritten spürbar ab dem Jahr 2003. Beginnend mit dem Jahr 2004 verzeichnet die Gruppe der Billigfluggesellschaften jährlich mehr Marktzutritte als die traditionellen Fluggesellschaften. Darüber hinaus stellen wir fest, dass Markteintritte von Billigfluggesellschaften im Durchschnitt erfolgreicher waren (gemessen in so genannten Überlebensraten) als die entsprechenden Marktzutritte der traditionellen Fluggesellschaften. Die Effekte von Marktzutritt betrachten wir zum einen mit Hilfe eines deskriptiven Ansatzes, der die Effekte aller Marktzutritte in den 500 größten Luftverkehrsmärkten untersucht. Des Weiteren kommt ein ökonometrischen Ansatz zum Einsatz, der die Effekte von Marktzutritt für ausgewählte traditionelle Fluggesellschaften und Billigfluggesellschaften mit Hilfe sogenannter fixed effects-Regressionen untersucht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Marktzutritte von Billigfluggesellschaften nicht nur absolut im Zeitablauf angestiegen sind, sondern insbesondere, dass sie zu substantiellen Preissenkungen geführt haben. Da für die Marktzutritte der traditionellen Fluggesellschaften keine vergleichbaren Effekte gefunden wurden, muss die Existenz und das Wachstum der Billigfluggesellschaften als der wesentliche Treiber des (Preis-) Wettbewerbs im US-amerikanischen Luftverkehrsmarkt angesehen werden.
Hüschelrath, Kai und Kathrin Schopen (2011), Patterns and Effects of Entry in U.S. Airline Markets, ZEW Discussion Paper Nr. 11-059, Mannheim, erschienen in: Journal of Industry, Competition and Trade.