Ökonomen/-innen bleiben zuversichtlich

Die Erwartungen für Deutschland bleiben gleich, verschieben sich jedoch zeitlich nach hinten.

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur zeigen sich unbeeindruckt von der erneuten Wachstumsschwäche zu Beginn des Jahres. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW und Börsenzeitung. Obwohl das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorquartal um 1,7 Prozent zurückging, bleiben die BIP-Prognosen für 2021/22 praktisch unverändert. Für 2021 ergibt sich eine leicht höhere Prognose von 3,6 Prozent, für 2022 bleibt die Medianprognose bei 4,0 Prozent. Die Erwartung eines starken Wirtschaftswachstums wird somit nicht revidiert, sondern lediglich zeitlich verschoben.

Für das gesamte Eurogebiet ergibt sich ein ähnliches Bild. Die Schätzungen von Eurostat deuten für das erste Quartal 2021 auf einen Rückgang des realen BIP um 0,6 Prozent zum Vorquartal. Da auch das vierte Quartal 2020 einen Rückgang aufwies (-0,7 Prozent zum Vorquartal), ist die technische Definition einer Rezession erfüllt. Allerdings kann angesichts der sehr positiven Prognosen für 2021 und 2022 von einer Rezession keine Rede sein. Die Prognose für das reale BIP wurde für das laufende Jahr zwar leicht zurückgenommen, beträgt aber immer noch 4,2 Prozent (Vormonat: 4,3 Prozent). Für 2022 bleibt die Prognose unverändert bei ebenfalls 4,2 Prozent.

Wirtschaftserholung unterschiedlich dynamisch

Die deutsche Wirtschaft dürfte sich den Prognosen zufolge etwas weniger dynamisch erholen als der Durchschnitt der Länder des Eurogebiets. Allerdings könnte das deutsche reale BIP bis Ende des Jahres 2022 – verglichen mit Ende 2019 – trotzdem stärker wachsen als das Eurogebiet-BIP. Denn die pandemiebedingte Wirtschaftsschwäche hat die deutsche Wirtschaft bislang etwas weniger hart getroffen als die gesamte Eurozone. Für Ende 2022 wird für das deutsche BIP ein um 2,5 Prozent höherer Wert als Ende 2019 prognostiziert, für das Eurogebiet beträgt die prognostizierte Zunahme 1,4 Prozent.

Kein Grund zur Sorge um nachhaltige Inflationssteigerung

Bei den Inflationsprognosen zeigt sich ebenfalls nur eine leichte Veränderung. Die Inflationsraten sind sowohl für Deutschland als auch das Eurogebiet inzwischen deutlich gestiegen, die Prognosen legen jedoch nahe, dass die Expertinnen und Experten nicht von einer dauerhaften dynamischen Aufwärtsentwicklung ausgehen. Für Deutschland liegt die Inflationsrate nach Schätzung des Statistischen Bundesamts für April bei 2,0 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im März. Für das gesamte Jahr 2021 bleibt die Medianprognose jedoch bei 2,1 Prozent und damit unverändert zum Vormonat. 2022 soll die Inflationsrate in Deutschland wieder zurückgehen und im Jahresdurchschnitt bei 1,5 Prozent liegen. Die Befürchtung einer stark steigenden Inflationsrate wird somit von den derzeit vorliegenden Prognosen nicht gestützt.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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