Vierte internationale MaTax-Jahreskonferenz befasst sich mit der Ausgestaltung von Steuersystemen

Konferenzen

Professor Devereux in seiner Keynote zu aktuellen Problemen der internationalen Besteuerung

Der Leibniz-WissenschaftsCampus MannheimTaxation (MaTax) richtete am 20. und 21. September 2017 gemeinsam mit dem ZEW und der Universität Mannheim die vierte internationale MaTax-Jahrestagung zur Steuerforschung aus. Die zweitägige englischsprachige Konferenz hielt mit zwei Keynote Lectures und 32 Vorträgen ein umfassendes und abwechslungsreiches Programm für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereit. MaTax-Direktor und ZEW-Forschungsprofessor Prof. Dr. Christoph Spengel freute sich in seiner Begrüßungsansprache an die rund 70 internationalen Wissenschaftler/innen über die nachhaltig positive Resonanz für die MaTax-Konferenz.

In zwei Keynote Lectures wurden konzeptionelle Fragen zur Ausgestaltung der Steuersysteme aufgeworfen, mögliche Lösungsansätze skizziert und gemeinsam mit dem Tagungspublikum diskutiert. Professor Michael Devereux von der Universität Oxford, England, begann seinen Vortrag mit der Frage, warum und in welcher Form Unternehmensgewinne besteuert werden sollten. Ausgehend von den Prinzipien der internationalen Besteuerung thematisierte er aktuelle Probleme der internationalen Besteuerung. Konkret nannte er Steuervermeidung, Ineffizienzen, komplexe und unsichere Implementierung sowie Anreize für Unterbietungswettbewerb als vier Problemfelder der internationalen Steuerpolitik. Im weiteren Verlauf seines Vortrags stellte Professor Devereux das Konzept der sogenannten Destination Based Cash Flow Tax, einer standortbasierte Unternehmensteuer auf den Kapitalfluss, als umfassenden Lösungsansatz der genannten Probleme vor.

Professor James Hines von der Universität Michigan, USA, stellte in der zweiten Keynote Lecture fest, dass die häufig gestellte Forderung, die Bemessungsgrundlage eines Steuersystems zu verbreitern und Steuersätze zu senken, nicht mit Effizienz- oder Gleichheitsüberlegungen zu begründen sei. Er argumentierte hierbei überwiegend im Kontext der persönlichen Einkommensbesteuerung in den Vereinigten Staaten, die durch sehr umfassende steuerlich abzugsfähige Ausgaben gekennzeichnet ist. Als potenziellen Vorteil einer Abschaffung dieser Abzugsfähigkeit und damit der Verbreiterung der Bemessungsgrundlage nannte Professor Hines einen Anstieg des Steueraufkommens und eine Reduktion der Anreize zur Nutzung dieser steuerlich begünstigten Sachverhalte. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass eine Abschaffung die Effizienz des Steuersystems reduzieren würde, wenn eine Aktivität aus gutem Grund begünstigt sei. Außerdem könnte trotz Senkung des nominalen Steuersatzes der marginale Steuersatz der Einkommenserzielung bei Abschaffung von Abzügen ansteigen. Zusammenfassend sprächen insbesondere drei Gründe für eine Beibehaltung vielfältiger Abzüge: Zum einen die Flexibilität, das Steuersystem individuellen Gegebenheiten, wie bei Kinderbetreuungskosten, anzupassen. Zweitens die Möglichkeit, niedrige Steuern auf sehr elastische Aktivitäten zu erheben, wie bei der Freistellung ausländischer Einkünfte. Und drittens die Subventionierung effizienzsteigernder Tätigkeiten, beispielsweise bei der steuerlichen Begünstigung von Forschung und Entwicklung.

MaTax bietet der Scientific Community hochrangigen wissenschaftlichen Austausch zu aktuellen Steuerthemen

Das weitere Programm der vierten MaTax-Konferenz umfasste 32 Vorträge in zehn Sessions, die das Organisationskomitee aus zahlreichen internationalen Bewerbungen ausgewählt hatte. Das vielfältige Programm beinhaltete aktuelle, überwiegend empirische Forschungsergebnisse zu den Themen Steuervermeidung, Steuererhebung und -administration, Identifikation steuerbedingter Verhaltensreaktionen sowie Determinanten der Steuerpolitik. Die Teilnehmer/innen zeigten sich von den hochwertigen Diskussionen und den Möglichkeiten zum wissenschaftlichen Austausch angetan. Auch für das kommende Jahr sind bereits zahlreiche Veranstaltungen mit internationalen Kooperationen geplant. MaTax wird finanziert vom ZEW, der Universität Mannheim, dem Land Baden-Württemberg sowie der Leibniz Gemeinschaft, der das ZEW angehört. Darüber hinaus kooperiert der WissenschaftsCampus mit dem Institut für Finanz- und Steuerrecht der Universität Heidelberg. Derzeit arbeiten im Rahmen von MaTax 15 Professoren/-innen und 70 Nachwuchswissenschaftler/innen zusammen.