Internationale Konferenz zur Innovations- und Patentforschung am ZEW

Konferenzen

Professorin Bronwyn H. Hall sprach in ihrem Vortrag über den Einfluss der Einführung von Patentboxen als steuerliches Instrument.

Am 15. und 16. Mai 2017 fand zum siebten Mal die Konferenz zur Innovationsökonomik und Patentforschung am ZEW in Mannheim statt. Sie wurde gemeinsam mit dem Leibniz-Wissenschaftscampus „Mannheim Centre for Competition and Innovation“ (MaCCI) ausgerichtet und finanziell von der Fritz Thyssen Stiftung unterstützt. Rund 100 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutierten aktuelle Forschungsergebnisse, unter anderem zu Fragen des Patentsystems, steuerlichen Anreizen für Innovationsaktivitäten sowie zu Wissensproduktion und Migration.

Die hohe Reputation der Konferenz in der Fachwelt spiegelte sich in rund 200 eingereichten Forschungsbeiträgen wider, von denen 58 akzeptiert wurden. Die überwiegend empirischen Forschungsarbeiten umfassten ein breites Themenspektrum sowohl in der Innovations- als auch der Patentforschung.  Vorträge zur Innovationsforschung widmeten sich beispielsweise der Grundlagenforschung und Wissensproduktion, der Produktivität von Wissenschaftler/innen und Netzwerken von Erfinder/innen sowie der Globalisierung von Forschungsaktivitäten. Zum Themengebiet Patentforschung standen in diesem Jahr Fragen rund um die strategische Nutzung von Patenten und den Einfluss des Patentsystems auf Innovationsaktivitäten im Fokus.

Plenary Paper Speed Dating gibt wissenschaftlichem Nachwuchs Raum

Eine Neuerung im Programm war das Format des Plenary Paper Speed Dating mit anschließender Posterpräsentation. Zehn Nachwuchs-Forscherinnen und -Forscher erhielten dabei die Möglichkeit in einer jeweils fünfminütigen Präsentation ihre Forschungsarbeiten vor dem gesamten Plenum zusammenzufassen, und diese anschließend in der Postersession im Innenhof des ZEW genauer zu erläutern. So konnte der wissenschaftliche Nachwuchs in angenehmer Atmosphäre seine Forschungsarbeiten mit erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern diskutieren, um so für die weitere Forschung neue Impulse zu erhalten. Die Fritz-Thyssen-Stiftung unterstützte die Konferenz finanziell und ermöglichte dadurch zahlreichen Nachwuchswissenschaftlern/-innen die Teilnahme.

Breites Themenspektrum von Patentboxen bis zum Zusammenhang zwischen Migration und Wissensdiffusion

Mit Professorin Bronwyn H. Hall, Ph.D., von der University of California in Berkeley, USA, hielt eine der profiliertesten Persönlichkeiten im Bereich der Innovationsökonomik und Patentforschung den ersten Plenumsvortrag. Darin ging sie der Frage nach, welchen Einfluss die Einführung von Patentboxen als steuerliches Instrument zur Stimulierung von Innovationsaktivitäten im jeweiligen Land hat. Vor dem Hintergrund ihrer Forschungsergebnisse seien Patentboxen kritisch zu beurteilen, weil Firmen sie maßgeblich als Instrument zur Steuerverschiebung nutzen. Es ließe sich jedoch keine Erhöhung damit in Verbindung stehender Innovationsaktivitäten nachweisen. Eine neue Perspektive auf die Bewertung von Patenten lieferte Professor Andrew W. Torrance, Ph.D., von der School of Law der University of Kansas, USA, im zweiten Vortrag. Er präsentierte aus Sicht eines Patentanwalts mit naturwissenschaftlichem Hintergrund, wie sich Big Data zur Bestimmung des Patentwerts nutzen lässt. So hielten sogenannte Non-Practicing-Entities überdurchschnittlich wertvolle Patente, obwohl es sich hier um Patenteigentümer handelt, die nicht die Absicht verfolgen die in Patenten enthaltenen Technologien zu nutzen.

Mit Fragen der Grundlagenforschung beschäftigte sich am zweiten Tag der Beitrag von Professor Pierre Azoulay, Ph.D., von der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA. Er ging der Frage nach, inwiefern wissenschaftliche Paradigmenwechsel von bestimmten Persönlichkeiten in den jeweiligen Forschungsfeldern abhängig sind. So behinderten herausragende Wissenschaftler/innen durch intellektuelle, soziale und mittelbezogene Barrieren die Entstehung von neuem Wissen in ihrem jeweiligen Forschungsfeld, dadurch würden Paradigmenwechsel verzögert. In der abschließenden Keynote widmete sich Professor Francesco Lissoni, Université de Bordeaux in Frankreich, dem Zusammenhang zwischen Migration und Wissensdiffusion. Er untersuchte am Beispiel der USA ob die Arbeit von Forschenden mit Migrationshintergrund  die Wissensproduktion in den jeweiligen Herkunftsländern beeinflusst. Besonders unter Forschenden asiatischer Herkunft bildeten sich laut seiner Ergebnisse ethnische Gruppen, die jedoch nicht zwangsläufig zur Wissensproduktion in ihren Herkunftsländern beitragen würden.

Weitere Informationen und das Programm auf der englischsprachigen Konferenzwebseite