Innovation, Employment Growth, and Foreign Ownership of Firms - A European Perspective
ZEW Discussion Paper Nr. 13-019 // 2013Unternehmen im ausländischen Eigentum zählen in vielen Ländern zu den wichtigsten Akteuren in Forschung, Entwicklung und Innovation. In einigen kleinen europäischen Staaten wie Belgien, Österreich oder der Tschechischen Republik beträgt ihr Anteil an den F&EAusgaben des Unternehmenssektors bereits mehr 50%.
Diese prominente Rolle hat in den letzten Jahren gerade auch im Bereich der Innovations- und Technologiepolitik das Interesse an den Innovationsprozessen ausländischer Unternehmen und deren Auswirkungen auf die ökonomische Performance beflügelt. Basierend auf einem theoretischen Modell von Harrison, Jaumandreu, Mairesse und Peters (2008) identifiziert die vorliegende Studie die Quellen des Beschäftigungswachstums von in- und ausländischen Unternehmen und geht dabei insbesondere der Frage nach, welche Rolle Produkt- und Prozessinnovationen für die Beschäftigungsentwicklung in beiden Unternehmenstypen spielen. Grundlage der empirischen Untersuchung ist die vierte Innovationserhebung der Europäischen Union (CIS 4) mit rund 64.500 Firmenbeobachtungen aus 16 Ländern.
Bisherige Studien haben gezeigt, dass firmenspezifische Vermögenswerte ein wesentliches Merkmal sind, in denen sich in- und ausländische Unternehmen unterscheiden. So sind multinationale Unternehmen (MNE) häufig im Besitz besonders überlegener firmenspezifischer Vermögenswerte wie Wissen, Produktionstechnologien, Vertriebskanäle, Netzwerke oder Managementfähigkeiten. Darüber hinaus unterscheiden sich beide Gruppen auch in ihren Fähigkeiten neue Produkte zu entwickeln und erfolgreich auf dem Markt einzuführen. Unsere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich diese Unterschiede auch in unterschiedlichen Beschäftigungseffekten widerspiegeln.
Firmen, die sich im Besitz einer ausländischen Muttergesellschaft befinden, verbuchen einerseits einen höheren eschäftigungsabbau auf Grund von größeren Produktivitätsgewinnen in der Herstellung existierender Produkte, die nicht auf eigene Prozessinnovationsaktivitäten zurückzuführen sind. Diese können z.B. das Resultat von Lerneffekten, besser ausgebildetem Personal oder organisatorischen Veränderungen sein. Gleichzeitig realisieren ausländische Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe auch stärkere Produktivitätsgewinne durch Prozessinnovationen. Darin dürfte zum Ausdruck kommen, dass ausländische Töchterunternehmen die Möglichkeit haben, die überlegeneren Produktionstechnologien ihrer Muttergesellschaften zu übernehmen. Darüber hinaus und im Gegensatz zu heimischen Unternehmen zeigt sich, dass in zahlreichen ausländischen Unternehmen neue Produkte mit einer höheren Arbeitsproduktivität als alte Produkte hergestellt werden (Ausnahme: Unternehmen mit europäischen Muttergesellschaften im verarbeitenden Gewerbe). Diese größeren Produktivitätsgewinne könnten Anlass zur Sorge geben, da sie implizieren, dass ausländische Unternehmen mehr Arbeitsplätze durch Produktinnovationen und Nachfrage nach existierenden Produkten schaffen müssen, wenn sie das gleiche Beschäftigungswachstum wie heimische Unternehmen generieren sollen. Berücksichtigt man die direkten und indirekten Nachfrageeffekte, die mit Produktinnovationen verbunden sind, dann ergeben unsere Analysen, dass der Nettobeschäftigungsbeitrag der Produktinnovationen in ausländischen Unternehmen in der Tat positiv und größer als in heimischen Unternehmen ist. Dies lässt sich vor allem auf ein höheres Umsatzwachstum mit neuen Produkten zurückführen. Zusammen mit dem Beschäftigungswachstum aufgrund von Änderungen in der Nachfrage nach den existierenden Produkten, ergibt sich in der Summe aller Teileffekte ein positives Beschäftigungswachstum in ausländischen Unternehmen. Dieses blieb jedoch zumindest in der betrachteten Zeitperiode hinter dem Beschäftigungswachstum in heimischen Unternehmen zurück.
Dachs, Bernhard und Bettina Peters (2013), Innovation, Employment Growth, and Foreign Ownership of Firms - A European Perspective, ZEW Discussion Paper Nr. 13-019, Mannheim, erschienen in: Research Policy.