Internationale Gäste diskutieren digitale Ökonomie am ZEW
Konferenzen21. Konferenz zum Thema „Economics of Information and Communication Technologies”
Am 6. und 7. Juli 2023 richtete der ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“ die 21. Konferenz „Economics of Information and Communication Technologies“ aus. In zwei parallel ablaufenden Sitzungen präsentierten und diskutierten internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre aktuellen empirischen und theoretischen Forschungsergebnisse. Die jährliche Veranstaltung am ZEW Mannheim wurde von Prof. Irene Bertschek, Francesco Clavorà Braulin, PhD und Dr. Dominik Rehse organisiert und zählt seit vielen Jahren zu den wichtigsten wissenschaftlichen Konferenzen im Bereich der Digitalen Ökonomie. Dies verdeutlichen auch die mehr als 100 eingereichten wissenschaftlichen Papiere sowie die rund 85 registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Konferenz.
In insgesamt 14 Sitzungen wurde eine breite Palette von Themengebieten behandelt. Hierzu zählten unter anderem Arbeiten zu digitalen Technologien, Innovationen, Plattformen, Privatsphäre, Datenökonomie und sozialen Medien. Zwischen den Sitzungen konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler regelmäßig die Chance nutzen, sich über aktuelle Forschungsarbeiten auszutauschen und sich weiter zu vernetzen.
Wettbewerb und Regulierung auf hybriden Marktplätzen
Am ersten Konferenztag referierte Özlem Bedre-Defolie, Associate Professor an der European School of Management and Technology (ESMT), in ihrer Keynote zu hybriden Marktplätzen und legte dabei den inhaltlichen Fokus auf Wettbewerb und Regulierung. So vertreibe der Online-Versandhändler Amazon beispielsweise in bestimmten Märkten eigene Produkte, wodurch das Unternehmen auf seiner eigenen Online-Plattform im direkten Wettbewerb mit anderen Händlern stehe. Aufgrund ihrer Sonderstellung in diesen Märkten habe die Plattform die Möglichkeit der bevorzugten Bewerbung eigener Produkte, der Nachahmung von Innovationen und der Einschränkung der Produktvielfalt. Diese Problematiken sind bereits seit geraumer Zeit bekannt und werden auch im europäischen Digital Markets Act (DMA) und dem American Innovation and Choice Online Act (AICO) durch umfangreiche regulatorische Vorgaben für digitale Marktplätze aufgegriffen. Weniger strikte Lösungsansätze könnten dahingegen beispielsweise Verbote von bestimmten Geschäftspraktiken statt kompletten Geschäftsmodellen sein, so Bedre-Defolie.
Die zwei Gesichter von Amazons Macht
Joel Waldfogel, Professor an der University of Minnesota, hielt die Keynote am zweiten Konferenztag. Er sprach über die zwei Gesichter von Amazons Marktmacht. Das unheimliche Gesicht Amazons zeige sich im direkten Wettbewerb des Unternehmens mit anderen Händlern auf seiner Online-Plattform, der Möglichkeit der bevorzugten Bewerbung eigener Produkte und dem hohen Marktanteil in einzelnen Produktkategorien. Im Gegensatz hierzu zeige sich das freundliche Gesicht Amazons in der Digitalisierung einzelner Märkte wie dem Buchhandel, dem Angebot einer riesigen Produktpalette und der Bereitstellung von Informationen für die Kaufentscheidung. Ein abschließendes Urteil über Amazons positiven oder negativen Einfluss auf den Onlinehandel zu fällen, ist daher schwierig. Weitere wissenschaftliche Evidenz zu den Themen Umgang mit Lieferanten, Eigenwerbung, hybride Händler und Effekte auf Verbraucherinnen und Verbraucher werde benötigt, so Waldfogel.
Im Anschluss an die Sitzungen des zweiten Konferenztages trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu informellen Gesprächen. Eine Stadtführung durch Mannheim rundete die diesjährige Konferenz gebührend ab.