Digitale Ökonomie im Fokus einer international besetzten Konferenz
Konferenzen17. Konferenz zur Ökonomie der Informations- und Kommunikationstechnologie
Rund 90 internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten am ZEW in Mannheim vielfältige aktuelle wissenschaftliche Fragen rund um die digitale Ökonomie. Der Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“ veranstaltete am 27. und 28. Juni 2019 bereits zum siebzehnten Mal die Konferenz „The Economics of Information and Communication Technologies”. Sie ist eine der wichtigsten internationalen wissenschaftlichen Konferenzen im Bereich der digitalen Ökonomie.
In der ersten Keynote der Konferenz widmete sich Catherine Tucker, Professorin an der MIT Sloan School of Management, dem Thema der algorithmischen Entscheidungsfindung im Kontext digitaler Plattformen. Heutzutage finden Algorithmen, insbesondere in Form von maschinellem Lernen, weitläufig intensive Anwendung in Online-Suchmaschinen, sozialen Netzwerken oder Vergleichsportalen. Beispiele für algorithmische Entscheidungsfindung sind etwa Produktempfehlungen auf Plattformen wie Amazon oder sekundenschnelle Auktionen für Werbeanzeigen auf Google oder Facebook. Die durch maschinelles Lernen produzierten Ergebnisse scheinen dabei in einzelnen Anwendungen verzerrt zu sein. In ihrem Vortrag ging Catherine Tucker aus ökonomischer Perspektive auf mögliche Ursachen dieser statistischen Diskriminierung ein.
Ein Beispiel: Im Rahmen eines Feld-Experiments wurde der Algorithmus für Werbeanzeigen einer digitalen Plattform getestet. Dieser sollte den Nutzerinnen und Nutzern Stellenangebote im Bereich Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Technik und Naturwissenschaften liefern und diese Anzeigen geschlechtsneutral verteilen. Wie sich am Ende der Feldphase herausstellte, wurde die Anzeige allerdings Frauen seltener gezeigt als Männern. Dies ist darauf zurückzuführen, dass vor allem junge Frauen eine begehrte Zielgruppe sind, für die das Anzeigenschalten besonders teuer ist. Die Ursache der scheinbaren statistischen Diskriminierung liegt demnach in der Eigenschaft des Algorithmus, bei der Anzeigenschaltung die Kosteneffizienz zu optimieren.
Im Fokus der zweiten Keynote stand die Frage, wie durch das Auswerten von Daten aus dem Internet neue Erkenntnisse über Marktmechanismen, Konsumentenverhalten und Wettbewerb gewonnen werden können. Liran Einav, Professor an der Stanford University, stellte exemplarisch seine Forschungsergebnisse auf Basis von Daten des Online-Marktplatzes eBay vor. Dort nutzte er zur Analyse des Konsumentenverhaltens die Tatsache, dass Anbieter auf eBay häufig ein identisches Produkt mehrmals verkaufen und dabei beispielsweise den Startpreis für eine Auktion variieren. Liran Einav betonte, dass die neu verfügbaren und zum Teil riesigen Datenmengen zwar ein großes Potenzial für die empirische Wirtschaftsforschung bieten, aber weder eine fundierte Wirtschaftstheorie noch ein gezieltes ökonometrisches Forschungsdesign ersetzen können.
Breite Palette an Forschung zur digitalen Ökonomie abgedeckt
In verschiedenen Parallelsessions widmete sich die Konferenz unterschiedlichsten Perspektiven der digitalen Ökonomie. Das Themenspektrum reichte dabei von sozialen Medien, der Sharing Economy über Online-Werbung bis hin zu Anwendungen des Maschinellen Lernens. Im Fokus standen außerdem das Nutzerverhalten im Internet sowie die Auswirkungen der Digitalisierung auf politische Mobilisierung und die Veränderung von Marktstrukturen. Darüber hinaus organisierten Florian Stahl und Martin Peitz, Professoren an der Universität Mannheim, zwei Sessions zu strategischem Verhalten im Kontext digitaler Plattformen. Insgesamt wurden 41 Beiträge vorgestellt und diskutiert. Die Konferenz wurde finanziell durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.