Stimmung bei deutschen Immobilienfinanzierern wieder schlechter
DIFI-Report von ZEW und JLLDIFI sinkt erstmals seit zwei Jahren
Nachdem der Stimmungsindikator sechs Quartale in Folge gestiegen war, ist der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) von ZEW Mannheim und JLL im ersten Quartal 2022 zurückgegangen. Der Index sinkt im Vergleich zum Vorquartal um 3,5 Punkte auf 7,2 Punkte.
Die befragten Marktakteure schätzen den Ausblick mit 12,8 Punkten nach wie vor positiver ein als die momentane Finanzierungssituation (1,6 Punkte). Dennoch fällt der Erwartungsindikator um 4,6 Punkte und damit stärker als der Situationsindikator (minus 2,4 Punkte). Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Befragung vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts durchgeführt wurde.
Immobilienmarktsegmente unterschiedlich bewertet
Bei den einzelnen Assetklassen zeichnet sich ein differenziertes Bild ab. So wird die Finanzierungssituation für Logistik- und Wohnimmobilien deutlich schlechter bewertet als im Vorquartal. Für Logistikimmobilien verschlechtert sich der Saldo aus positiven und negativen Antworten um 20,8 Punkte, bleibt jedoch mit 18,3 Punkten weiterhin deutlich im Plus. Für Wohnimmobilien beträgt der Rückgang 18,2 Punkte; im Saldo fällt der Indexwert auf null Punkte. Beim Ausblick verharrt der Wohnsektor leicht im negativen Bereich, für Logistikgebäude überwiegen hingegen die positiven Einschätzungen. Kaum verändert hat sich die Wahrnehmung von Büroimmobilien. Sowohl die Situation (13,6 Punkte) als auch der Ausblick (15 Punkte) werden weiterhin optimistisch beurteilt. Bei Hotels und Einzelhandelsgebäuden gibt es dagegen im Vergleich zum vierten Quartal 2021 zum Teil starke Veränderungen. So hat sich die Finanzierungssituation für den Hotelsektor nach Expertenmeinung zwar leicht verbessert, dennoch überwiegen die negativen Einschätzungen (minus 19 Punkte) deutlich. Mit Blick auf die kommenden sechs Monate hellt sich die Stimmung auf, allerdings waren die Marktakteure im vorangegangenen Quartal noch erheblich zuversichtlicher gewesen. Für das Einzelhandelssegment hat sich die Situation deutlich entspannt. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten kletterte um 26,8 Punkte auf minus fünf Punkte. Die Finanzierungserwartung bleibt trotz leichter Eintrübung im positiven Bereich.
Inflations- und Zinsausblick beeinflusst Einschätzung für Immobilienaktienmärkte
Auf den Refinanzierungsmärkten hat sich für Einlagen, unbesicherte Schuldverschreibungen und insbesondere für Immobilienaktien die Lage im ersten Quartal 2022 verschlechtert. Optimistischer als im Vorquartal sind die Einschätzungen für Pfandbriefe und Mortgage Backed Securities. Beim Ausblick sieht es für Immobilienaktien düster aus: Der Indikator sinkt hier um 35,2 Punkte auf minus 42,9 Punkte und damit auf einen ähnlich schwachen Wert wie im dritten Quartal 2020. Im Gegensatz zum dritten Quartal 2020 dürfte die schlechte Einschätzung für Immobilienaktienmärkte allerdings aktuell auf den Inflations- und Zinsausblick für Deutschland zurückzuführen sein.
Sonderfrage: Nachhaltigkeitszertifikate bekommen mehr Bedeutung
In einer Sonderfrage haben die Expertinnen und Experten die Bedeutung von Nachhaltigkeitszertifizierungen beurteilt. Demnach wird für alle Nutzungsarten und Risikoklassen ein Bedeutungszuwachs erwartet, am stärksten für Büroimmobilien. Am besten werden Zertifikate nach DGNB- und BREEAM-Standard bewertet. Etwas schwächer schneiden die Nachhaltigkeitslabels von LEED und Ecore ab.
Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI)
Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) bildet die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage (vergangene sechs Monate) und der Geschäftserwartungen (kommende sechs Monate) bezüglich der deutschen Immobilienfinanzierungsmärkte ab. Er wird quartalsweise ermittelt und berechnet sich als Mittelwert der Salden für die Immobilienmarktsegmente Büro, Einzelhandel, Logistik, Wohnen und Hotel. Die Salden für die Segmente ergeben sich aus den prozentualen positiven und negativen Antworten der Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmer auf die Frage nach der Lage und der Erwartung für den deutschen Immobilienfinanzierungsmarkt. Der DIFI wird in Kooperation von Jones Lang LaSalle (JLL) und dem ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung erhoben und veröffentlicht. An der Umfrage vom 7. bis 14. Februar 2022 beteiligten sich 23 Expertinnen und Experten.