Die Pandemie hat tiefgreifende und nachhaltige Negativeffekte auf die Bildung in der Subsahara

Forschung

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Bildung in der Subsahara.

Die Pandemie traf den südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas, die Subsahara, besonders hart. Das Pro-Kopf-BIP sank dort 2020, im ersten Pandemie-Jahr, um 4,5 Prozent – eine nie dagewesene wirtschaftliche Zäsur. Doch während sich Landwirtschaft, Industrie und Handwerk langsam wieder erholen, machen sich verlorene Unterrichtstage langfristig bemerkbar. Eine ZEW-Studie untersuchte nun die genauen Auswirkungen von Covid-19 auf die Bildung in acht Ländern der Subsahara.

Die ZEW-Forscher/innen stellten zunächst eine große Diskrepanz fest, was die verlorenen Unterrichtstage angeht: Für Jugendliche aus bildungsfernen Haushalten fiel die Schule in den Jahren 2020 und 2021 in den untersuchten Ländern 31 bis 118 Tage aus. Bei Jugendlichen, deren Eltern zumindest einen Grundschulabschluss mitbrachten, gingen mit 10 bis 33 vergleichsweise wenig Unterrichtstage verloren. Die Wissenschaftler/innen Guido Neidhöfer, Nora Lustig und Patricio Larroulet simulierten daraufhin die Auswirkungen von Schulschließungen und politischen Maßnahmen auf drei Indikatoren: Sekundarabschlüsse, also die Abschlussquote an weiterführenden Schulen, soziale Mobilität und die prognostizierte langfristige Einkommensungleichheit.

Allgemeine Dokumente

ZEW Discussion Paper „Nowcasting the Impact of Covid-19 on Education, Intergenerational Mobility and Earnings Inequality in Sub-Saharan Africa“ (in englischer Sprache)

Signifikanter Rückgang der Abschlussquoten zu befürchten

Dabei hat sich gezeigt, dass die Abschlussquote der Sekundarschule wegen Covid-19 durchschnittlich um 12 Prozent sinken wird. Besonders stark sind dabei laut Studie Jugendliche betroffen, deren Eltern keinen Schulabschluss hatten; hier sei sogar von einem Rückgang der Abschlussquote um 16 Prozent auszugehen. Männer sind insgesamt stärker von der Bildungseinbuße betroffen. Allerdings sind die Bildungsabschlüsse von Frauen dadurch betroffen, dass in manchen der untersuchten Ländern Teenager während der Pandemie häufiger schwanger wurden. Und auch die soziale Mobilität, also die Chancen von Kindern aus bildungsfernen Haushalten, einen besseren Schulabschluss als Ihre Eltern zu erreichen, hat durch die Pandemie stark gelitten: In allen untersuchten Ländern fällt die Mobilität zwischen den Generationen.

Internetzugang kann die strukturellen Probleme nicht wettmachen

Für die Zukunft gehen die Forscher/innen davon aus, dass die Einkommensunterschiede zwischen bildungsfernen und bildungsnahen Haushalten weiter auseinander gehen. Auch Online-Unterricht könne die negativen Effekte auf die Bildungsungleichheit nicht ausbremsen – der Zugang zum Internet ist in den untersuchten Ländern der Subsahara zu sehr eine Frage des Einkommens. Die Wissenschaftler/innen stellten aber auch fest, dass selbst ein universeller Zugang zum Internet die pandemiebedingte Kluft nicht schließen hätte können. Insgesamt wären unrealistisch große und kostspielige Anstrengungen seitens der Staaten erforderlich gewesen, um die Auswirkungen der Schulschließungen durch Fernunterricht vollständig abzumildern. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig effiziente und ausgiebige Maßnahmen zur Aufholung von pandemiebedingten Lernrückständen sind.

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