ZEW-Kurzexpertise zur Beschäftigungssituation Älterer im Dachdeckergewerbe erschienen
ForschungEine Kurzexpertise des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) analysiert die Beschäftigungssituation Älterer im Dachdeckerhandwerk. Diese Berufsgruppe wird in der Öffentlichkeit öfter als Beleg dafür angeführt, dass Beschäftigte in körperlich belastenden Tätigkeiten die Regelarbeitsgrenze praktisch nicht erreichen können. Die quantitativen Analysen des ZEW anhand repräsentativer Arbeitgeber-Beschäftigten-Daten belegen, dass sich bislang im Dachdeckerhandwerk die Frage so gut wie nicht stellt, wie Ältere bis zur Regelarbeitsgrenze beschäftigt werden könnten.
Dies hat allerdings nicht mit einem übermäßigen Abgang von Dachdeckern in den frühen Ruhestand zu tun. Vielmehr erweist sich der Beruf des Dachdeckers als typischer Einsteigerberuf, der insbesondere geringqualifizierten Männern am Anfang der Berufskarriere nützt. Der größte Teil der Beschäftigten, die sich für die Tätigkeit als Dachdecker entscheiden, geben den Beruf schon bis zum Alter von 40-50 Jahren auf, also weit vor dem heutigen und künftigen gesetzlichen Rentenalter.
So sind gerade einmal 12 Prozent aller Dachdecker älter als 50 Jahre, unter allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männern in Vollzeit sind es dagegen 22 Prozent. Das mittlere Alter der Dachdecker liegt mit 37 Jahren, fünf Jahre unter dem mittleren der Alter der Gruppe aller sozialversicherungspflichtig in Vollzeit beschäftigten Männer. Wegen der hohen Abgangsraten schon in jüngerem Alter ist das Dachdeckerhandwerk in besonderem Maß auf die Rekrutierung von Nachwuchs angewiesen. Notwendige Anpassungen an Auslastungsschwankungen vollziehen sich zu einem Gutteil über Veränderungen bei der Zahl der Neueinstellungen, so dass von unten her Schwankungen im Altersaufbau entstehen.
Zuletzt sind die Dachdecker wegen fehlendem Nachwuchs spürbar gealtert. Deshalb könnten Fragen, wie das Dachdeckerhandwerk altersgerechte Arbeit schaffen kann, in wenigen Jahren an Bedeutung gewinnen. Sollten die altersspezifischen Abgangsraten auf dem derzeitigen Niveau verharren, lässt sich absehen, dass sich bis zum Jahr 2020 die Zahl von Dachdeckern, die älter sind als 50 Jahre, verdoppeln wird.