Marktdesign: Wie Märkte optimal gestaltet werden
#ZEWPodcastZEW-Ökonom Vitali Gretschko im #ZEWPodcast „Wirtschaft · Forschung · Debatten“
Vergabe von Kindergartenplätzen, Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen, Verteilung von Spenden – Märkte sind vielfältig und können durch eine effiziente Gestaltung von Marktregeln verbessert werden. Marktdesign widmet sich dieser Optimierung und Analyse von Märkten. In der aktuellen Folge des #ZEWPodcasts spricht Prof. Dr. Vitali Gretschko über die Anwendungsgebiete dieser ökonomischen Disziplin. Er erklärt, worum es bei Märkten und Marktdesign geht und welchen Beitrag die Disziplin beispielweise bei der Bewältigung der Corona-Krise leisten könnte.
Im #ZEWPodcast „Wirtschaft · Forschung · Debatten“ erläutert der Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Marktdesign“, was die Aufgaben eines Marktdesigners sind. „Wir überlegen uns, welche Regeln und welche Rahmenbedingungen dazu führen, dass bestimmte Märkte gut funktionieren. Wir möchten sicherstellen, dass das knappe Gut in die Hände kommt, die dieses Gut auch am meisten wertschätzen“, erklärt Vitali Gretschko. Das heißt Marktdesigner gestalten im Wesentlichen Regeln und Institutionen, nach denen ein Austausch stattfindet. Der Marktdesigner beweist nicht allgemeine Theoreme, die in allen Märkten gelten, sondern er betrachtet einen spezifischen Markt und beschreibt dafür die optimalen Regeln. Diese testet er und hilft eventuell bei der Implementierung der Regeln. „Das bedeutet insbesondere, sich auch mit den feinen Details des Marktes auseinanderzusetzen“, betont der ZEW-Ökonom.
Marktdesign kann auch einen wesentlichen Beitrag bei der Bewältigung der Corona-Pandemie leisten. „Am Anfang der Corona-Krise hat es an medizinischen Gütern gefehlt, da die Vorräte nicht für den Krisenmodus gemacht sind“, erklärt Vitali Gretschko. Wie kann Markdesign nun helfen? Im Podcast geht der Ökonom auf einen Vorschlag der Marktdesigner Axel Ockenfels, Peter Cramton und Robert Wilson ein. Die Idee der Wissenschaftler ist eine zentralisierte Clearingstelle, die Daten sammelt, welche Krankenhäuser welche medizinischen Produkte zur Verfügung haben. „Die Clearingstelle könnte potenziell auch medizinische Güter von den Herstellern einkaufen. Hier stellt sich die Frage, wie die gekauften Güter mit den Informationen der Clearingstelle auf die Krankenhäuser verteilt werden.“ Der Vorschlag ist, einen fiktiven Markt aufzusetzen und dafür eine medizinische Währung zu entwickeln, von der jedes Krankenhaus eine Grundausstattung erhalten würde. Mit dieser medizinischen Währung, könnten die Krankenhäuser dann über diese zentrale Clearingstelle Güter kaufen, so Vitali Gretschko.
Auch die Vergabe von Spenden kann man mithilfe von Marktdesignmethoden optimieren. Vitali Gretschko geht auf ein ZEW-Projekt ein, bei dem es um die Verteilung der Lebensmittelspenden für den Verband Tafel Deutschland e.V. geht. „Das Problem ist, die Tafeln in Deutschland bekommen teilweise große Spenden von Unternehmen und diese Spenden müssen auf die einzelnen Tafelläden aufgeteilt werden“, macht der Marktdesigner deutlich. Es wäre wichtig zu wissen, welche Tafelläden am meisten auf diese Spenden angewiesen sind und welche am wenigsten von einem Gut vorrätig haben. Hierfür soll ein System entwickelt werden, ähnlich dem der zentralisierten Clearingstelle für medizinische Güter. Auf einer Plattform könnten Spenden eingetragen und die Informationen für alle Tafelstellen verfügbar gemacht werden. Damit würde eine effektive Verteilung der Spenden ermöglicht. Dies erfolge aber nicht mit realem sondern fiktivem Geld. Dieses könne dann an die Tafelläden je nach Bedürftigkeit ausgegeben werden.