Internationale Klimaverhandlungen unter dem Einfluss ihrer Institutionalisierung und nationaler Eigeninteressen
Internationale Klimaverhandlungen unter dem Einfluss ihrer Institutionalisierung und nationaler Eigeninteressen
Im Rahmen des Projektes wurde die Institutionalisierung multilateraler Umweltabkommen untersucht. Anhand spieltheoretischer Analysen der internationalen Klimaverhandlungen sollten die Verhandlungsergebnisse durch die jeweiligen nationalen Eigeninteressen erklärt werden. Ausgangspunkt der Arbeiten war die Charakterisierung von Klimaschutz als globalemöffentlichen Gut. Im Unterschied zu nationalen öffentlichen Gütern existiert auf internationaler Ebene keinerlei übergeordnete staatliche Instanz, die das gewünschte kooperative Verhalten der Staaten erzwingen könnte. Folgerichtig kann Kooperation souveräner Staaten nur auf rein freiwilliger Basis erfolgen. Dies stellt eine wesentliche Verschärfung des ohnehin gravierenden Anreizproblems bei öffentlichen Gütern dar. In den neunziger Jahren wurde im Rahmen von zweistufigen Koalitionsspielen versucht, freiwillige Kooperation zu generieren. Auf der Grundlage neoklassischer Standardannahmen kommen diese Modelle jedoch ebenfalls zu eher pessimistischen Prognosen bezüglich der Chancen internationaler Kooperation. Das DFG-Forschungsprojekt ging nun von der Hypothese aus, dass sich bestimmte gesellschaftliche Gruppen in den einzelnen Ländern auch an Fairnesskriterien (z.B. Pro-Kopf-Emissionen, prozentuale Vermeidungsanstrengungen etc.) orientieren. So ist die Rolle von Fairness-Argumenten für die klimapolitische Diskussion insbesondere im Hinblick auf die Lastenverteilung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern evident. Aufgrund ihres Wiederwahlinteresses werden also Regierungen neben den (eng definierten) Kosten und Nutzen aus Klimapolitik solche Fairnesskriterien mit berücksichtigen. Basierend auf Equity-Präferenzen, die auch das reale Verhalten von Versuchspersonen in der experimentellen Ökonomik gut erklären können (vgl. Bolton und Ockenfels 2000), wurden im Projekt die Anreizstrukturen internationaler Klimaverhandlungen im Rahmen eines nichtkooperativen Spiels analysiert. Die theoretischen Analysen zeigten, dass bei Berücksichtigung von Fairness-Kriterien ein höheres Maß an Kooperation erklärt werden kann. Im Falle heterogener Länder konnte gezeigt werden, dass Equityorientierung ebenfalls einen kooperationsfördernden Effekt haben kann. Allerdings hängt dies u.a. stark vom Typ der Equitypräferenzen ab. In der dritten Phase des Projektes ging es vor allem um die Frage, inwiefern die theoretisch abgeleiteten Ergebnisse empirische Relevanz beanspruchen können. Zu diesem Zweck wurde eine weltweite Befragung unter Teilnehmern des klimapolitischen Verhandlungsprozesses durchgeführt. Dabei zeigte sich u.a., dass Gerechtigkeitsaspekte tatsächlich als sehr wichtig in internationalen Klimaverhandlungen angesehen werden sowie dass die sog. "polluter-pays"-Regel und die begleitende "poor losers"-Regel die am weitesten akzeptierten Fairness-Regeln sind.