Festakt zum 65. Geburtstag von ZEW-Präsident Wolfgang Franz im Mannheimer Schloss
Termine und NachrichtenAm 7. Januar 2009 beging der Präsident des ZEW, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz, seinen 65. Geburtstag. Mit einem Festakt im Rittersaal des Mannheimer Schlosses wurde dieses Ereignis nun am 5. Februar gebührend gefeiert. Am 6. Februar erfolgte eine wissenschaftliche Würdigung von Wolfgang Franz durch ein wissenschaftliches Kolloquium am ZEW, das die "Schüler" des ZEW-Präsidenten sowie das ZEW für diesen organisiert haben.
Zum Auftakt des Festakts im Mannheimer Schloss konnte der kaufmännische Direktor des ZEW, Thomas Kohl, rund 220 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie den Medien begrüßen, die der Einladung des ZEW gefolgt waren. Er dankte Wolfgang Franz für die hervorragende Zusammenarbeit und für dessen enormen Einsatz zum Wohle des ZEW und überbrachte noch einmal die Glückwünsche aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsinstituts.
Der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Peter Frankenberg, gratulierte Wolfgang Franz sehr herzlich im Namen aller Baden-Württemberger, insbesondere des Ministerpräsidenten und der Landesregierung. Er sei froh, so der Minister, dass Franz einen großen Teil seines akademischen Lebens in Baden-Württemberg verbracht habe, und hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleibe. Gerade in der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise, sei kompetente wirtschaftspolitische Beratung so wichtig wie nie und Franz und das ZEW zählten zu den wichtigsten Ratgebern in Deutschland. "Ihr Wort hat Gewicht", so der Minister. Frankenberg würdigte insbesondere die Leistung von Franz beim weiteren Ausbau des ZEW, dessen Leitung er 1997 übernommen hatte, und das sich unter seiner Ägide zu einem der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland entwickelt hat. Für die Zukunft wünschte der Minister dem ZEW-Präsidenten, dass diesem die zündenden Ideen nicht ausgehen mögen. Denn: "Sie haben noch viel vor und wir mit Ihnen".
In dem sich anschließenden Festvortrag referierte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zum Thema "Teller oder Tank". Er legte dar, dass der Umstieg von fossilen Kraftstoffen auf Biosprit kein Beitrag zur Lösung der Klimaprobleme sei. Vielmehr führe der verstärkte Einsatz von Biosprit langfristig zu einer Konkurrenz zwischen dem Anbau von Agrarprodukten als Nahrungsmittel oder als Grundstoff zur Erzeugung von Biosprit. Jede Steigerung des Anteils an Biosprit verstärke diese Konkurrenz. Dass dies nicht die Lösung sein könne, zeige sich auch daran, dass bei einem vollständigen Ersatz der herkömmlichen Kraftstoffe durch Biosprit die gesamte weltweit verfügbare Anbaufläche benötigt würde, um die dazu erforderliche Biomasse zu erzeugen. Vor dem Hintergrund drohender Hungerproteste und massiver Krisen in der Dritten Welt bei einer Nahrungsverknappung durch verstärkte Nutzung von Biomasse für Biosprit sieht Sinn in der Verkopplung von Ölmarkt und Agrarmarkt für die Zukunft eine große Gefahr. "Je höher der Ölpreis steigt, umso attraktiver wird der Anbau von Biomasse für die Bauern, die damit dann höhere Gewinne erzielen können als mit der Nahrungsmittelproduktion." Damit öffnet sich für Sinn ein neues Kapitel in der Menschheitsgeschichte mit bereits jetzt für die Zukunft absehbaren Krisen und Konflikten.
In seiner Laudatio würdigte Prof. em. Dr. Hans Jürgen Ramser von der Universität Konstanz insbesondere die Leistungen des Wissenschaftlers Wolfgang Franz. Seine zentralen Forschungsgebiete seien die makroökonomische Volkswirtschaftslehre, die Arbeitsmarktforschung und die empirische Wirtschaftsforschung. Zu diesen Themen habe Franz intensiv publiziert und sich insbesondere auf dem Gebiet der Arbeitsmarktforschung mit der NAIRU sowie der Phillips-Kurve beschäftigt. Von großem Interesse seien für ihn auch immer die Inflexibilitäten am Arbeitsmarkt sowie der Abbau von Rigiditäten gewesen. Zur makroökonomischen Volkswirtschaftslehre habe er viel diskutierte Beiträge geliefert. Ramser hob hervor, dass neben der Wissenschaft auch die Lehre Wolfgang Franz ein großes Anliegen gewesen sei. Er habe viel für den wissenschaftlichen Nachwuchs getan. Insbesondere seine Vorträge zum Sachverständigenratsgutachten seien bei den Studierenden der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Konstanz immer auf großes Interesse gestoßen. Doch nicht nur in der Wissenschaft und bei der Qualifizierung des akademischen Nachwuchses habe sich Franz ausgezeichnet, sondern auch als Präsident des ZEW habe Franz Großes geleistet. Er habe die außerordentliche Arbeit seines Vorgängers, Heinz König, dessen Wunschkandidat er gewesen sei, am ZEW fortgesetzt, das Institut deutlich vergrößert und ihm national und international Ansehen erworben. Unzweifelhaft sei dies auch ein Verdienst sehr guter Mitarbeiter, aber ohne einen ausgezeichneten Dirigenten, der motivieren könne, gehe es nicht.
Zu Ende der Veranstaltung, die musikalisch von der Band "la FUSO" von der Popakademie Baden-Württemberg umrahmt wurde, bedankte sich Wolfgang Franz sehr herzlich bei allen Referenten, Gästen und Mitarbeitern. Insbesondere wies er darauf hin, dass der Erfolg des ZEW vor allem ein Erfolg der Mitarbeiter sei und ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit in der Geschäftsführung. "Thomas Kohl und ich bilden ein unschlagbares Team, uns gibt es nur im Doppelpack", beschrieb er die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem kaufmännischen Direktor des ZEW.
Kolloquium zur Arbeitsmarktforschung
Das wissenschaftliche Kolloquium zu Ehren von Wolfgang Franz stand am 6. Februar ganz im Zeichen arbeitsmarktökonomischer Fragestellungen. Prof. D. Werner Smolny von der Universität Ulm begrüßte die Teilnehmer und führte in die Thematik ein.
Den Eröffnungsvortrag des Kolloquiums hielt dann Prof. Robert J. Gordon, Ph.D. von der Northwestern University in Chicago. Er beschäftigte sich mit der wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung der Phillips-Kurve, die einen negativen Zusammenhang zwischen der Inflationsrate und der Arbeitslosenquote beschreibt. Gordon plädierte dafür, einerseits Angebots- und Nachfrageschocks, andererseits die Erwartungsbildung der Marktteilnehmer als wesentliche Faktoren für die Inflationsentwicklung stärker in der Forschung zu berücksichtigen.
Führt Zuwanderung nach Deutschland zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit heimischer Arbeitnehmer? Verringern sich durch Zuwanderung die Löhne der heimischen Beschäftigten? Diesen Fragen ging Dr. Holger Bonin, Leiter des Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und soziale Sicherung“ am ZEW nach. Bonin konnte zeigen, dass nur ein geringer negativer Zusammenhang zwischen der Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer und der Lohnhöhe deutscher Arbeitnehmer besteht. Dieser zeige sich hauptsächlich bei älteren und gering qualifizierten Beschäftigten. Nicht bestätigen konnte Bonin einen Zusammenhang zwischen der Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer und der Arbeitslosigkeit deutscher Erwerbsfähiger.
Prof. em. Dr. Knut Gerlach von der Leibniz Universität in Hannover untersuchte anhand eines Fallbeispiels, zu welchen Mitteln Unternehmen primär greifen, um ihren Beschäftigtenstand an konjunkturbedingte Nachfrageänderungen anzupassen. Im Mittelpunkt von Gerlachs Analyse standen die Instrumente Stellenabbau, Beförderung von Mitarbeitern sowie Verkürzung oder Ausweitung von Arbeitszeiten.
Privatdozentin Dr. Nicole Gürtzgen vom ZEW ging in ihrem Referat der Frage nach, inwiefern eine größere Branchenheterogenität zu moderateren Flächentarifabschlüssen führt. Sie konnte zeigen, dass Beschäftigte in heterogeneren Branchen bei Flächentarifverträgen niedrigere Löhne erhalten als Arbeitnehmer in homogeneren Sektoren. Ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Branchenheterogenität und Löhnen unter Haustarifverträgen und in tarifungebundenen Unternehmen ließ sich jedoch nicht nachweisen.
Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Möller vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg untersuchte, inwiefern die Konzentration eines kreativen Milieus an einem bestimmten Standort das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung an diesem Standort beeinflusst. Als kreative Klasse definierte Möller zum Beispiel Medienfachleute, Wissenschaftler, Ingenieure oder Architekten. Er zeigte, dass die Existenz des kreativen Milieus tatsächlich ein wichtiger Erklärungsfaktor für den wirtschaftlichen Erfolg von Regionen ist.
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D. von der Universität Freiburg referierte über die Lohnungleichheit unterschiedlich qualifizierter männlicher Erwerbstätiger in Westdeutschland. Für den Zeitraum 1999 bis 2006 konnte er zeigen, dass die Lohnungleichheit im selben Umfang im oberen und unteren Bereich der Lohnverteilung zugenommen hat. Die zunehmende Ungleichheit im oberen Bereich der Lohnverteilung lasse sich, so Fitzenberger, durch Veränderungen persönlicher Charakteristika erklären. Im unteren Bereich der Lohnverteilung seien Veränderungen der beruflichen Anforderungen für die zunehmende Lohnungleichheit ausschlaggebend.
Prof. a.D. Dr. Jürgen Wolters von der Freien Universität Berlin verglich im letzten Beitrag des Kolloquiums die Auswirkungen von Schocks am deutschen und am US-amerikanischen Arbeitsmarkt. Er zeigte, dass unerwartete Schocks die Beschäftigungssituation in Deutschland nachhaltig verändern. So gehe die Arbeitslosigkeit nach einem Schock zwar wieder zurück, das Ausgangsniveau werde aber nicht wieder erreicht. Bisher sei dies in den Vereinigten Staaten anders gewesen, so Wolters. In jüngerer Zeit sei diese Entwicklung auch am amerikanischen Arbeitsmarkt zu beobachten. Um Arbeitslosigkeit zu verstehen, müsse darum immer auch deren Pfadabhängigkeit berücksichtigt werden.
Alle Beiträge des Kolloquiums werden in einer Festschrift publiziert, die als Sonderband der Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik erscheint. Darüber hinaus sind einzelne Beiträge als ZEW Discussion Papers von der Website des ZEW abrufbar.