The Impact of Corporate Taxes on Investment - An Explanatory Empirical Analysis for Interested Practitioners
ZEW Discussion Paper Nr. 12-040 // 2012Unternehmenssteuern beeinflussen das Investitionsverhalten. Hohe Steuern bremsen und niedrige Steuern begünstigen Investitionen, gerade auch im grenzüberschreitenden Kontext von Direktinvestitionen. Dies kann inzwischen als ein überzeugend abgesicherter Befund einer breiten wissenschaftlichen Literatur gelten. Gleichwohl genießt diese Einsicht in der öffentlichen und steuerpolitischen Debatte noch keineswegs einen breiten Konsens. In der Konzentration auf andere Investitionstreiber wird die Relevanz der Steuern zuweilen negiert. Dieses Papier verfolgt zwei Ziele: erstens, den Steuereffekt auf das Investitionsverhalten empirisch herauszuarbeiten und zweitens aufzuzeigen, welche Voraussetzungen für belastbare Ergebnisse erfüllt sein müssen.
Die hier verwendete Mikrodatenbank Direktinvestitionen (MiDi) der Deutschen Bundesbank berücksichtigt Direktinvestitionen deutscher Muttergesellschaften im Ausland und ausländischer Muttergesellschaften in Deutschland. Das Papier ist spiegelbildlich aufgebaut und behandelt so beide Investitionsrichtungen. Der Betrachtungszeitraum umfasst die 13 Jahre von 1996-2008. Das Papier geht auf die Firmenheterogenität hinsichtlich deren Gewinn- und Verlusthistorie ein und untersucht zusätzlich den Steueranreiz für Holdinggründungen. Der gesamtdeutsche Befund wird mit den Daten eines spezifischen und besonders exportorientierten Bundeslandes, Baden-Württemberg, kontrastiert, um Hinweise auf die Allgemeingültigkeit der Befunde zu gewinnen.
Die deskriptive Auswertung zeigt allgemein die rasante Zunahme der internationalen Investitionsaktivitäten im Untersuchungszeitraum 1996 bis 2008. Die Entwicklung der Unternehmen Baden-Württembergs entspricht weitgehend derjenigen in Gesamtdeutschland. Da Schätzungen ein Mindestmaß an Variation bzw. unterschiedlichen Vergleichsgruppen erfordern, ist der Nachweis des Steuersatzeffektes auf Investitionen nur im Outbound-Fall, nicht jedoch im Inbound-Fall möglich.
Der Outbound-Fall zeigt, dass ein um 10 Prozentpunkte höherer Unternehmenssteuersatz um 5,32% geringere Investitionen in Gestalt von Sachanlagen bewirkt. Entsprechend bewirkt ein um 10 Prozentpunkte niedrigerer Unternehmenssteuersatz um etwa 5% höhere Investitionen. In einem zweiten Schritt finde ich empirische Evidenz, dass Firmen mit bestehenden Verlustvorträgen bei ihren Investitionsentscheidungen weniger steuersensitiv sind. Bei Firmen mit bestehenden Verlustvorträgen wird rund die Hälfte des negativen Steuereffekts kompensiert. Ein um zehn Prozentpunkte höherer Steuersatz führt also nur zu einem Investitionsrückgang von 2,54%.
Im dritten Schritt weitet die empirische Analyse den Blick auf das Forschungsfeld der Konzernstrukturen. Insbesondere Holdinggesellschaften werden von multinationalen Gesellschaften häufig in steuerlich attraktiven Standorten errichtet, um so die Investitionen steueroptimal zu strukturieren. Ein um zehn Prozentpunkte niedrigerer Unternehmenssteuersatz erhöht den Anteil der Holdings an allen Formen von Tochtergesellschaften eines Standorts um 0,55%. Bezüglich der Quellensteuer ist der Effekt noch stärker. Eine um zehn Prozentpunkte niedrigere Quellensteuer führt relativ zu allen Arten von Tochtergesellschaften zu 0,80% mehr Holdings.
Dreßler, Daniel (2012), The Impact of Corporate Taxes on Investment - An Explanatory Empirical Analysis for Interested Practitioners, ZEW Discussion Paper Nr. 12-040, Mannheim.