Die Kontrolle der Emissionen zählt
StandpunktAnfang Dezember treffen sich die Staaten der Welt zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris. Das Gipfeltreffen soll zu einem globalen Abkommen über eine Eindämmung von CO2-Emissionen führen. Das Ziel besteht darin, die Erwärmung der Erdatmosphäre auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Wenn die bisherige Expansion von CO2-Emissionen ungehemmt fortgesetzt wird, könnte der Temperaturanstieg vier bis fünf Grad betragen. Hinzu kommen stärkere Temperaturschwankungen, ein Anstieg des Meeresspiegels und andere Veränderungen, die massive ökologische und ökonomische Risiken mit sich bringen.
Eigentlich haben alle Länder der Erde ein dringendes Interesse daran, dass CO2-Emissionen reduziert werden. Das Problem besteht jedoch darin, dass jedes einzelne Land erhebliche ökonomische Anreize hat, den eigenen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz gering zu halten. Während die Länder die Kosten eigener Anstrengungen zum Klimaschutz selbst tragen müssen, fallen die Erträge in Form einer geringeren Klimaerwärmung weltweit an. Rein nationale Klimapolitiken sind deshalb unzureichend, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Immer wieder wird gefordert, Deutschland oder die Europäische Union solle mit gutem Beispiel vorangehen und sich unabhängig vom Verhalten anderer Staaten auf ehrgeizige Klimaschutzziele festlegen. Für die Konferenz in Paris haben die Europäer schon umfangreiche Zusagen gemacht. Das ist gut gemeint, aber diese Strategie hat erhebliche Nachteile. Sie reduziert das Interesse anderer Staaten, eigene Anstrengungen zu unternehmen, denn der europäische Beitrag liegt ja bereits fest.
Signifikanter Fortschritt beim Klimaschutz kann letztlich nur durch Verhandlungen erreicht werden, in denen ein gewisser Druck auf alle Länder ausgeübt wird, einen angemessenen Beitrag zu leisten. Die wichtigsten Staaten, darunter die USA, China und Indien, müssen eingebunden sein. Auch in diesen Verhandlungen stellt sich allerdings das Trittbrettfahrerproblem, also der Anreiz für einzelne Länder, selbst möglichst wenig zum globalen Klimaschutz beizutragen. Hinzu kommen zwei Probleme: Erstens ist es wichtig, weltweit dort Emissionen abzubauen, wo der Abbau die geringsten Kosten verursacht. Es gibt zwei Wege, das zu erreichen.
Der eine Weg ist die Schaffung eines weltweiten Systems handelbarer Emissionszertifikate. Das angestrebte Klimaschutzziel würde die Menge der Zertifikate bestimmen, der Handel der Zertifikate würde dafür sorgen, dass dort Emissionen abgebaut werden, wo die Kosten am geringsten sind. Der andere Weg wäre die Einigung auf einen weltweiten Mindestpreis für CO2-Emissionen. Diesen Preis könnte jedes Land mit den von ihm bevorzugten Instrumenten – beispielsweise Steuern oder Zertifikate – implementieren.
Das zweite Problem ist die Verteilung der Lasten, die mit dem Abbau der Emissionen verbunden sind. Hier sollten die Industriestaaten den Entwicklungs- und Schwellenländern entgegenkommen. Allerdings führt kein Weg daran vorbei, dass vor allem China künftig bereit ist, klimaschädliche Politiken wie den massiven Ausbau der Kohlekraftwerke zu überdenken und einen Teil der damit verbundenen Lasten zu tragen.
Was kann die Konferenz in Paris erreichen? Die bislang vorliegenden Zusagen sind zwar nicht ausreichend, aber es wird geschätzt, dass sie die Klimaerwärmung immerhin auf rund drei Grad begrenzen würden. Völlig unnütz sind sie also nicht. Daneben müssen die Zusagen einen Ausgangspunkt für Verhandlungen darstellen, die auch nach der Konferenz in Paris weitergehen werden. Ebenso wichtig wie Zusagen, Emissionen abzubauen, sind jetzt allerdings Vereinbarungen über die Messung und die verlässliche Kontrolle von Emissionen.
In vielen Ländern wird die Bereitschaft, eigene Anstrengungen zum Klimaschutz in die Tat umzusetzen, davon abhängen, dass andere ebenfalls einen Beitrag leisten. Nur wenn die Emissionsentwicklung glaubwürdig erfasst und überwacht wird, kann globale Klimapolitik ihr Potenzial entfalten. Wenn die Konferenz in Paris auf diesem Gebiet Fortschritte bringen würde, wäre sie schon ein Erfolg.