Wie beeinflussen Demografie und Klimawandel die Entscheidungen von Finanzmarktakteuren?

Konferenzen

ZEW-Konferenz zu Alterung und nachhaltiger Finanzierung

Susan Thorp (University of Sydney) zeigte in ihrer Keynote am ersten Konferenztag, warum Entspraren für Rentner/innen schwierig ist.

Wie beeinflussen der demografische Wandel und der Klimawandel die Entscheidungen von Finanzmarktakteuren? Welche spezifischen Herausforderungen und Auswirkungen ergeben sich für verschiedene zivilgesellschaftliche Akteure wie beispielsweise Rentner/innen, Eigenheimbesitzer/innen, Erben/-innen, Privatanleger/innen im Allgemeinen, Banken, und Firmen? Um diesen Fragen nachzugehen, veranstaltete das ZEW Mannheim am 27. und 28. April 2023 eine Konferenz zum Thema Altern und nachhaltige Finanzen.

Neben drei Hauptvorträgen von führenden Expertinnen und Experten aus den Bereichen Haushalts- und Lebenszyklusfinanzierung sowie Bankwesen wurden vierzehn ausgewählte Forschungspapiere von Teilnehmenden aus zehn verschiedenen Ländern vorgestellt und diskutiert.

Hauptvorträge zum Entsparen von Vermögen, nachhaltige Vermögensanlage und grüne Kredite

Am zweiten Konferenztag unterstrich Steven Ongena (Universität Zürich) in seinem Vortrag die Bedeutung biosphärischer Werte bei Kreditvergabeentscheidungen.

Die erste Keynote mit dem Titel „Ageing and Complex Financial Decision Making“ hielt Prof. Susan Thorp von der University of Sydney in Australien. Anhand australischer Daten zeigte sie, dass Rentner/innen nur ungern Vermögen entsparen, d.h. auflösen und fast nie freiwillig in monatliche Rentenzahlungen umwandeln. Als mögliche Gründe nannte Thorp das Bestreben, einen guten Lebensstil beizubehalten, Vererbungsmotive und die Angst vor erheblichen medizinischen Ausgaben. Sie fasste drei Haupterklärungen zusammen, warum das Entsparen für ältere Menschen so schwierig ist: Timing (der Rückgang der kognitiven Fähigkeiten und des Finanzwissens im Alter), Input (verzerrte Erwartungen und fehlendes Rentenwissen) und Komplexität, da die Entscheidung für den Abbau von Vermögenswerten eine große Herausforderung darstellt. Thorps Forschung zeigt, dass mehr Beratung in Bezug auf das Entsparen erforderlich ist.

David Robinson, Professor an der Fuqua School of Business, Duke University in den USA, hielt seinen Hauptvortrag zur Frage, wie sich Korrekturen der Klimaprognosen auf die Wahl des Haushaltsportfolios auswirken. Auf der Grundlage von schwedischen Umfrage-Paneldaten zeigte er, dass eine größere geografische Nähe zu extremen Wetterschocks mit Änderungen der Überzeugungen über den Klimawandel zusammenhängt, was sich wiederum auf die Portfoliozusammensetzung auswirkt. Er stellte auch fest, dass Geschlecht und finanzielle Bildung in dieser Beziehung eine Rolle spielen. Er zeigte jedoch auch, dass diese Verschiebung in der Vermögensstrukturierung nicht ausreicht, um die Kapitalkosten von nachhaltigen gegenüber weniger nachhaltigen Unternehmen deutlich zu senken, was vor allem auf die politische Polarisierung zurückzuführen ist.

Am zweiten Tag der Konferenz befasste sich Prof. Steven Ongena von der Universität Zürich in seinem Vortrag mit dem Thema Banking, Demographie und Klima. Mithilfe von Daten über Kreditanträge von Unternehmen und Präferenzen von Bankangestellten einer mittelgroßen Bank in China zeigte er, dass Kundenmanager/innen günstigere Empfehlungen für die Kreditanträge sogenannter grüner Unternehmen abgeben, während Kreditsachbearbeiter/innen mit nicht nachhaltigen Präferenzen im zweiten Schritt die Empfehlungen der Manager/innen zu nachhaltigen Anträgen ablehnen. Seine Arbeit unterstreicht die Bedeutung der biosphärischen Werte von Bankangestellten für die Kreditvergabeentscheidungen von Banken, wenn solche grüne Unternehmen einen Kredit beantragen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz zum Thema Altern und nachhaltige Finanzen 2023 am ZEW Mannheim.

Im Verlauf der Konferenz präsentierten vierzehn Forschende ausgewählte Beiträge zu den Themen Aktienmarktbeteiligung von Haushalten, Ausgabeverhalten, nachhaltige Investitionen von Haushalten, Klimafinanzierung, grüne Finanzintermediation sowie Altersvorsorge und Einkommen im Alter. Unter anderem wurden die folgenden Fragen diskutiert:

  • Welche Faktoren erklären die geringe Beteiligung von Haushalten am Aktienmarkt? Beeinflusst der Klimawandel diese Beteiligung? Kann die Einbeziehung nachhaltiger Finanzprodukte und die Verbesserung der Nachhaltigkeitspraktiken von Unternehmen diese Beteiligung erhöhen? Wie beeinflussen sich Klimawandel, grüne Transformation und Finanzintermediation gegenseitig?
  • Legen Investoren und Hausbesitzer/innen Wert auf Nachhaltigkeit?
  • Wie kann verpflichtendes Sparen für die Rente Entscheidungen über die Wohnsituation verzerren?
  • Nehmen Menschen ihr Erbe vorweg, indem sie bereits im Voraus Ausgaben tätigen?
  • Sind Rentner/innen bereit, Schwankungen bei ihren Renteneinkünften zu akzeptieren?
  • Wie verteilen Vermögensverwalter/innen das Risiko in verpflichtenden Altersvorsorgefonds?

Die Konferenz bot den Teilnehmenden eine hervorragende Gelegenheit, die Verbindung zwischen zwei der wichtigsten langfristigen makroökonomischen Trends – dem demografischen Wandel und dem Klimawandel – zu diskutieren und sich mit interessierten Forscherinnen und Forschern aus der ganzen Welt auszutauschen.

Die Konferenz wurde durch die Stiftung Geld und Währung finanziell gefördert.

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