VfS-Jahrestagung 2018 – Digitalisierung muss noch mehr in der Breite der Wirtschaft stattfinden
Termine und NachrichtenDie diesjährige Tagung des Vereins für Socialpolitik (VfS) an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau unter dem Vorsitz von Prof. Achim Wambach, PhD, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, zum Thema „Digitale Wirtschaft“ hat unter anderem gezeigt: Deutschland hat im internationalen Vergleich in Sachen Digitalisierung einiges aufzuholen. Umso mehr ist dabei das Wissen von Experten/-innen der ökonomischen Zunft gefragt.
Mit insgesamt 430 Beiträgen konnte der VfS unter dem Vorsitz von Achim Wambach für 2018 ein abwechslungsreiches Tagungsprogramm auf die Beine stellen. Das ZEW präsentierte sich im Verlauf der Tagung vom 2. bis zum 5. September mit 15 Vorträgen, zwei Panel-Diskussionen von und mit Wissenschaftlern/-innen des Instituts sowie einem eigenen Informationsstand vor Ort. In den wissenschaftlichen Sessions beschäftigten sich die ZEW-Forscher/innen etwa mit dem Zusammenhang zwischen regionaler Arbeitslosigkeit und Online-Arbeitsmärkten, Reformbemühungen in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, Migration, Steuertransparenz sowie Bildungsungleichheit.
ZEW-Präsident Achim Wambach, der im Januar 2017 den VfS-Vorsitz übernommen hatte, betonte bei einer Podiumsdebatte zum Thema „70 Jahre Soziale Marktwirtschaft“ im Zusammenhang mit der Rolle der Ordnungsökonomik, dass die Politik eine starke wissenschaftliche Unterstützung bei der Abwägung Markt versus Staatsintervention braucht: „Wir müssen Daten zusammentragen, vergleichen, auswerten und ein gutes Marktdesign für operative Probleme liefern.“ Dabei gehe es weniger um Wertung einzelner Politikmaßnahmen, sondern um Erkenntnis. „Die Digitalisierung macht uns nervös, weil sie das bisher bekannte Wirtschaftsordnungssystem auf den Kopf stellt“, so Achim Wambach. Ökonomen/-innen komme in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle zu mit Blick auf gefragtes Expertenwissen.
Dürftige Breitbandinfrastruktur trifft vor allem mittelständische Unternehmen
Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“, brachte ihre Expertise bei einer Podiumsdiskussion mit renommierten Fachkollegen zum Thema wirtschaftspolitische Herausforderungen der Digitalisierung ein. Anhand von ZEW-Forschungsergebnissen schilderte sie, dass die deutsche Industrie in den vergangenen Jahren zwar deutliche Fortschritte gemacht hat. Ein Haupthemmnis für den digitalen Wandel, das von Unternehmen immer wieder genannt werde, sei allerdings eine unzureichende Breitbandinfrastruktur. „Das trifft insbesondere die Mittelständler“, so Irene Bertschek. Daneben würden digitale Kompetenzen in vielen Belegschaften noch fehlen, komplementäre Investitionen in Humankapital seien daher notwendig. „Digitalisierung muss noch mehr in der Breite der Wirtschaft stattfinden“, befand die ZEW-Forschungsbereichsleiterin.
Als Hauptredner/innen bei der VfS-Jahrestagung 2018 nahmen außerdem mit Hal Varian, Chefökonom des US-Suchmaschinenriesen Google, der in der Vergangenheit auch schon am ZEW zum Thema der Tagung gesprochen hatte, Susan Athey von der Stanford University und David Parkes von der Harvard Universität drei der renommiertesten Forscher/innen und einflussreichsten Gestalter/innen der digitalen Wirtschaft an der Tagung teil.
Im kommenden Jahr wird die VfS-Jahrestagung vom 22. bis 25. September an der Universität Leipzig zum Thema „30 Jahre Mauerfall – Demokratie und Marktwirtschaft“ stattfinden. Gegenwärtig zählt der VfS etwa 4.000 persönliche sowie institutionelle Mitglieder und gilt damit als eine der größten Vereinigungen von Wirtschaftswissenschaftlern in Europa.