Quasi-hyperbolic Time Preferences and Their Intergenerational Transmission
ZEW Discussion Paper Nr. 13-002 // 2013In ökonomischen Modellen spielen Zeitpräferenzen eine wichtige Rolle. Unter anderem sind sie entscheidend, wenn es um Investitionen in Humankapital oder Bildung geht. Eine ausgeprägte Gegenwartspräferenz kann beispielsweise dazu führen, dass zu wenig in Bildung investiert wird und dass der Erfolg in der Schule leidet. Neue empirische Studien zeigen, dass Präferenzen oft auf eine sehr spezielle und präzise Weise von Generation zu Generation weitergegeben werden. Unter anderem wurde gezeigt, dass das Risikoverhalten in Bezug auf Gesundheit zwischen Eltern und deren Kindern sehr ähnlich ist, wohingegen das Risikoverhalten von Eltern in Bezug auf Gesundheit und das Risikoverhalten von Kindern in Bezug auf die berufliche Karriere in keinem systematischen Zusammenhang stehen. Trotz dieser Fortschritte ist jedoch noch zu wenig bekannt, in welchem Ausmaß Präferenzen im Allgemeinen und Zeitpräferenzen im Speziellen zwischen den Generationen weitergegen werden.
Mit der hier vorliegenden Studie wollen wir dazu beitragen, das Verständnis über die generationenübergreifende Weitergabe der Eigenschaft Geduld zu verbessern und konzentrieren uns dabei auf Unterschiede zwischen kurzfristiger und langfristiger Geduld. In einem ersten Schritt stellen wir eine neue Methode zur Unterscheidung und Abschätzung von kurzfristiger und langfristiger Geduld bei Erwachsen vor. In einem zweiten Schritt untersuchen wir, basierend auf diesen Berechnungen, den Zusammenhang zwischen kurz- und langfristiger Geduld von Müttern und der Fähigkeit ihrer Kinder im Vorschulalter Belohnungsaufschub zu leisten.
In Zusammenarbeit mit dem Sozio-oekonomischen Panel in Berlin (SOEP) und dem Institut für Empirische Wirtschaftsforschung in Zürich (IEW) wurden experimentelle Daten, genannt Mutter-Kind-Pilotstudie, erhoben, um den generationenübergreifenden Zusammenhang bei Zeitpräferenzen zu analysieren. Kinder wurden gebeten sich zwischen einer sofort verfügbaren Packung Gummibärchen und zwei Packungen, die aber erst nach einer Wartezeit verfügbar waren, zu entscheiden. Die Mütter wurden gebeten, sich zwischen einer direkt verfügbaren Geldsumme und einer höheren, aber mit einer Verzögerung ausbezahlten Geldsumme zu entscheiden. Die durchschnittliche Wartezeit bei den Kindern betrug 47 Minuten (die Dauer eines Interviews mit der Mutter), während die Mütter mehrere Monate auf den höheren Geldbetrag warten mussten.
Basierend auf Analysen mit den Daten der Mutter-Kind-Pilotstudie zeigt unsere Studie, dass vor allem die kurzfristige Geduld der Mütter in einem Zusammenhang mit der Fähigkeit des Belohnungsaufschubes ihrer Kinder im Vorschulalter steht. Die Ergebnisse tragen somit dazu bei, den Mechanismus zur Entstehung von Geduld im Vorschulalter besser zu verstehen, der langfristige Konsequenzen, unter anderem für den Erfolg in der Schule, hat.
Kosse, Fabian und Friedhelm Pfeiffer (2013), Quasi-hyperbolic Time Preferences and Their Intergenerational Transmission, ZEW Discussion Paper Nr. 13-002, Mannheim.