Die ZEW-Jahresergebnisse 2008 - Das ZEW wird seine internationalen Aktivitäten weiter verstärken
NachgefragtDas ZEW ist ein gemeinnütziges wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut in der Rechtsform einer GmbH. Es wurde im Jahr 1990 als hundertprozentige Tochter des Landes Baden-Württemberg gegründet. Seit dem Jahr 2005 gehört es der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz an, die Grundfinanzierung des ZEW wird gemeinsam von Bund und Baden-Württemberg getragen. Nun liegen die Jahresergebnisse des ZEW für 2008 vor. Thomas Kohl, der kaufmännischer Direktor des ZEW, erläutert die Entwicklung des Instituts im zurückliegenden Geschäftsjahr. Er gibt ferner einen Ausblick auf die Herausforderungen, denen sich das ZEW im Jahr 2009 stellen muss.
Thomas Kohl ist seit dem Jahr 1992 am ZEW tätig. Er leitete zunächst den Personalbereich und übernahm dann die Verantwortung für den gesamten Servicebereich Verwaltung. Im Jahr 2001 wurde er zum stellvertretenden Kaufmännischen Direktor des ZEW ernannt. Seit 2004 ist er Geschäftsführer und Kaufmännischer Direktor des ZEW.
Wie bewerten Sie die Entwicklung des ZEW im vergangenen Jahr?
2008 war ein sehr gutes Jahr für das ZEW. Wir konnten trotz des zunehmenden internationalen Wettbewerbs unser Drittmittelvolumen auf jetzt über 6,4 Millionen Euro steigern. Außerdem waren wir im Wettbewerb um Gelder aus dem Pakt für Forschung und Innovation der Leibniz-Gemeinschaft erfolgreich. Wir haben den Zuschlag für ein zunächst auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt erhalten, das die Zusammenhänge zwischen den Finanz- und den Immobilienmärkten untersuchen wird. Ganz besonders zufrieden bin ich auch mit der Mitarbeiterentwicklung am ZEW. Mit 25 Neueinstellungen im vergangenen Jahr, haben wir jetzt einen Personalhöchststand von insgesamt 168 Mitarbeitern erreicht. Darüber hinaus zeigen neun Promotionen und eine Habilitation, die 2008 abgeschlossen wurden, dass wir einmal mehr unseren Auftrag zur Weiterqualifizierung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses voll erfüllt haben.
Welche Bereiche haben sich 2008 besonders dynamisch entwickelt?
Das ZEW kann nur dann Spitzenforschung betreiben, wenn es beständig seine Verbindungen zu anderen Instituten und Hochschulen weltweit ausbaut. Im vergangenen Jahr ist uns das sehr gut gelungen, etwa durch den Besuch einer Wissenschaftsdelegation der Chinese Academy of Social Sciences oder auch durch den Besuch von Vertretern der renommierten Xiamen Universität am ZEW. Insbesondere mit dem Wang Yanan Institute for Studies in Economics der Xiamen Universität, das zu den besten wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten Chinas gehört, wollen wir den entstandenen Kontakt vertiefen. Auch auf nationaler Ebene konnten wir unsere Kooperationen ausbauen. Beispielsweise wird das ZEW künftig gemeinsam mit der Universität Heidelberg Juniorprofessoren berufen. Dies ist auch mit der Universität Mannheim und der WHU in Koblenz geplant. Des Weiteren sind zahlreiche Kontakte zu Universitäten und Forschungseinrichtungen im vergangenen Jahr neu geknüpft oder weiter vertieft worden. Ich denke hier etwa an die neu entstandene Zusammenarbeit im Bereich der Humankapitalforschung mit der Forschungsgruppe von Wirtschaftsnobelpreisträger Heckman an der Universität von Chicago.
Was waren für Sie im vergangenen Jahr besondere Höhepunkte?
Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rahmen der ZEW-Vortragsreihe "Wirtschaftspolitik aus erster Hand" über die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise referierte, war sicherlich der krönende Abschluss des vergangenen Jahres. Insgesamt war "Wirtschaftspolitik aus erster Hand" im Jahr 2008 mit hochkarätigen Referenten besetzt, was die starke Resonanz der Öffentlichkeit bestätigt. Ich denke beispielsweise an den Vortrag von Dr. Jürgen Hambrecht, dem Vorstandsvorsitzenden der BASF, der über die Perspektiven und globalen Herausforderungen von Chemieunternehmen gesprochen hat; oder auch an den Vortrag des Wirtschaftsnobelpreisträgers James J. Heckman. In seinem Vortrag hat er die Bedeutung nicht kognitiver Fähigkeiten für den sozioökonomischen Erfolg des Individuums aber auch für die Gesellschaft herausgearbeitet und eindringlich dargestellt, wie wichtig die frühkindliche Förderung ist.
Das vergangene Jahr bleibt mir natürlich auch deshalb in bester Erinnerung, weil wir mit Professor Reinhard Selten von der Universität Bonn einen zweiten Nobelpreisträger am ZEW begrüßen durften. Professor Selten war im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für experimentelle Wirtschaftsforschung (GfeW) im November 2008 bei uns zu Gast. Ich bin sehr stolz, dass unsere Wissenschaftler, die mit Hilfe von Experimenten ökonomische Sachverhalte untersuchen, eng mit der GfeW verbunden sind und dass auf dem Feld der experimentellen Wirtschaftsforschung ein reger Austausch besteht.
Was sind die Ziele, die das ZEW im Jahr 2009 anstreben?
Kurz gesagt ist es das zentrale Ziel, weiterhin mit knappen Mitteln im internationalen Wettbewerb um Forschungsgelder, interessante Projekte und qualifizierte Mitarbeiter erfolgreich zu sein. Gerade die Einstellung von vielversprechenden ausländischen Nachwuchswissenschaftlern stellt eine wichtige Aufgabe dar. Das ZEW sucht besonders in den Vereinigten Staaten nach Talenten.
Welche Herausforderungen gilt es für das ZEW im laufenden Jahr zu meistern?
Im September dieses Jahres werden wir von der Leibniz Gemeinschaft evaluiert. Einer solchen Evaluierung müssen sich alle Leibniz-Institute regelmäßig unterziehen. Neben unseren eigenen Maßnahmen zur Qualitätssicherung unserer Arbeit, hilft uns diese Evaluation, die Stärken, Schwächen und Potenziale des ZEW klarer zu erkennen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um unsere Arbeit weiter zu verbessern. Selbstverständlich arbeiten wir mit Nachdruck darauf hin, das ZEW bei der Evaluierung in Bestform zu präsentieren. Für dieses Jahr haben wir uns darüber hinaus vorgenommen, die internationalen Aktivitäten des ZEW voranzutreiben. Wir möchten verstärkt globale Fragestellungen bearbeiten, wozu nicht zuletzt die Lehren aus der gegenwärtigen Finanzmarktkrise oder die ökonomischen Konsequenzen des Klimawandels gehören. Ferner möchten wir verstärkt Forschungsaufträge von ausländischen beziehungsweise internationalen Auftraggebern akquirieren. Dazu gehört, dass wir unsere Attraktivität für qualifizierte Mitarbeiter aus dem Inland aber auch aus dem Ausland steigern wollen, um uns auf lange Sicht wertvolles Know-how zu sichern. Schließlich sind unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unser größtes Kapital.