Wie geht es weiter mit der EEG-Umlage? Erneuerbare Energien werden auf absehbare Zeit nicht ohne Subventionen auskommen

Nachgefragt

Die Verbraucher müssen ab dem kommenden Jahr für die Förderung von Ökostrom deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die sogenannte EEG-Umlage wird dann von bislang rund 3,6 Cent auf rund 5,3 Cent steigen. Vor diesem Hintergrund plädiert Umweltökonom Andreas Löschel für einen maßvollen Ausbau erneuerbarer Energien.

Prof. Dr. Andreas Löschel leitet den Forschungsbereich Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement am ZEW. Darüber hinaus ist er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg. Löschel fungiert als Leitautor für den 5. Sachstandsbericht (2010- 2014) des Weltklimarates (IPCC). Er ist Vorsitzender der Expertenkommission, die im Auftrag der Bundesregierung regelmäßig den Sachstand bei der Energiewende beurteilt. In umweltökonomischen Fragen hat er unter anderem verschiedene Bundesministerien, die Europäische Kommission sowie das Europäische Parlament beraten.

Durch die EEG-Umlage sollen alle Stromverbraucher in Deutschland an den Kosten beteiligt werden, die sich durch die Förderung von Strom aus erneuerbaren Energien ergeben. Wie kommt der starke Anstieg der Umlage von 2012 auf 2013 zu Stande?

Der starke Ausbau erneuerbarer Energien und die steigende Einspeisung treiben die Kosten der Förderung von 14 auf etwa 20 Milliarden Euro. Dies führt – bedingt auch durch die gesunkenen Vermarktungserlöse am Strommarkt – zu einem Anstieg der Umlage von etwa 1,7 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Etwa 0,9 ct/kWh des Umlageanstiegs können direkt den einzelnen erneuerbaren Energien zugeordnet werden. Wegen des raschen Zubaus – allein die Kapazitäten an Photovoltaik- Anlagen stiegen im Jahr 2011 um sieben Gigawatt (GW) – waren die tatsächlichen Ausgaben viel höher als bei der Festsetzung der EEG-Umlage im letzten Jahr prognostiziert. Wegen der fallenden CO2-Preise sanken auch die Strompreise an den Großhandelsbörsen und damit die Einnahmen aus dem Verkauf des erneuerbaren Stroms. Es entstand ein Nachholbedarf von etwa 0,5 ct/kWh. Deshalb wurde für die Zukunft eine Liquiditätsreserve geschaffen, die mit etwa 0,3 ct/kWh zum Anstieg der EEG-Umlage beiträgt.

Von der EEG-Umlage können sich Unternehmen befreien lassen, die besonders energieintensiv sind. Welche Auswirkungen hat die Ausweitung der Umlagereduzierung für die Industrie auf die Umlage?

Ab Anfang des Jahres 2013 zahlen stromintensive Unternehmen mit mehr als einer Gigawattstunde Stromverbrauch nur noch zehn Prozent der Umlage, dann ein Prozent und über 100 Gigawattstunden 0,05 Cent pro Kilowattstunde. Wegen der Ausweitung der Umlagereduzierung für energieintensive Unternehmen müssen die Mindereinnahmen von den restlichen Verbrauchern kompensiert werden.
Der oben dargestellte Umlageanstieg könnte auf mehrere Schultern verteilt werden und etwa 0,1 bis 0,2 ct/kWh niedriger ausfallen, wenn die Umlagereduzierung nicht ausgeweitet worden wäre. Insgesamt führen diese Regelungen zu Mindereinnahmen von fast vier Milliarden Euro. Fast die Hälfte des Industriestroms wird somit nicht voll belastet.

Wie sollte die EEG-Umlage sinnvoll reformiert werden, sodass die Kostensteigerungen künftig moderater ausfallen und der Strom bezahlbar bleibt?

Ökonomisch wird ein weiterer massiver Ausbau im bestehenden Fördersystem nicht durchzuhalten sein. Die jetzt festgelegte Deckelung beim Bau von Solaranlagen wird zu einem nochmaligen Boom bei neuen Anlagen führen. Zudem bestehen globale Überkapazitäten und die Förderung ist in Deutschland am höchsten. Das führt zum genauen Gegenteil dessen, was wir benötigen. Besser wäre ein maßvoller Ausbau der erneuerbaren Energien, mit dem der Neubau der Stromnetze schritthalten kann. Um die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung nicht zu gefährden, sollten die Ausnahmeregelungen rasch auf den Prüfstand: nur die Unternehmen, die Stromkostensteigerungen nicht durch Preiserhöhungen weitergeben können, sollte besonders behandelt werden.

Ist der Ausbau der regenerativen Energie in Deutschland nur durch Subventionen zu erreichen?

Die Energiewende gibt es nicht zum Nulltarif. Während Wasserkraft und Windenergie auf dem Festland vergleichsweise günstig sind, betragen die Kosten der Stromproduktion durch Photovoltaik immer noch knapp das Vierfache dessen, was Strom derzeit an der Börse kostet. Auch Windenergie auf dem Meer ist teuer. Es ist nicht damit zu rechnen, dass diese Technologien in absehbarer Zeit ohne Subventionen auskommen. Trotzdem erscheint mir eine Förderung erneuerbarer Energien sinnvoll und wichtig. Allerdings sollte diese Förderung mittelfristig in Richtung einer Prämie für erneuerbare Energien als Aufschlag auf den Börsenpreis für Strom weiterentwickelt werden – unabhängig von der zugrundeliegenden Technologie.