Unternehmen fordern mehr Anreize und weniger Bürokratie

Workshop

Digitaler ZEW-Workshop mit BMWK, ABB und Heidelberg Materials

Die Workshop-Teilnehmenden: Prof. Dr. Irene Bertschek, Markus Ochsner, Dr. Ines Ploss, Dr. Franziska Brantner, Dr. Daniel Erdsiek (v.l.o.).

Am 2. Februar 2024 fand ein virtueller Workshop des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) statt. Zum Thema „Digitalisierung und Energieeffizienz: Status Quo in deutschen Unternehmen“ stellte ZEW-Ökonom Dr. Daniel Erdsiek eine Studie zum Thema im Auftrag des BMWK vor. Vertreter/innen aus Wirtschaft und Politik diskutierten die Ergebnisse und kamen zu dem Schluss, dass bürokratische Hemmnisse abgebaut und mehr Anreize geschaffen werden sollten, um Unternehmen für mehr Effizienz durch Digitalisierung zu gewinnen.

Es diskutierten Dr. Ines Ploss, Chief Procurement Officer und Aufsichtsrätin bei Heidelberg Materials, Markus Ochsner, Senior Advisor und ehemaliger Vorstandsvorsitzender bei ABB Deutschland, sowie Dr. Franziska Brantner (B’90/Grüne), Parlamentarische Staatssekretärin beim BMWK. Moderiert wurde der Workshop von Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“. Insgesamt nahmen über 100 Interessierte am Workshop teil.

Energieeffizienz ist Motivation für Digitalisierung

Dr. Daniel Erdsiek präsentiert die Schwerpunktstudie Digitalisierung und Energieeffizienz.

Zu Beginn des Workshops stellte Dr. Daniel Erdsiek die Schwerpunktstudie „Digitalisierung und Energieeffizienz“, die er als Hauptautor im Auftrag des BMWK verfasst hatte, vor. Hierfür wurden 1.500 Unternehmen repräsentativ befragt. Darin zeigt sich, dass in den vergangenen drei Jahren rund drei Viertel der Unternehmen in der Informationswirtschaft und knapp 60 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe Digitalisierungsprojekte durchgeführt haben. Einer der wichtigsten Faktoren für solche Projekte war der Homeoffice-Schub durch die Corona-Pandemie. Allerdings nennen Unternehmen potenzielle Energieeinsparungen inzwischen deutlich häufiger als Motivation für Digitalisierungsprojekte als noch im Jahr 2020. In der Informationswirtschaft sind dies 27 Prozent der Unternehmen im Vergleich zu 21 Prozent im Jahr 2020, im Verarbeitenden Gewerbe nennen 42 Prozent der Unternehmen die Energieeffizienz als Motivation für Digitalisierungsprojekte, 12 Prozentpunkte mehr als drei Jahre zuvor. Jedoch stehen Unternehmen beim Versuch, die eigene Energieeffizienz zu verbessern, auch vor einigen Herausforderungen: fehlende Verfügbarkeit und  Lieferschwierigkeiten bei nötigen Materialien und Produkten, Fachkräftemangel sowie fehlendes Wissen über geeignete digitale Technologien und Anwendungen hemmen eine weitere Digitalisierung zur Steigerung der Energieeffizienz.

Die Studie ist hier verfügbar. Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung.

Plädoyer für weniger Bürokratie

Dr. Ines Ploss, Chief Procurement Officer und Aufsichtsrätin bei Heidelberg Materials, beim ZEW-Workshop.

In der anschließenden Diskussion sprach sich Dr. Ines Ploss von Heidelberg Materials dafür aus, bürokratische Hürden abzubauen, um auf Ebene der öffentlichen Verwaltung schnellere Entscheidungen zu ermöglichen. Ein positives Beispiel, bei dem der Ausbau von erneuerbaren Energien schnell vorangehe, sei Marokko: hier werden Projekte schneller und unbürokratischer umgesetzt und auch der Dialog mit der Bevölkerung verlaufe besser. Daher sei es wichtig, dass die bürokratischen Wege kürzer und Entscheidungen schneller getroffen werden könnten. Aus Ploss’ Sicht erhöhe allerdings die Nachhaltigkeits-Berichtspflicht für Unternehmen die Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit bei Unternehmen. Zudem würden die erhobenen Daten auch für weitere Effizienz-Optimierungen innerhalb der Unternehmen genutzt. Wenn sie einen Wunsch an die Politik äußern dürfe, würde sie sich mehr Planungssicherheit und Preisstabilität bei den Energiekosten wünschen.

Mehr Anreize für Investitionen setzen

Markus Ochsner, Senior Adviser bei ABB Deutschland, beim ZEW-Workshop.

Markus Ochsner von ABB betonte die Relevanz von unternehmerischen Anreizen und Investitionen. Allerdings sei es häufig schwierig, Fördermittel zu bekommen. Hier brauche es Möglichkeiten zu Sonderabschreibungen und Steuererleichterungen. Durch Modernisierung und Austausch alter Anlagen lasse sich recht einfach Verbrauch einsparen. Auch seien Digitalisierungsmaßnahmen bei gänzlich neuen Projekten einfacher, weshalb sie hier seiner Meinung nach auch verpflichtend umgesetzt werden müssten. Schwieriger sei es allerdings, bereits bestehende Prozesse bzw. Anlagen zu digitalisieren, was dazu führe, dass Kunden häufiger eine Investition scheuten. Aus seiner Erfahrung berichtete Ochsner, dass insbesondere Investitionen in bereits bestehende Anlagen und Systeme große Herausforderungen darstellten. Auf Nachfrage aus dem Publikum erläuterte er, dass sich auch Haftungsfragen stellten, wenn nachträglich in bestehende Fremdsysteme eingegriffen würde, weshalb immer eine gewisse Präferenz für die Investition in selbst hergestellte Anlagen bestehe.

Politische Hebel im Blick

Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsminister, Dr. Franziska Brantner, beim ZEW-Workshop.

Dr. Franziska Brantner vom BMWK betonte die Hoffnung, dass der CO2-Preis die Nutzung energiesparender Technologien fördern und die Hersteller dieser Technologien unterstützen wird, was wiederum dem Wohlstand zugutekäme. Sie betonte die Ausweitung der Forschungsförderung, insbesondere durch steuerliche Vorteile. Das Wachstumschancengesetz wurde ebenfalls als bedeutender Schritt genannt. Auch die Forderung nach einfacherer Förderung fand Zustimmung, das BMWK prüfe bereits Möglichkeiten zur Vereinfachung von Programmen, um Bürokratie abzubauen. In Bezug auf die Digitalisierung und den Infrastrukturausbau betonte Brantner, dass bei der nächsten Vergabe von Mobilfunkfrequenzen der Schwerpunkt darauf liegen sollte, die Unternehmensanforderungen flächendeckend zu erfüllen und eine qualitativ bessere Versorgung mit schnellem Internet in ländlichen Gebieten zu erreichen.

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