Effizienzaspekte der Nationalen Allokationspläne - Ein Simulationsmodell
ForschungDarstellung eines vom Forschungsbereich Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement entwickelten Modells zur Simulation der Nationalen Allokationspläne in der EU-15
Der EU-weite Handel mit Kohlendioxid-Emissionsrechten wird Anfang des Jahres 2005 beginnen. Viele der sensiblen Ausgestaltungsfragen wurden im Vorfeld den Mitgliedsstaaten überlassen. Die europäischen Staaten sind verpflichtet, in sogenannten Nationalen Allokationsplänen festzulegen, nach welcher Regel die Emissionsrechte (weitgehend kostenlos) verteilt werden und wieviele Emissionsrechte ganz konkret an die einzelnen Unternehmen gehen. Dabei ist nicht allein von Bedeutung, wie die Emissionsrechte unter den am Emissionshandel beteiligten Unternehmen aufgeteilt werden. Vielmehr müssen die nationalen Regierungen in ihren Allokationsplänen ebenfalls festlegen, wieviel der dem ganzen Land zustehenden Emissionen den Sektoren des Emissionshandels zugedacht werden. Schließlich gilt beispielsweise für die Bundesrepublik Deutschland nur die Rahmenbedingung, die gesamten Emissionen um 21 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Welcher Anteil in den vom Emissionshandel betroffenen und welcher in den nicht betroffenen Bereichen erbracht werden soll, liegt im Ermessen der Mitgliedsstaaten. Eine Ausstattung der Emissionshandelssektoren (Energie und Industrie) mit zusätzlichen Emissionsrechten bedeutet daher, dass diese Emissionen in den anderen Sektoren (beispielsweise Haushalte oder Verkehr) zusätzlich vermieden werden müssen. Da in diesen Sektoren der Wirtschaft jedoch kein Emissionshandel stattfindet, entstehen hier zwei getrennte Bereiche. Wird einer dieser Bereiche mit "zu vielen" Emissionsrechten ausgestattet, dann wird er günstige Vermeidungsoptionen ungenutzt lassen, während im anderen Bereich mehr vermieden werden muss. Dies hat vor allem zwei Konsequenzen: erstens wird die Last der Vermeidungskosten von einem auf den anderen Bereich verschoben, und zweitens wird die Kohlendioxid-Vermeidung gesamtwirtschaftlich teurer, da ja ein Bereich günstige Vermeidungsmöglichkeiten ungenutzt läßt.
Das hier vorgestellte Simulationsmodell soll dieses Effizienzproblem verdeutlichen und illustrieren. Die Analyse konzentriert sich auf die hybride (also zweigeteilte) Natur des Emissionshandelssystems. Der Benutzer kann im Simulationsmodell die Nationalen Allokationspläne der einzelnen Mitgliedsstaaten vorgeben, indem er festlegt, welcher Anteil des nationalen Emissionsbudgets den am Emissionshandel beteiligten und den nicht beteiligten Sektoren zugeteilt wird.
Die Simulation basiert auf einem einfachen Partialmodell für die EU 15 ("Simulation Based on Marginal Abatement Costs" (SIMAC)). Grenzvermeidungskostenkurven sind separat spezifiziert für die am Emissionshandel teilnehmenden Sektoren einerseits und die nicht teilnehmenden Sektoren andererseits. Die Umsetzung der europäischen Lastenteilungsvereinbarung wird für drei illustrative Politikszenarien simuliert: (i) ohne Emissionshandel aber zu minimalen Kosten für jedes Land; (ii) mit Emissionshandel und bei der optimalen Aufteilung der Emissionsrechte zwischen handelnden und nicht handelnden Sektoren (EU-weit minimale Kosten); (iii) mit Emissionshandel und den vom Benutzer spezifizierten Nationalen Allokationsplänen.
SIMAC simuliert den resultierenden Zertifikatepreis, den resultierenden Steuersatz in den nicht vom Emissionshandel betroffenen Bereichen, die gesamten Kosten der Umsetzung für die Länder und die Sektoren sowie die CO2-Emissionen. Die Web-basierte Oberfläche bietet dem Benutzer die Möglichkeit, eigene Szenarien zu speichern oder auch selbst andere CO2-Vermeidungskostenfunktionen zu spezifizieren und zu speichern.
Ausführliche Informationen zum Simulationsmodell finden sich im
ZEW Discussion Paper 04-40.
Interessenten, die sich das Simulationstool selbst betrachten bzw. damit bestimmte Allokationspläne durchspielen wollen, wenden sich bitte an:
Andreas Löschel
Tim Hoffmann
Ulf Moslener