Internationalisierung von Beschaffungsmärkten aus der Sicht eines Maschinenbauunternehmens
Internationalisierung von Beschaffungsmärkten aus der Sicht eines Maschinenbauunternehmens
Die Internationalisierung der Wirtschaft zwingt immer mehr Unternehmen zu einer Internationalisierung ihrer Beschaffungsaktivitäten. Wie aber sind dabei Kosten- und Qualitätsvorteile zu erreichen? Wie lassen sich auf internationalen Beschaffungsmärkten die wettbewerbsfähigsten Lieferanten finden? Vor dieser Frage stehen vor allem Unternehmen, die am Anfang der Internationalisierung ihrer Beschaffungsaktivitäten stehen und bisher kaum über internationale Erfahrung verfügen. Sie sehen sich einer Vielzahl von Optionen ausgesetzt, denen sie unternehmensintern häufig nicht mit eigener instrumenteller Kompetenz begegnen können. Aber auch die „international erfahrenen“ Unternehmen sind gezwungen, ihre Internationalisierungsstrategien zu rechtfertigen und kontinuierlich zu überprüfen. In der Praxis existierten bis vor kurzem keine Methoden, mit deren Hilfe die Wettbewerbsfähigkeit potenzieller Lieferländer systematisch evaluiert werden konnten. Zum einen wurde die Komplexität der zu berücksichtigenden Zusammenhänge als zu hoch eingeschätzt. Zum anderen sind derartige Methoden in Hinblick auf ihre allgemeine Verständlichkeit einer „intuitiven und unternehmerischen“ Herangehensweise häufig unterlegen, sodass ein systematischer Einsatz solcher Methoden nicht vorangetrieben wurde. Das ZEW hat in Zusammenarbeit mit der Heidelberger Druckmaschinen AG das „Global Sourcing Management Tool“ entwickelt. Mit seiner Hilfe lässt sich die Entscheidungskomplexität im internationalen Beschaffungsprozess reduzieren: Auf Basis von Außenhandelsdaten lassen sich für die 21.000 Produkte der internationalen Produktnomenklatur Indikatoren berechnen, die eine Bewertung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und der durchschnittlich gelieferten Produktqualität möglicher Lieferländer erlauben. Die potenziellen Lieferländer, deren Unternehmen sich in den unterschiedlichen Produktqualitätsstufen als besonders wettbewerbsfähig erwiesen haben, werden identifiziert. Diese „Vorselektion“ ermöglicht es den Unternehmen, die Suche nach potenziellen Lieferanten auf die selektierten Lieferländer zu beschränken. Hohe „Suchkosten“ werden dadurch reduziert. Mit dem „Global Sourcing Management Tool“ lassen sich darüber hinaus Trendprognosen erstellen. Potenzielle Lieferländer, die gewisse Qualitätsstandards bzw. eine gewisse Wettbewerbsfähigkeit noch nicht erreicht, aber in den letzten Jahren stark aufgeholt haben, können mit dem Tool sensitiv beobachtet werden.