Gender Differences in German Wage Mobility
ZEW Discussion Paper Nr. 13-003 // 2013Seit Jahrzehnten steht die Untersuchung von Lohndynamiken im Fokus der Arbeitsmarkt Ökonomie. Eine wichtige Erkenntnis ist die Zunahme der Lohnungleichheit, die in vielen entwickelten Ländern zum Teil seit den 1970er Jahren beobachtet wird. In Deutschland belief sich die steigende Lohnungleichheit in den 1970er und 1980er Jahren lediglich auf die Lohngruppen in der oberen Hälfte der Lohnverteilung, bevor seit den 1990er Jahren auch eine Öffnung der Lohnverteilung am unteren Ende der Lohnverteilung zu erkennen ist. Solange Individuen jedoch während ihres Berufslebens in der Lohnverteilung aufsteigen, überschätzt die Lohnungleichheit in der Querschnittsbetrachtung das Ausmaß der langfristigen Lohnungleichheit.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, eine Charakterisierung der gleichzeitigen Entwicklung von Lohnmobilität und Lohnungleichheit getrennt für Frauen und Männer sowie Wes-und Ostdeutschland vorzunehmen. Lohnmobilität ist dabei als Veränderung der individuellen relativen Position in der Lohnverteilung zwischen zwei Zeitpunkten zu verstehen. Als Datenbasis wurde die Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografen (SIAB) der Bundesagentur für Arbeit herangezogen, welche eine 2%-Stichprobe aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten darstellt, die etwa 80% aller Erwerbstätigen in Deutschland abdeckt und die Jahre 1975 bis 2008 für West- und 1992 bis 2008 für Ostdeutschland umfasst.
Die Ergebnisse zeigen ein Bild, welches bereits für Großbritannien und die USA beobachtet wurde: der Anstieg der Lohnungleichheit ging in beiden Landesteilen und für beide Geschlechter mit einer Abnahme der Lohnmobilität über die Zeit einher. War das Niveau der Lohnmobilität in den 1990er Jahren in Ostdeutschland noch höher als in Westdeutschland, lag es im Jahr 2008 auf einem ähnlichen (niedrigen) Niveau. Seit 2005 ist der Abwärtstrend der Lohnmobilität in beiden Landesteilen zum Erliegen gekommen. Die geschlechtsspezifischen Niveauunterschiede, die auf eine höhere Lohnmobilität bei Männern als bei Frauen hinweisen, haben sich über die Zeit vor allem in Westdeutschland deutlich verringert. Insgesamt hat die Lohnmobilität über die Zeit immer weniger zu einer Reduzierung der Lohnungleichheit beigetragen.
Der lange Beobachtungszeitraum der Daten ermöglicht für Westdeutschland auch Aussagen über die Entwicklung der langfristigen Lohnmobilität und damit über die langfristigen Aufstiegschancen in der Lohnverteilung über einen Zeitraum von bis zu 24 Jahren. Es zeigt sich, dass Männer - ähnlich wie in der kurzen Frist - eine deutlich höhere Aufstiegsmobilität als Frauen aufweisen. Jedoch haben sich diese geschlechtsspezifischen Unterschiede über die Zeit verringert, da die Aufwärtsmobilität für Frauen in der langfristigen Sicht leicht zu- und für Männer leicht abgenommen hat.
Aretz, Bodo (2013), Gender Differences in German Wage Mobility, ZEW Discussion Paper Nr. 13-003, Mannheim.