Konjunkturexperten/-innen bestätigen ihre Prognose vom Vormonat

Die vorläufigen Zahlen von Eurostat zeigen, dass die Rezession im Eurogebiet überwunden zu sein scheint.

Anders als in Deutschland scheint gemäß der Expertinnen und Experten für Konjunktur die Wirtschaft des Eurogebiets aus der Rezession herauszukommen und wieder Fahrt aufzunehmen. Der Ausblick für dieses und nächstes Jahr bleibt jedoch unverändert. Trotz abschwächender Inflation dürften erstmal auch keine geldpolitischen Lockerungen kommen. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.

Die vorläufigen Zahlen von Eurostat zeigen, dass die Rezession im Eurogebiet überwunden zu sein scheint. Mit 0,3 Prozent zum Vorquartal hatte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Eurogebiets im zweiten Quartal 2023 wieder ganz gut zugenommen. Allerdings wurden die Zahlen für das reale BIP nach Bekanntgabe der vorläufigen Werte für das vierte Quartal 2022 und das erste Quartal 2023 jeweils nach unten revidiert und es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das ebenfalls bei den Zahlen für das zweite Quartal geschehen kann.

Auffällig ist, dass das Wachstum der 27 EU-Mitgliedsländer, im Gegensatz zu den 19 Euro-Mitgliedsländern, im zweiten Quartal 2023 lediglich stagnierte. Dies trifft nach den vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes auch für die deutsche Wirtschaft zu. Die Prognosen für 2023 und 2024 haben sich jedoch weder für das Eurogebiet noch für Deutschland geändert.

Inflation und Arbeitslosigkeit sinken leicht

Die neuesten Inflationszahlen für das Eurogebiet zeigen einen weiteren leichten Rückgang. Im Juli betrug die Inflationsrate 5,3 Prozent, nach 5,5 Prozent im Juni. Trotz der relativ schwachen Konjunktursituation reduzierte sich die Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent im Juni auf aktuell 6,4 Prozent. Die Prognosen für Inflation und Arbeitslosenquote sind jedoch so gut wie unverändert. Lediglich die Inflationsprognose reduzierte sich leicht von 5,6 auf 5,5 Prozent im Jahresdurchschnitt für 2023.

Keine Wende in der Geldpolitik

Die Prognosen für 2023 und 2024 haben sich für Deutschland nicht geändert.

Bezüglich der Geldpolitik gehen die Expertinnen und Experten davon aus, dass die kurzfristigen Zinsen in diesem Jahr noch etwas steigen werden. Der Jahresdurchschnittswert wird nun mit 3,7 Prozent angegeben, im Vormonat lag er bei 3,6 Prozent. Anders gesagt, sie prognostizieren damit keine weitere Verschärfung des geldpolitischen Kurses. Da die Inflationsrate 2024 mit 2,6 Prozent im Durchschnitt noch deutlich über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen soll, gehen sie aber auch von keiner Lockerung aus.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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Dr. Michael Schröder
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